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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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stimmt
grundsätzlich etwas nicht. Jetzt kommen wir zu White …«

    »Moment, Moment.« Grau überlegte kurz. »White hat mir
gesagt, dass Steeben im Grunde so eine Art Kokainschläfer sein soll. Also:
Irgendwo im nordeuropäischen Markt gibt es kein Kokain mehr, dann Auftritt
Steeben, Übernahme des lokalen Marktes und natürlich auch die Ausdehnung auf
andere Drogen. Im Hintergrund immer Steeben als der Retter. Könnte es nicht
sein, dass Steeben tatsächlich nach außen hin mit Immobilien spielen will, als
Tarnung?«

    Sundern nickte. »Vielleicht steckte auch die Idee
dahinter, die fünf neuen Bundesländer dafür zu erschließen. Aber dann nicht
über die Jetset-Droge Kokain, Grau, Kokain ist viel zu teuer. Und noch etwas:
Nase versorgte bisher etwa die Hälfte des Berliner Marktes. Er wurde aus
Amsterdam beliefert. Niemand wird in Berlin zum Kokskönig, bevor er nicht Nase
erledigt hat. Wenn man Nase ausbooten will, dann muss man mit Amsterdam
verhandeln und nicht mit Nase …«

    »Nase hat mit White und Thelen gesprochen«, sagte Grau.
»Was kann das bedeuten?«

    Sundern winkte ab. »Das muss überhaupt nichts bedeuten.
Nase war für jedermann erkennbar ein Kokshändler. Wir wollen nicht kleinlich
sein, wir wollen auch gar nicht wissen, wen er belieferte und für wie viel
Geld. Wir stellen nur fest: Nase handelte mit dem Zeug.

    Wenn White und Thelen ihn trafen, dann bedeutet das ganz
einfach Routine. Ein international arbeitender US-Rauschgiftfahnder trifft sich
immer mit Dealern. Er muss ihnen auf den Zahn fühlen, das ist sein Job. Thelen
vertritt den Bundesnachrichtendienst. Die Jungs kommen aus ihrer Trauer gar
nicht raus, weil die Russen keine bösen Buben mehr sind. Also drängen sie mit
Gewalt in die Drogenbekämpfung. Nein, nein, Grau, dass White und Thelen Nase
trafen, kann hundert Gründe haben und braucht mit dem Thema Steeben überhaupt
nichts zu tun zu haben.

    Entscheidend ist ein ganz anderer Punkt. Herrgott noch mal,
wieso kommen Sie eigentlich nicht selbst drauf: Nase beherrscht die Koksszene
in Berlin, Steeben kommt in der Absicht, den Markt zu übernehmen. Der gehört
aber in Wirklichkeit den Amsterdamern, die Nase beliefern. Was also muss man
tun, um die Holländer zu besänftigen? Was, Grau?«

    »Mit ihnen reden. Der Italiener müsste mit ihnen reden.«

    »Richtig.« Sundern nickte. »Aber genau das hat er nicht
getan. Bleiben wir zunächst einmal bei White. Er hat jahrelang in München
gearbeitet, in dieser Phase wurde er auch auf Sie aufmerksam. Dann hat man ihn
turnusgemäß nach Washington zurückbeordert. Okay?«

    »Das hat er jedenfalls behauptet«, bestätigte Grau.

    »Gut. Dann stößt White durch Außenagenten oder wie auch
immer auf diesen mächtigen Italiener, der Steeben mit Dollars und Stoff nach
Berlin einschleusen will. Auch okay! Er zieht die Sache an sich, um sie genau
zu beobachten. Selbstverständlich hat er dabei im Hinterkopf, dass es seiner
Karriere sehr gut tun würde, wenn er diesen Steeben samt Dollars und Stoff
seinen Vorgesetzten präsentieren könnte.« Er sah Grau lächelnd an.
»Einverstanden?«

    Grau nickte. »Bis dahin kann ich folgen.«

    »Jetzt passiert etwas Merkwürdiges«, sagte Sundern, als
spräche er mit sich selbst. »Vor rund zehn Tagen kommt Steeben hier an.
Angeblich mit Koks und Dollars. Merkwürdigerweise aber macht diese Sache kurz
vorher bei allen die Runde. Das heißt: Irgendjemand hat sehr gezielt verlauten
lassen: ›Jungs, jetzt kommt Steeben!‹« Sundern lächelte ins Leere.

    »Ist das beweisbar?«, fragte Grau und dachte im gleichen
Augenblick: Blöde Frage!

    Sundern breitete wie segnend die Arme aus. »Ich selbst
habe durch Zufall davon erfahren, denn ich habe mit Drogen wirklich nicht das
Geringste am Hut. Aber die damit irgendetwas zu tun haben, die wussten es alle.
Sie waren sehr gespannt, sehr unruhig, und sie waren hypernervös. Sie ließen
sich in Kneipen sehen, in denen sie besser niemals erschienen wären, und …«

    »… und die Bullen kassierten sie ab«, sagte Grau heiser.
»War das so?«

    Sundern verzog bitter das Gesicht. »Genau das ist passiert.«

    »Irgendeine undichte Stelle?«, fragte Grau und fühlte
sich hilflos.

    »Jemand, der so ein Ding tatsächlich drehen will,
riskiert keine undichte Stelle«, sagte Sundern. »Jedenfalls nicht der alte Herr
in Italien.«

    »White und Thelen haben also dafür gesorgt, dass die Geschichte
sich wie ein Lauffeuer verbreitete?«

    »Genau so war es. Ahnen Sie

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