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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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Mordes an Lea
Rinkner wie mit einem Köder, den er vor ihrer Nase herumschwenkte.
Wahrscheinlich hätte er nur die Musik in seinem Zimmer laut stellen und
unbemerkt verschwinden müssen, und alle in der WG hätten geschworen, er sei dort gewesen.
    Doch Lindnar lieferte ihnen den Grund, dass sie ihn festhalten
konnten. Vielleicht hatte er ein Alibi, vielleicht auch nicht.
    Was bezweckte er damit?
    Dass Julie Szeidel langsam und erbärmlich irgendwo in einem
Verschlag zugrunde ging, während Hades in Untersuchungshaft saß und sich die
Hände rieb, weil er die Polizei zum Handlanger seines nächsten Mordes machte?
Sollte Julie Szeidel sterben, während sie ihn hier festhielten?
    Wie viele Punkte gab das in seinem Spiel?
    »Mengert, bring Herrn Lindnar zurück in die Arrestzelle, damit er in
Ruhe und ganz ohne Druck noch einmal darüber nachdenken kann, was er am
Montagabend gemacht hat.«
    Vor allem aber musste sie selbst nachdenken. Der nächste Zug. Sie
war dran.
    Als Maria auf den Flur trat, kam Jörg Maier gerade zur Abteilungstür
herein.
    »Ah, da habe ich ja Glück. Ich war gerade in der Nähe und wollte
fragen, ob du einen Kaffee mit mir trinken gehst?«
    Er lächelte, sodass sich die kleinen Fältchen um seine Augen
vertieften und sofort an Sonne, Meer und Dolce Vita denken ließen, auch wenn sie
sicherlich eher vom Neonlicht über dem Obduktionstisch stammten.
    Lindnar würde sowieso nicht reden, zumindest nicht in nächster Zeit.
Da konnte sie auch einmal kurz verschwinden.
    »Also gut. Die können hier mal eine Weile auf mich verzichten.«
    Aber vorher rief Maria noch einmal bei der Einsatzleitung in
Handschuhsheim an. Keine Spur von Julie.
    Jörg wollte gern in das »LiteraturCafé« an der Stadtbücherei. Da es
keine zwei Minuten entfernt lag, war es Maria gerade recht. In der Bäckerei
gegenüber wäre bestimmt über kurz oder lang ein Kollege aufgetaucht, der
brühwarm weitererzählt hätte, dass die Mooser schon wieder mit dem Maier
zusammenhockte.
    Maria bestellte wirklich nur einen Kaffee, obwohl an der Theke
knusprige Croissants und Muffins lockten. Schließlich wollte sie nicht, dass
Jörg dachte, sie wäre ein Vielfraß.
    »Hast du Lust, nächste Woche mit mir ins Kino zu gehen?«, fragte
Jörg, nachdem sie an einem der dunklen Holztische vor der Fensterfront Platz
genommen hatten. »Wir müssen ja noch unseren verpassten Abend nachholen.«
    Ja, den Abend, den er morgen mit der lieben Karin verbringen würde.
Trieb ihn das schlechte Gewissen her?
    Es war das erste Mal gewesen, dass Jörg sie zu sich nach Hause
eingeladen hatte. Und dabei trafen sie sich nun schon etliche Wochen. Nicht
allzu oft, aber doch so oft, dass man hoffen konnte, dass mehr daraus würde.
    Maria hatte gedacht, dass dieser Abend vielleicht anders ablaufen
würde als die anderen Treffen, bei denen sie freundschaftlich miteinander
geplaudert hatten, in einer Gaststätte, einem Café, einem Restaurant, wo es
nicht passte, zärtlich zu werden.
    Sie trank an ihrem Kaffee, um ihm nicht ins Gesicht schauen zu
müssen.
    »Kino wäre prima, gerne.«
    »Und, kommt ihr weiter? Was macht der Fall mit dem irren Dichter?«
    Maria berichtete, froh, über etwas reden zu können, was ihren
enttäuschten Gesichtsausdruck erklärte. Und froh, ihre dumpfe Angst um das
kleine Mädchen mit jemandem teilen zu können.
    Sie erzählte von Julie, von Lindnar, dem Gedicht an der Wand, seinem
seltsamen Verhalten während des Verhörs, von ihrer Angst, dass er sie benutzte,
um das Kind irgendwo sterben zu lassen.
    »Das wäre in der Tat pervers.« Jörg schaute nachdenklich auf seine
Kaffeetasse. »Pervers und genial. Er macht dich zur Komplizin.«
    »Ich überlege, ob ich ihn laufen und überwachen lasse. Vielleicht
führt er uns zu dem Mädchen.«
    »Man könnte es zumindest versuchen. Wenn ihr Pech habt, gibt’s viel
Aufwand für nichts. Aber wenn du es nicht tust, und deine Vermutung war
richtig? Das wäre wohl die üblere Variante.«
    »Da könntest du recht haben.«
    Sie musste ziemlich frustriert geklungen haben, denn Jörg klopfte
ihr freundschaftlich auf die Schulter.
    »Nun lass mal nicht den Kopf hängen.«
    Wie bei einem Pferd, dachte Maria. Gleich hält er mir bestimmt noch
ein Zuckerstück hin. Sie schaute auf die Uhr.
    »Ich muss wieder zurück.«
    Als sie an der Theke vorbeigingen, blieb ihr Blick an den Croissants
hängen. Im Rahmen der allgemeinen Friedensverhandlungen mit Alsberger wäre es
vielleicht eine nette Geste, wenn sie zur

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