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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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Recherchenkasse Geld bekommen.«

    »Quatsch! Du brauchst eigenes Geld, du hilfst mir, und du
wirst dafür bezahlt.«

    Meike wurde neben ihm wach und ihre Augen waren sehr blau
und sehr verschlafen. »Wenn du kommst, triffst du hier Sigrid und Meike, zwei
Freundinnen …«

    »Du hast es verdient, es gleich mit zwei auf einmal zu
treiben, Grau, du bist einfach ein Supertyp …«

    »Nun hör doch mal zu. Du triffst hier also diese Frauen,
und sie möchten gern dableiben. Es gibt nämlich ein paar Leute, die sie sehr
gern drankriegen würden. Und diese Leute sind Schweine. Also: Sag niemandem,
wer in deiner Wohnung ist. Wo schlaft ihr eigentlich?«

    »Bei Freunden. Das macht nichts. Und Geld will ich
keins.«

    »Du bist still und nimmst es. Dann noch etwas. Du kannst
in deinem Kommentar über das explodierte Bauernhaus andeuten, dass es um einen
Drogenkrieg geht. Erwähne auch ruhig, dass eine Gruppe aus Amsterdam mitmischt
und dass eine Berufskillerin das Bauernhaus in die Luft gejagt hat.«

    »Amtlich?«

    Grau grinste. »Amtlich ist gar nichts. Aber dein Beitrag
verträgt jedes Gerücht. Dieses Gerücht ist aber die reine Wahrheit. Du wirst
begehrt sein bei der Staatsanwaltschaft, weil die nicht den Hauch einer Ahnung
hat. Wenn die dich wollen, will dich auch die ARD. Also: Viel Glück.«

    Er unterbrach die Verbindung und warf das Telefon auf das
Bett.

    »Ich weiß jetzt, Grau, welche Chance ich haben will«, sagte
Meike und sah ihn mit großen Augen an. »Ich will nicht mehr mit halb heraushängenden
Titten durch das Memphis laufen und
so tun, als könnte jeder mal drüber. Scheiße, Grau, ich will den Tag lieben.
Dabei weiß ich nicht einmal, warum ich dir vertraue.«

    Das weiß ich auch nicht, dachte Grau. »Ich muss jetzt duschen,
wir gehen gleich los, zu Sundern. Beruhige dich und versprich, dass du in
dieser Wohnung bleibst.«

    Sie nickte. »Ich bleibe hier.«

    Kurze Zeit später ging Grau mit Milan auf die Straße, und
sie hielten ein Taxi an, das sie zum Kurfürstendamm brachte. Milan sollte mit
hineingehen, aber an einem anderen Tisch sitzen.

    »Ich will drin sein. Du bist dabei, dein Schatten muss
auch dabei sein«, hatte er verlangt.

    Das Kranzler war gedrängt voll. Grau war irritiert. Er drehte sich zu Milan um. »Hier kann
man doch nicht reden.«

    Milan deutete auf eine Tür. Sie führte in einen kleinen
Nebenraum, und Sundern hatte wohl seinen Einfluss spielen lassen, damit niemand
sie stören würde.

    Geronimo saß links an einem Tischchen und grinste Grau
freundschaftlich zu. Milan gesellte sich zu ihm, und sie begrüßten sich wie
zwei Buchhalter, deren Chefs Wichtiges zu bereden haben und die ganz genau
wissen: Was auch immer die Chefs verabreden – ohne uns läuft gar nichts.

    »Ich grüße Sie«, sagte Sundern förmlich und stand auf. Er
war größer als Grau, roch sanft nach Kouros und machte einen sehr gelassenen
Eindruck. »Haben Sie ausgeschlafen?«

    »Ich habe es zumindest versucht«, konterte Grau. »Haben
Sie diesen Steeben inzwischen gefunden?«

    Sundern schüttelte den Kopf und setzte sich wieder hin.
»Kein Steeben, keine Dollars, kein Koks. Wie geht es Meike?«

    »Ich denke, gut«, sagte Grau. »Es war alles ein bisschen
viel für sie.«

    Sundern lächelte vage. »Sie ist ein zähes Luder. Wie
gefällt Ihnen denn Berlin?«

    Grau lachte. »Ist das ernst gemeint?«

    »Nicht die Spur«, gab Sundern zurück. »Aber jetzt eine
ernsthafte Frage: Was haben Sie denn als Nächstes vor?«

    Grau zuckte die Achseln. »Weiß ich nicht. Bisher brauchte
ich nicht zu planen, bisher wurde ich verplant. Ich suche jemanden, der mir
erklärt, was sich hier eigentlich abspielt. Ich denke, Sie sind der richtige
Mann!«

    Es war eine sehr friedliche Szene. Drei Meter weiter sprachen
Milan und Geronimo miteinander. Was sie sagten, war nicht zu verstehen, aber es
wirkte sehr gelassen und friedlich, es klang wie eine freundliche Bassbegleitung.

    Niemand würde diesen Raum betreten, nicht einmal die
Bedienung. Es gab eine Thermoskanne Tee und eine mit Kaffee, auf dem Tisch
standen auch Mineralwasser und ein Teller mit auserlesenem Gebäck.

    »Wir sollten einander vertrauen«, sagte der erstaunliche
Sundern. »Wenn wir uns gegenseitig übers Ohr hauen, kommt es ohnehin irgendwann
raus.«

    »Das ist richtig«, bestätigte Grau.

    »Ich habe also gedacht, ich erzähle Ihnen die Geschichte,
wie ich sie sehe. Dann sind Sie dran. Können wir erst einmal klarstellen: Sie
sind also Journalist,

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