Kurier
voll bekokst und
besoffen und behauptet, er hätte die stärksten Männer der Szene im Kreuz, große
Beschützer.«
»Wo ist denn dieser Bauernhof? Und wo steckt Nase jetzt?«
»Er ist verschwunden. Geronimo sagt, Nase hat Angst. Du musst
diesen White anrufen, du musst rauskriegen, was er weiß.«
Grau nickte, nahm den Apparat und wählte die Nummer. Es
war schon elf Uhr durch, er hoffte, White würde noch erreichbar sein.
Zu seinem großen Erstaunen meldete er sich sofort. »Was
macht mein Späher in Feindesland?«
»Ich habe eine sichere Fahrkarte zu Sundern«, sagte Grau
trocken. »Ich vermute mal, Sie wissen davon.«
»Sie vermuten richtig. Jemand vom Verfassungsschutz hat
Thelen angerufen. Er hatte allerdings ziemlich miese Neuigkeiten.«
»Welche denn?«, fragte Grau betont ahnungslos.
»Sie haben einem Mann vom Verfassungsschutz beide
Unterarme gebrochen. Beide, Grau! Gehört jetzt Brutalität zu Ihrem
Handwerkszeug?«
»Danke für den Hinweis mit dem Verfassungsschutz. Das
konnte ich bisher nicht verifizieren. Und noch etwas, White: Ich war es nicht.«
»Wer dann?«
»Mein Angestellter.«
»Ihr was?« White war verblüfft. »Was sind denn das für
neue Sitten?«
»Hector hat mir dazu geraten«, sagte Grau. »Zugegeben,
der Mann hat etwas ungeschliffene Manieren, aber ansonsten ist er ein
Edelstein.«
»Das kann gefährlich werden«, sagte White mit einem
drohenden Unterton.
»Überhaupt ist das Leben lebensgefährlich«, säuselte Grau.
»Stimmt es, dass Sie Sunderns Frau aus irgendeinem
Schlamassel rausgeholt haben?«
»Das stimmt«, sagte Grau betont bescheiden.
»Das ist ja fantastisch!« White tat plötzlich begeistert.
»Haben Sie eine Spur von Steeben?«
»Nicht die geringste. Aber angeblich lebt er noch. Allerdings
weiß niemand, wo das Geld und der Stoff abgeblieben sind. Warum haben Sie mir
eigentlich nicht gesagt, dass Sie mit Steeben persönlich gesprochen haben?
Thelen war auch dabei.«
»Das stimmt so nicht«, sagte White ganz ruhig. »Wer immer
das behauptet hat, es stimmt so nicht.«
»Es stimmt eben doch. Deshalb wussten Sie auch, dass
Steeben mit der Exfrau von Sundern geschlafen hat. Steeben selbst hat es Ihnen
nämlich gesagt. Warum haben Sie mich belogen?«
White blieb einen Moment lang stumm. Dann sagte er: »Ich
habe Sie nicht belogen. Die Geschichte war einfach zu kompliziert, um sie in so
kurzer Zeit in allen Einzelheiten zu erzählen. Ich betrüge nie, Grau.«
»Sie betrügen, wann immer es gut für Sie ist«, stellte
Grau trocken fest. »Wie passt denn Nase in Ihr Spiel?«
»Wer, bitte schön, ist Nase?«
»Ein Kokser und Nuttenvater«, sagte Grau gleichmütig.
»Nase behauptet, er hätte mächtige Beschützer. Und es sieht so aus, als würde
er Sie und Thelen meinen. Also gut, wenn ich Steeben habe, sage ich Bescheid,
okay?«
»Passen Sie gut auf sich auf, Grau. Wenn wir Steeben haben,
steigen Sie sofort aus.«
Grau wartete eine Sekunde, ehe er sagte: »Ich steige dann
aus, wenn ich es für notwendig halte, White. Sie haben mich aufgefordert, also
müssen Sie jetzt auch mit mir tanzen.«
»Moment mal.« Whites Stimme hob sich. »Sie verstoßen
gegen unsere Vereinbarung. Wenn wir Steeben haben, ist Ihr Auftrag zu Ende!«
»Sie sind wirklich ein Arschloch«, sagte Grau. Er warf
White aus der Leitung. »Wenn Nase verschwunden ist und wenn er einen Bauernhof
hat, dann ist er doch bestimmt dort. Weißt du, wo der liegt?«, wandte er sich
wieder an Milan.
»In Malchow, an irgendeinem See. Moment, ach ja, Müritzsee.«
»Ist das weit?«
»Nicht sehr, kommt aufs Auto an. Fahren wir sofort?«
»Natürlich fahren wir sofort, wir haben einen hauchdünnen
Wissensvorsprung. Wer von unseren neuen Freunden hat ein schnelles Auto?«
»Mehmet vielleicht. Ich frage ihn. Ich gebe das Telefon
zurück und frage ihn.«
»Das Telefon nehmen wir mit und du bindest ihm nicht auf
die Nase, wohin wir fahren.«
Milan nickte und verschwand, Grau zog sich an.
Milan kam zurück. »Wir können Mercedes haben oder Porsche.
Ich sagte: Wir nehmen den Mercedes.«
Grau nickte.
»Er wollte nicht einmal wissen, wohin wir fahren, er hat
auch nicht nach dem Telefon gefragt, er ist ein kluger Mann. Geronimo sagt: ›Nase
ist mit zwei Leuten auf Tour. Einer ist so alt wie Nase, also fünfzig, einer
ist zwanzig.‹ Geronimo sagt auch, der Zwanzigjährige ist ein Rechtsaußen, ein
Schläger. Nase hat ihn gemietet, ein Schlägersklave.«
»Lass uns
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