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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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verletzten, und schoss in ein weit offen stehendes, bestens ausgerüstetes
leeres Badezimmer. Der Lärm war eindrucksvoll, es schepperte ohrenbetäubend.

    Der Mann vor ihm blieb sofort stehen, Grau rannte gegen
ihn und drückte ihn vorwärts. Dann schoss er noch einmal, diesmal in die Decke.

    »Sit down!«, herrschte er den kleinen Mann an.

    Zwei andere saßen auf einem breiten, dunkelgrünen Sofa,
ein Dritter links zum Fenster hin in einem Sessel. Der Mann, der ihm die Tür
geöffnet hatte, plumpste zunächst in einen Sessel, der mit dem Rücken zu Grau
stand. Als er begriff, dass er Grau die Sicht versperrte, wechselte er brav in
einen Korbstuhl neben dem Mann am Fenster.

    Alle vier trugen die gleiche Kleidung. Ein ordentliches
weißes Oberhemd ohne Schlips, dazu eine dunkelgraue Hose und ein braun-grünes
Jackett. Sie wirkten spießig und brav, saßen sehr aufrecht und schienen nicht
im Geringsten verängstigt, eher demutsvoll. Sie warteten, was Grau entscheiden
würde.

    Milan war hinter ihm. »Okay. Es läuft sehr glatt.« Dann
öffnete er die Tür. »Sie ist da auf dem Bett«, sagte er. »Gefesselt.«

    »Hol sie raus, und ab mit euch«, sagte Grau.

    Von rechts hörte er Geräusche, Meike sagte erstickt: »O
Gott!« Dann Milans Stimme: »Okay, wir gehen!«

    »Macht schnell!«, befahl Grau. Es war unglaublich einfach.
Rechts auf einer Truhe lagen Waffen. Grau ging hinüber und stellte sein
Frühstücksbrett daneben. Es waren die typischen Waffen, wie man sie in
amerikanischen Filmen zu sehen bekommt: blauschwarz schimmernd, klobig,
kurzläufig, mit gelöcherten Blechen, die wahrscheinlich ein Überhitzen
verhindern sollen. Grau verstand nichts davon.

    Es waren acht Waffen, für jeden der vier eine große, klobige
und ein Revolver. Grau nahm zwei und warf sie aus dem offenen Fenster. Das
dauerte ungefähr eine Minute, weil er jedes Mal vier Schritte hin- und
zurückgehen musste.

    Die kleinen Männer sahen ihm dabei aufmerksam zu. Als der
rechts auf dem Sofa sitzende Mann sich bewegte, schoss Grau sofort. Er traf
eine an der Wand aufgehängte Topfpflanze, einen Efeu.

    »Ganz ruhig.« Er war fast heiter und lächelte die Männer
an. »Ihr seid wirklich brav gewesen, Kumpels.«

    Er drehte sich um und ging hinaus. Dann zündete er zwei
Donnerschläge an und legte sie vor die Tür, bevor er die Treppe hinunterlief.

    »Grau!«, schrie Milan unter ihm.

    Dann kamen die Explosionen. Sie waren schwer, das Haus
zitterte, Grau stand auf der zweiten Treppe und hielt die Augen geschlossen. Er
ging drei Stufen zurück und sah hinauf. Die Granaten hatten die Tür aus den
Angeln gerissen, es roch sehr scharf.

    Im Nebel tauchte einer der Peruaner auf, er hielt etwas
in der Hand. Grau schoss auf ihn und dachte: Wie schrecklich einfach das ist …

    Der Mann machte den Eindruck, als wäre er irgendwo gegengerannt,
er bückte sich nach vorn und umfasste seinen Oberschenkel.

    Grau rannte los und hörte, wie der Mann stürzte.
    »Grau!«, schrie Milan noch mal.

    »Schon gut«, brabbelte er keuchend, »schon gut. Ich komme.«
Er sprang, so schnell er konnte, die Treppen hinunter, strauchelte zweimal,
hielt dann inne, hörte Stimmengewirr, ohne ausmachen zu können, ob es über oder
unter ihm war. Er keuchte heftig vor Anstrengung und hatte plötzlich das
Gefühl, sich übergeben zu müssen. Irgendwo schrie eine Frau sehr schrill:
»Graul« Wahrscheinlich war es Sigrid. Er antwortete nicht und lief plötzlich
wieder zurück.

    Der Mann, den er getroffen hatte, lag auf dem Treppenabsatz
unterhalb der Wohnung von Mieze. Er lag bewegungslos still auf dem Rücken und
sein rechtes Bein war merkwürdig vom Körper abgewinkelt, als gehörte es nicht
mehr zu ihm. Grau kniete nieder, berührte den Mann vorsichtig an der Schulter
und sagte eindringlich: »He, Meister!«

    Unter ihm schrie eine jugendliche Stimme überschnappend:
»Haut ab, Leute, gleich kommen die Bullen!«

    Eine Frau antwortete nörgelnd: »O Scheiße, meine frisch
gebratenen Frikadellen!«

    Die Haut des Peruaners spannte sich durchsichtig über den
hohen Wangenknochen, nicht mehr braun, eher grau. Der Mann atmete kurz und
zischend. Am Mittelfinger der rechten Hand trug er einen schweren Silberring
mit einem großen gebänderten Achat.

    Unten brüllte Milan erneut: »Grau!«

    »Alles in Ordnung!«, schrie er zurück. »Hau ab! Sofort!«
Er war zornig, weil sie nicht flüchteten.

    Die Augenlider des Mannes waren halb geschlossen und Grau
sah nur einen

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