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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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sie nimmt Kokain!«

    »Die Reichen und die Schönen«, kommentierte Milan ironisch.
»Hast du Angst, sie wird dir wegfliegen?«

    »Ja«, sagte Grau wild.

    Dann fiepte das Telefon in Graus Jackentasche. Er fummelte
es heraus und gab es Milan.

    »Ja, bitte?«, fragte Milan. Dann hörte er zu und sagte:
»Nein, nein, wir sitzen in Mehmets Wagen, wir haben das Telefon bei uns. Ich
bin nur der Angestellte. Wollen Sie ihn sprechen …? Meike ist wieder weg? Wieso
weg …? Gut, ich sage es ihm.« Er drückte auf einen Knopf und erklärte: »Es war
Sundern. Meike ist von Mehmet aus ins Memphis, aber sie ist nicht dort angekommen. Sie ist schon wieder verschwunden.
Sundern klang so, als würde er Berlin anzünden.«

    »Vielleicht ist sie zu Steeben«, dachte Grau laut. »Vielleicht
hat sie Kontakt zu ihm, vielleicht, vielleicht, immer nur vielleicht. Wollen
wir umkehren?«

    »Nein«, erwiderte Milan. »Es ist mitten in der Nacht, sie
werden eine Weile brauchen, um zu erfahren, wo sie ist. Kann sein, dass alles harmlos
ist, oder? Wir sollten Nase fragen gehen. Weißt du, im Krieg war es einfacher.
Hier warst du und da drüben waren die anderen. Du wolltest sie töten, du hast
auch nicht fragen brauchen, wer sie sind. Du hast sie getötet.

    Du kommst jetzt auf die 10 und fährst dann auf die 24. Im
Dreieck Dosse musst du auf die A 19 nach Rostock. Abfahrt Nummer 17, dann die A
192 bis Klink. Du bist dann zwischen Kölpinsee und Müritzsee. Dann links nach
Grabenitz. Hörst du mir überhaupt zu?«

    »Entschuldigung, was hast du gesagt?«

    »Schon gut«, murmelte Milan. »Du könntest schneller
werden, du bist nur bei einhundertsechzig. Geh hoch.«

    Grau beschleunigte. »Ich weiß nicht einmal, wie du mit
Nachnamen heißt.«

    Milan lachte. »Sarajevo.«

    »Wie die Stadt?«

    »Wie die Stadt. Die Sippe heißt eigentlich ›von Sarajevo‹,
aber Adel gibt es nicht mehr, nur einfache Leute.«

    »Was wirst du tun, wenn man dich ausweist?«
    »Irgendwohin, Australien, Kanada. Ich will nicht mehr
nach Hause. Nur Gräber, verstehst du?«

    Grau nickte. »Sicher, sicher. Sieh mal, Gewitter.«

    »Gewitter ist gut«, befand Milan. »Am besten ist so etwas
bei strömendem Regen. Da sind sie alle froh, dass sie ein Dach überm Kopf
haben.«

    »White hat mich betrogen. Ich frage mich langsam, wer
mich eigentlich nicht betrügt.«

    »Ich«, sagte Milan blitzschnell und sie lachten.

    Milan nahm die Karte zu Hilfe. »Es ist besser, du gehst
auf der Nummer 18 bei Röbel raus. Dann nach Röbel, dann nach Norden nach
Sietow. Hast du jetzt zugehört?«

    »Habe ich«, bestätigte Grau. Als das Telefon erneut fiepte,
sagte er schnell: »Geh nicht ran, hör einfach weg.«

    Milan nickte. »Mehmet ist schlau, Sundern auch. Sie werden
sich denken, wo wir sind. Kann also sein, dass wir Besuch bekommen. Wie ist das
bei Kokain? Kann man das einfach lassen?«

    »Sie behaupten das zwar alle, aber so einfach ist das
nicht. Ich weiß nicht viel, ich weiß nur, dass sie es brauchen.«

    »Ich brauchte Schnaps, als meine Leute tot waren. Ich
brauchte wochenlang Schnaps.«

    »Und wie hast du damit aufgehört?«

    »Ich musste. Ich hatte keinen Schnaps mehr. Wie finden
wir dieses Bauernhaus? Es wird niemand mehr auf der Straße sein.«

    »Wir suchen ein Bauernhaus mit Berliner Autos vor der
Tür. So viele werden das nicht sein, denn das ist ein Naturschutzpark.« Dann
fragte er Milan: »Wahrscheinlich könntest du auch gar nicht nach Hause zurück,
sie würden dich töten, oder?«

    Milan nickte. »Irgendjemand wird mich töten. Dann wird irgendjemand
irgendjemand für mich töten und so weiter. Die Menschen lernen nicht. Politiker
sind Schwätzer und Besserwisser. Aber das weißt du selbst am besten.«

    Von Nordwesten her kam eine schwarze Wolkenwand und der
Wind frischte auf. Noch ehe sie die Ausfahrt genommen hatten, goss es in
Strömen. Sie erreichten Sietow nach zwanzig Minuten, und weitere fünfzehn
Minuten später rasten sie auf einer schmalen, nicht ausgebauten Straße
gefährlich schnell zwischen Klink und Grabenitz dahin. Es blitzte und krachte,
der Regen kam in dichten Böen.

    »Rechts ist ein Hof, ein Haus mit Licht«, sagte Milan. »Lass
das Auto stehen, fahr es unter die Bäume. Jetzt wird es feucht.«

    Grau steuerte den Wagen in einen Waldweg und parkte ihn
zwischen zwei hochstämmige Buchen. Sie stiegen aus und waren im Nu klatschnass.
»Das tut gut, das ist wie eine Dusche«, sagte Milan fröhlich.

    Das Gehöft sah aus wie

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