Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
Vom Netzwerk:
fahren. Wenn Nase tatsächlich so dick im Kokaingeschäft
ist und wenn er diese Peruaner als Verstärkung nach Berlin geholt hat, dann muss
er doch auch wissen, dass Steeben in der Stadt ist. Und dann ist er ihm auch
garantiert schon auf der Spur.«

    »Das ist falsch«, widersprach ihm Milan. »Wenn Nase gewusst
hätte, wo dieser Steeben ist, hätten die Typen nicht Meike geholt.«

    »Du hast recht«, gab Grau zu. »Aber vielleicht ist alles
ganz anders, als wir denken.«

    Milan versuchte, einen Witz zu machen. »Wir denken doch
gar nicht.«

    »Wo steht der Wagen?«

    »Zwei Querstraßen weiter. Ich hole ihn. Komm, ich bringe
dich runter. Du kommst hier nicht raus, wenn du nicht weißt, welchen Weg du
gehen musst.«

    Sie kamen in einen vollkommen kahlen Vorraum. Zwei Türen
führten hinaus. Milan schob eine Plastikkarte in einen kleinen Kasten und eine
der Türen sprang auf. Die folgenden drei jeweils vollkommen kahlen Räume
öffnete er genauso. Auch der Aufzug funktionierte nur mit der Karte.

    »Wenn Mehmet nicht will, dass du gehst, bist du ewig sein
Gast. Ziemlich clever.«

    Sie standen in einem Torbogen. Links, ungefähr fünfzig
Meter entfernt, lag der Eingang zu Mehmets Restaurant. Es herrschte emsiger
Betrieb. Milan verschwand nach rechts, Grau blieb stehen und wartete. Milan
glitt mit dem Wagen neben ihn und rutschte auf den Beifahrersitz. »Du fährst,
ich habe noch immer keine Papiere. Ich sage dir, wo es langgeht. Also zuerst
geradeaus, dann rechts, dann wieder rechts: Dann kommst du auf die A 111.
Richtung Rostock.«

    »Daraus wird wohl nichts«, sagte Grau gepresst. »Hinter
uns ist ein Wagen. Er folgt uns. Wenn wir abbiegen, bremst er ab, ist aber
immer wieder da. Was machen wir jetzt?«

    »Nicht auf die Autobahn«, bestimmte Milan. »Auf keinen
Fall zeigen, wohin wir wollen. Führe ihn einfach ein paarmal im Kreis. Wenn er
dranbleibt, müssen wir überlegen. Kannst du erkennen, wie viele Leute drin
sind?«

    »Zwei.«

    »Dann bremse ihn aus. Bremse plötzlich, wenn eine Kneipe
kommt, fahr rechts ran. Wir sehen dann, was er tut.«

    Vor einer Kneipe schaltete Grau unvermittelt herunter,
fuhr scharf rechts an den Gehsteig und hielt.

    »Wir müssen aussteigen«, sagte Milan schnell. »Normal
aussteigen und ins Lokal gehen.«

    Also taten sie so, als hätten sie sich überlegt, doch
noch einen letzten Schluck zu trinken.

    »Er meint uns tatsächlich«, sagte Milan. »Siehst du, er
wartet. Komm, wir gehen rein.«

    Drinnen war wenig los. Nur zwei Männer standen an der
einfachen Theke, der Wirt sprach ganz ruhig mit ihnen, die Szene wirkte sehr
sachlich.

    »Zwei Cola.« Milan gab ihre Bestellung auf. »Guten Morgen.
Wo ist denn der Lokus?«

    »Im Flur nach hinten«, sagte der Wirt.
    Milan verschwand.

    Grau legte beide Arme auf die Theke, nippte an seiner
Cola und starrte in das Glas. Niemand kam herein, niemand sah nach, was sie in
dieser Kneipe taten.

    Einer der Männer an der Theke erzählte empört von einer
alten Frau, die er mit seinem Taxi den ganzen Tag durch Berlin hatte fahren
müssen.

    »Sie hatte unheimlich viel Kies, die Alte. War kein
schlechter Typ. Sie erzählte, sie hätte ihren Bauernhof an einen Golfklub
verscherbelt. Jetzt suchte sie Messinglampen. Sie hatte nur eines im Kopf: Messinglampen.
Sie wollte ins KaDeWe, um dort Lampen zu kaufen. Zwei oder drei Zentner Messinglampen.

    Ich sagte: ›Muttchen, das ist doch Schrott ist das!‹ Und
was sagte sie? Sie sagte: ›Ich habe Geld genug, es macht nichts, wenn sie mich
übers Ohr hauen.‹ Die war richtig glücklich, die Alte. Unsereiner weiß nicht,
wie er die Steuern bezahlen soll, und die kauft zentnerweise Messinglampen!«

    Irgendwann kam Milan ganz außer Atem zurück.

    »Es ist alles okay«, sagte er leise. »Wir können.«

    Sie bezahlten und gingen hinaus. Der Wagen ihrer Verfolger
stand immer noch da. Die Männer waren nicht zu sehen.

    »Sie warten gegenüber in einer Einfahrt«, hauchte Milan.
»Aber sie können uns nicht mehr folgen. Platte Reifen.«
    »Hast du die Nummer?«

    »Sicher. Ich bin aus dem Lokusfenster geklettert, jetzt habe
ich einen Splitter im Arsch!«

    Grau ließ den Motor an und sah im Rückspiegel, wie die
Männer zu ihrem Auto liefen. »Was machen sie für einen Eindruck?«, fragte er.

    »Nicht aus der Szene«, sagte Milan sehr entschieden. »Irgendwas
mit Bullen. Du musst jetzt auf die Einhundertelf.«

    Nach einer Weile fluchte Grau aus seinen Gedanken heraus:
»Verdammt, verdammt,

Weitere Kostenlose Bücher