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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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da suchen! Das ist ja vollkommen irre.«

    »Kannst du feststellen, welche Heime das sind? Welche
Heime hier in Berlin infrage kommen? Wie schnell kannst du das rausfinden?«

    »Kriege ich dann die Geschichte?«

    Für Meike kriegst du jede Geschichte meines Lebens,
dachte er. »Du kriegst die Geschichte.«

    »Ich brauche zwei, drei Stunden Zeit. Grau, die Geschichte
ist so verrückt, dass keiner in der Redaktion sie mir glauben wird. Aber
langsam findet alles seinen Platz und seinen Sinn. Also, zwei, drei Stunden.
Gib mir deine Telefonnummer.«

    Grau gab sie ihr, starrte Milan an und erklärte: »Es ist
alles immer viel einfacher, als man anfangs glaubt. Thelen baut Altenheime. Er
braucht nichts anderes zu tun, als von irgendeinem Trupp das Geld und den Stoff
in eines dieser Altenheime bringen zu lassen.«

    »Wir können aber doch die Heime nicht durchsuchen?« Milan
schüttelte den Kopf. »Es wird nicht ein Heim sein, es werden mehrere sein. Und
sie stehen nicht leer. Da sind Menschen drin. Grau, sei kein Träumer. Das geht
nicht.«

    »Das muss gehen!«, schrie Grau trotzig. »Das muss verdammt
noch mal gehen. Ist dir klar, was geschieht, wenn Davidoff auf Sunderns Fährte
bleibt? Und der Bundesnachrichtendienst? Die Kripo?«

    Milan nickte. »Das ist mir klar. Gib mir mal das
Telefon.«

    Grau gab es ihm und Milan wählte eine Nummer.

    »Ich möchte Geronimo«, sagte er drängend. Er musste eine
Weile warten, dann erklärte er: »Wir brauchen in drei Stunden etwa zwanzig
Leute. Sie müssen so gekleidet sein, dass sie aussehen wie Handwerker oder
Maurer oder Schreiner oder was weiß ich. Kriegst du das hin?

    Es ist jetzt zwei, wir kommen gleich rein. Wir brauchen
die Leute um fünf oder sechs Uhr. Ich erkläre dir das noch genau. Dann noch ein
Problem: Gibt es Funkgeräte oder genug Telefone, sodass sie alle miteinander
reden können? Mach es irgendwie, Bruder, ich werde dich küssen.«

    »Du bist verdammt gut«, sagte Grau anerkennend.

    »Du kannst mir ein Empfehlungsschreiben geben.« Milan
lächelte. »Jetzt ein Taxi. Ich bin dein Schatten und ich sage dir: Du siehst
beschissen aus und brauchst Ruhe! Widersprich mir nicht!«

    Sie gingen die letzten fünfhundert Meter gemächlich zu
Fuß. Sie sahen an drei Fenstern in den oberen Stockwerken Männer mit
Filmkameras und in der Straße vor Mehmets Haus drei Berufsfotografen
herumlungern.

    Grau ging auf sie zu. »Ist irgendetwas, Kollegen?«, fragte
er provozierend.

    Einer der drei, ein blonder, langer Kerl, sagte: »Es
sieht nach Unruhe aus. Wir haben Tipps gekriegt. Angeblich macht sich die
Unterwelt Feuer unter den Arsch.«

    »Aha.« Gleichmütig gingen sie weiter.

    »Moment mal, sind Sie nicht Grau?«, fragte einer der Fotografen
aufgeregt hinter ihnen her.

    Grau reagierte nicht und sie bogen in die Einfahrt.

    »Das wird heiß«, sagte Milan. »Ich frage mich, was Davidoff
noch im Ärmel hat.«

    »Nicht am helllichten Tag«, entgegnete Grau erschöpft.
»Das kann er nicht riskieren, das wäre Selbstmord.«

    »Ich gehe zu Sigrid«, erklärte Milan. »Ich kann nicht
mehr denken.«

    »Wie sieht das eigentlich mit den Nachbarhäusern aus?«

    »Rechts und links von diesem Haus wohnen ausschließlich
Mehmets Leute. Auch die Häuser gehören ihm, die gegenüber auch. Da kann nichts
passieren. Ach, Grau, lass uns eine Pause machen und auf diese Frau mit den
Altenheimen warten.«

    »Schon gut, ich bin nur unruhig. Ich habe auch irgendwie
das Gefühl, dass wir in der Falle sitzen.« Er ging auf den Lift zu. Ein junger
Mann brachte sie nach oben und sie trennten sich müde und ausgelaugt.

    Als Grau ins Zimmer trat, stand Meike am Fenster und
sagte ohne Aufregung: »Ich habe immer so Angst um dich, Grau, und ich bin
wütend auf mich selbst.«

    »Ich bin ja hier«, sagte er. »Haben wir ein Badezimmer?
Ich fühle mich dreckig.«

    »Haben wir. Soll ich dich abwaschen, Grau?«

    »Das wäre schön.«

    »In die Wanne gehen zwei rein, es ist eine große Wanne.
Ach, Grau, ich denke, du willst keine Gewalt, und dann geht alles nur
gewalttätig ab.«

    »Das Furchtbare ist, dass ich Gewalt säe. Was immer ich
tue, es kommt jedes Mal Gewalt dabei heraus. Ich habe mich eingemischt, ich bin
Teil deiner Mannschaft. Schlecht für einen Journalisten.«

    »Misstraust du Sundern noch immer?«

    »Nein, nein. Er sagt ja, dass zwanzig Prozent der Gelder
Schwarzgelder sind, und er wird die übliche, fadenscheinige Ausrede haben: Wenn
ich die Geschäfte nicht mache,

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