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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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meinem Gewerbe
nicht aus. Ich vertrete sie bei Immobiliengeschichten, berate sie in
Finanzdingen. Ja, ja, ich weiß, Sie denken, ich sei der Obermacker des ganzen
Vereins. Aber ich versichere Ihnen: Alles, was ich tue, ist legal.«

    »Versichern Sie mir das lieber nicht«, bat Grau trocken.

    Sundern betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen und
lächelte matt. »Es gibt bei der ganzen Geschichte einen Haken. Und der hat mit
dem alten Pedrazzini zu tun. Er hat sich zwar in diesen Glattarsch Steeben
verliebt, aber darüber hinaus ist er ein schlaues Kerlchen.

    Bei dem Telefonat mit ihm gab es ein paar Sekunden, die
mich wirklich nachdenklich gemacht haben. Ich sagte ihm, dass ich von diesem
Steeben nicht viel halte. Er erwiderte ganz bedächtig und melancholisch: ›Na
ja, er ist eben ein junger Mann, der noch viel lernen muss!‹ Verstehen Sie das,
Grau?«

    »Nein, jedenfalls nicht auf Anhieb.«

    »Na, dann überlegen Sie mal. Jeder alte Fahrensmann sieht
zu, dass er Nachfolger kriegt. Wenn er von einem dieser möglichen Nachfolger
denkt, dass der noch viel lernen muss, würde er ihm dann zehn Millionen Dollar
in bar und fünfzig Pfund hochkonzentriertes Koks mit auf die Reise geben?«

    Nach kurzer Stille sagte Grau tonlos: »Aber er hat es getan.«

    »Ja, ja. Aber warum? Warum hat er es getan? Grau, ich
habe einen Auftrag für Sie. Ich bezahle Sie in bar und ich bezahle Sie gut.«

    »Das geht, verdammt noch mal, nicht. Ich muss die Sache
mit White erledigen und ich weiß, dass er mich beschissen hat. Ich will das
erst vom Tisch haben. Was soll ich denn für Sie tun?«

    »Back to the roots!«, kommentierte Sundern knapp. »Wir
müssen die Sache rekonstruieren. Erinnern Sie sich bitte genau, was White
sagte: Steeben kommt mit der Direktmaschine von United Airlines am Donnerstag –
das war vor einer Woche – hier an. Er verlädt sein Gepäck in zwei Taxis und
fährt zum Hotel. Er checkt ein und das Gepäck wird von Pagen auf sein Zimmer
gebracht. Soweit klar? Was ist dann passiert, was sagte White?«

    »Der meinte, seine Leute checken ebenfalls ein, gehen auf
ihre Zimmer. Dann, nach zehn, fünfzehn Minuten, wollen sie nachsehen, ob
Steeben auch wirklich gut untergebracht ist, ob er auf seinem Zimmer hockt oder
im Restaurant, um etwas zu essen. Also: Sie machen sich auf die Socken, um herauszufinden,
was Steeben jetzt tut, und stellen fest, dass er verschwunden ist. Einfach so.
Als hätte er sich in Luft aufgelöst. Mitsamt dem Gepäck. Ich habe nicht die
geringste Ahnung, was an Whites Schilderung stimmt und was nicht. Aber so hat
er die Geschichte erzählt.«

    Sundern nickte. »Gehen wir mal davon aus, dass White
ausnahmsweise hier nicht gelogen hat. Dann stehen wir vor einem Problem.
Steeben hatte sechs ziemlich große Koffer bei sich, nicht wahr? In einem waren
Dollars, im anderen Koks. Die restlichen vier hat irgendjemand dem Auswärtigen
Amt mit schönen Grüßen an den Außenminister zugestellt.

    So weit, so gut. Steeben hatte maximal zehn Minuten Zeit,
um zu verschwinden. Samt sechs Koffern. Das kann er unmöglich allein gedreht
haben. Ich habe diesem Punkt besonders viel Augenmerk geschenkt. Das Hotel hat
eine zweigeschossige Tiefgarage, aus diesen Garagen fahren zwei Aufzüge hoch.

    Also kann jemand sechs Koffer sofort in den Lift gepackt,
in die Tiefgarage transportiert, dort in ein Auto verladen haben und
verschwunden sein. Das musste schnell erledigt werden, weil Whites Leute im
gleichen Haus waren. Also lief das nach genauer Planung ab. Stimmen Sie mir
zu?«

    »Ja.«

    »Gut. Ich kann sechs Leute in der Tiefgarage postieren,
die das Ding durchziehen. Ich kann es aber auch ganz anders drehen. Wie würden
Sie es machen?«

    Grau überlegte einen Augenblick. »Ich würde einen Mann im
Zimmer neben Steeben platzieren. Dieser Mann müsste von außen kommen, also in
der ganzen Szene unbekannt sein. Dann würde ich die zwei wirklich wichtigen
Koffer bei diesem Mann ins Zimmer stellen. Niemand käme zunächst auf die Idee,
sie dort zu suchen. Der Rest der Koffer samt Steeben ginge durch den Lift in
die Tiefgarage und damit aus dem Haus. Ziemlich einfach.«

    Sundern nickte. »Das genau sollen Sie für mich erledigen.
Sie haben Fotos von Thelen und White. Irgendjemand aus dem Hotel kann sie
bestimmt identifizieren.«

    »White und Thelen?« Grau schluckte. »Warum sollten die so
ein wahnsinniges Risiko eingehen?«

    »Das weiß ich nicht«, sagte Sundern leise. »Das weiß ich
nicht, aber wir

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