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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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sagte: ›Du kannst dich in der Zeit gesundstoßen.‹« Sie kicherte.
»Das kann man wörtlich nehmen. Wo ist deine Karre?«

    »Um die Ecke«, antwortete Grau mit trockenem Mund.

    In dieser Sekunde war Milan auf der anderen Seite von
Mieze und fasste sie sofort am Oberarm. »Grüß Gott!«

    »Scheiße, die Bullen!«, sagte sie atemlos. Sie ließ den
Kopf hängen.

    »Keine Bullen«, sagte Grau trocken. »Viel schlimmer. Wie
sind die Peruaner bewaffnet?«

    »Ich sage nichts.«

    »Du sagst sofort was«, knurrte Milan. Sie gingen schnell,
das Mädchen hatte keine Chance.

    »Also, die haben Pistolen und dann so lange schwarze
Dinger, Maschinenpistolen, glaube ich. Wieso seid ihr keine Bullen? Na sicher
seid ihr Bullen.«

    »Wo sind die Peruaner?«

    »Wo? Na, in der Wohnung. Ach so: Sie sitzen im Wohnzimmer.«

    »Wo ist Meike?«

    »Oh, Scheiße, ihr wisst das!«

    »Sicher wissen wir das«, presste Milan hervor. »Und wir
retten dir gerade das Leben. Also, wo ist sie?«

    »Da ist rechts eine Tür ins Schlafzimmer.«

    Sie bogen jetzt um die Ecke. Da stand ein schwerer Mercedes,
ein Mann sah sie im Rückspiegel und stieg sofort aus.

    Milan schien sich zusammenzukrümmen und Grau sagte
hastig: »Nicht schlagen, verdammt noch mal!« Milan entspannte sich wieder und
stellte vor: »Das ist Geronimo!«

    Geronimo war unglaublich dick, ein Mann wie ein Berg. Er
mochte fünfzig Jahre alt sein, trug sein Haar schulterlang und einen
Schnurrbart der Marke Kaiser Wilhelm. Über das ganze Gesicht strahlend, dröhnte
er: »Jetzt ist Mieze draußen, jetzt können wir loslegen, oder?«

    Grau sah Milan an und schüttelte den Kopf. »Dann geht Meike
drauf.«

    »Nicht, wenn sie im Schlafzimmer bleibt«, sagte Geronimo.
Er hielt in jeder Hand eine Eierhandgranate und lachte. Sein Bauch zitterte
mit.

    »Der ist doch wahnsinnig«, sagte Grau kaum hörbar.
    Milan zischte: »Steck die Scheißdinger ein, Geronimo. Wir
ziehen die Sache durch, ohne dich.«

    Geronimo war nicht beleidigt. Er lächelte: »Freunde, ich
will mich nicht aufdrängen, ich bin sensibel.« Er wandte sich an Grau. »Ich
weiß nicht, weshalb du das tust, Kumpel, aber Sundern wird dir die ganze Stadt
schenken.«

    »Ich bin mit der halben zufrieden«, sagte Grau lächelnd.
»Nimm jetzt das Mädchen und bring sie weg. Stell einen neuen Wagen direkt vor
das Haus, jetzt, ist das klar?«

    Geronimo nickte. »Na, dann steig ein, Kleine, der liebe
Gott will dich noch nicht.«

    Grau und Milan kehrten um und gingen schnell zurück. »Wir
knacken jetzt die Wohnungstür«, sagte Milan.

    »Tun wir nicht«, sagte Grau. »Ich werde klopfen und sie werden
mir öffnen.«

    »Bist du verrückt?«

    »Nicht die Spur. Du wirst hinter mir sein, okay?«

    Milan nickte und sah ihn sehr aufmerksam an. Dann lächelte
er, nahm seinen Arm und murmelte: »Gut so, mein Freund.«

    Sie gingen in die Wohnung der Penner und Grau stellte
Brot, Brötchen, die Reste von Butter, Wurst und Käse auf ein kleines Brett.
Dann sagte er knapp: »Jetzt kommt der Service, Milan, jetzt kannst du was
lernen.«

    Sigrid saß auf der zweiten Treppe zum vierten Stock und
rauchte scheinbar ruhig eine Zigarette.

    »Geh einen Absatz tiefer«, flüsterte Milan. »Und du lässt
niemanden durch. Stellst jedem ein Bein!«

    Jemand hatte grellrot an die Wand gesprüht: Deutschland einig, stark und gross – die
Scheisse geht von vorne los!

    Überall waren jetzt Stimmen zu hören, Gelächter,
Schimpfen, das Geräusch fließender Wasserhähne, das Husten von Leuten, die
eindeutig zu viel rauchten. Miezes Wohnung hatte eine sehr neu aussehende
Eingangstür mit zwei Sicherheitsschlössern. Sie war natürlich verschlossen.

    Grau seufzte. »Heh«, schrie er laut: »Ontbijt! Frühstück!
Breakfast! Essen!« Und er klopfte kräftig gegen die Tür. In der Linken hielt er
das Brett mit dem Frühstück, seine Rechte hielt den Revolver.

    Er war sich augenblicklich der Skurrilität bewusst: In welcher
Stellung hatte der seitliche Hebel zu sein, wenn er schießen wollte? War das
Ding jetzt gesichert oder nicht? Du bist ein Arsch, dachte er matt, ein fantastischer
Krieger.

    Dann ging die Tür auf. Der Mann war klein, zierlich und
dunkelhäutig, er hatte das typisch breite Gesicht eines Anden-Indianers. Er
lächelte ängstlich.

    »Kopje Koffie!«, sagte Grau grinsend und mit Nachdruck.
    »Ahh«, machte der kleine Mann begeistert und die Tür ging
ganz weit auf.

    Grau zielte. Er war krampfhaft darauf bedacht, niemanden
zu

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