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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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und wir fanden auch den falschen Raguser. Also hier, aqui , ist Tantchens Belohnung, das recompenso de tua tia , meine Liebe«, er zog einen Geldbeutel aus seiner Tasche, »und hier, y aqui« , ein versiegeltes Päckchen folgte, »ist ein kleines Geschenk, regalo para ti , meine Gute, für dich.«
    »Ein Geschenk?« kreischte Mercedes mit blitzenden Augen und löste vorsichtig Seidenband, Wachspapier und Watte von einer Silberkette mit einem hübschen, brillantenbesetzten Kreuzchen daran. Nach einem Aufschrei des Entzückens küßte sie ihn, rannte zum Spiegel, stieß noch mehr Schreie aus und trat wieder vor ihn hin, die Kette mit dem Kreuz um den Hals gelegt. Sie zog den Bauch ein, drückte die Brust heraus (wie ein balzender Täuberich), bückte sich und hielt ihm ihre Brüste hin, zwischen denen die Brillanten blitzten. »Gefällt dir? Gefällt dir? Gefällt dir?« bestürmte sie ihn.
    Jacks Blick verlor alles Brüderliche, seine Stimmritze wurde steif, und sein Herz begann zu klopfen. »O ja, das gefällt mir sehr«, sagte er heiser.
    »Timely, Sir, Bootsmann von der Superb« , dröhnte eine mächtige Baßstimme in der geöffneten Tür. »Oh, Verzeihung, Sir ...«
    »Macht nichts, Timely, macht nichts.« Jack richtete sich auf. »Ich bin sehr froh, Sie zu sehen.«
    Und vielleicht war's ja auch besser so, dachte er, als er zum zweiten Mal bei der Kaitreppe anlandete, auf der Sophie einen vielköpfigen Haufen geschickter, fleißiger Superber zurücklassend, die in den neuen Wanten auf und nieder rannten. Bei all der vielen Arbeit. Aber was für ein süßes Ding sie doch ist ..., sinnierte er weiter. Er war jetzt auf dem Weg zu seiner Abendeinladung beim Gouverneur. Oder zumindest war das seine Absicht. Doch sein träumerischer Geist, der das eine Mal in die Vergangenheit, das andere Mal in die Zukunft schweifte, und sein Widerwille gegen das Paradieren in der Hauptstraße führten ihn durch obskure, nach dem jungen, gärenden Wein duftende und vom blauroten Trester verstopfte Hintergassen zur Franziskanerkirche auf dem Gipfel. Hier kehrte er mit einer bewußten Anstrengung in die Gegenwart zurück, nahm eine neue Peilung und schritt nach einem besorgten Blick auf seine Uhr hastig aus, vorbei am Arsenal und an Mr. Floreys grüner Haustür (mit einem schnellen Blick zu den Fenstern hinauf), einen nordnordwestlichen Generalkurs einschlagend, der ihn schließlich zur Residenz des Gouverneurs führen mußte.
    Hinter der grünen Haustür saßen ein paar Stockwerke höher Mr. Florey und Stephen bei einem improvisierten Mahl, dessen Bestandteile sie überall verteilt hatten, wo sie auf den verschiedenen Tischen noch Platz fanden. Seit ihrer Rückkehr vom Hospital waren sie mit dem Sezieren eines gut erhaltenen Delphins beschäftigt gewesen, der jetzt auf einer hohen Bank vor dem Fenster lag, neben etwas mit einem Leintuch Bedecktem.
    »Manche Kommandanten halten es für die beste Taktik, jeden Mann aufzulisten, der einen Tropfen Blut verloren oder eine Prellung erlitten hat«, sagte Mr. Florey, »weil eine lange Schlachterrechnung in der Gazette eindrucksvoller aussieht. Andere wiederum erwähnen keinen Mann, der nicht mausetot ist, weil eine geringe Verlustquote auf einen verantwortungsbewußten Kommandanten schließen läßt. Ich glaube, Ihre Liste liegt in der goldenen Mitte, vielleicht ein bißchen auf der vorsichtigen Seite. Sie sehen das Ganze natürlich aus dem Blickwinkel, der für die Karriere Ihres Freundes am günstigsten ist?«
    »Ganz recht.«
    »Sicher ... Lassen Sie mich Ihnen noch eine Scheibe von dem kalten Braten vorlegen. Dazu reichen Sie mir bitte ein recht scharfes Messer — Rindfleisch muß vor allem hauchdünn geschnitten werden, wenn es munden soll.«
    »Das hier ist zu stumpf«, sagte Stephen. »Versuchen Sie’s mal mit dem Amputationsmesser.« Er drehte sich zu dem Delphin um und spähte unter eine Flosse. »Nein, hier ist es nicht ... Wo haben wir’s nur gelassen? Ah«, sagte er, das Leintuch anhebend, »hier ist noch eins. Wundervolle Klinge, gewiß schwedischer Stahl. Sie haben Ihren Schnitt am Punkt des Hippokrates angesetzt, sehe ich.« Damit hob er das Leintuch noch etwas höher und musterte die junge Frau darunter.
    »Vielleicht sollten wir’s vorher waschen«, sagte Mr. Florey.
    »Ach, Abwischen reicht.« Stephen nahm dazu einen Zipfel des Leintuchs. »Übrigens, woran ist sie gestorben?« fragte er und ließ das Leintuch zurückfallen.
    »Das eben ist die Frage.« Mr. Florey schnitt

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