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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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die Ellis geschrieben, ebenso an Dillons Onkel und die Familien der gefallenen Matrosen; es waren die Gedanken an sie, die sein Gesicht verdüsterten, als er durch den Innenhof ging. Eine Gestalt im dunklen Torbogen verhielt den Schritt und schien ihn zu mustern. Im Durchgang zur hellen Straße konnte Jack nur einen Umriß und die beiden Epauletten eines dienstälteren Kapitäns oder Flaggoffiziers erkennen. Zwar salutierte er prompt, war aber immer noch verwirrt, als der andere ins Sonnenlicht hinaustrat und mit ausgestreckter Hand auf ihn zukam.
    »Captain Aubrey, nicht wahr?« begrüßte er ihn. »Keats von der Superb. Gestatten Sie mir, mein Bester, daß ich Ihnen von ganzem Herzen gratuliere. Das war wirklich ein glorreicher Sieg. Ich habe mich gerade in meiner Barkasse rund um Ihre Cacafuego rudern lassen und bin zutiefst beeindruckt Sir. Ganz erstaunlich. Wurden Sie stark beschädigt? Kann ich Ihnen irgendwie aushelfen — mit meinem Bootsmann, Zimmermann, Segelmacher? Und würden Sie mir das Vergnügen bereiten, heute abend bei mir zu speisen — oder sind Sie bereits anderweitig vergeben? Ich muß schon sagen ... Alle Gastgeberinnen in Mahón werden sich um Sie reißen. Was für ein Sieg!«
    »Aber nicht doch, Sir ... Meinen allerherzlichsten Dank.« Jacks Wangen erröteten vor unverhohlener Freude, und er erwiderte Kapitän Keats’ Händedruck mit solcher Kraft, daß dieser schmerzlich das Gesicht verzog. »Ich bin Ihnen zutiefst verbunden für Ihre freundlichen Worte. Ihr Urteil zählt für mich mehr als jedes andere. Um die Wahrheit zu sagen, ich soll heute abend beim Gouverneur essen und danach für das Konzert bleiben. Aber falls ich Sie tatsächlich bitten dürfte, mir Ihren Bootsmann zu leihen und einen kleinen Arbeitstrupp — meine Leute sind todmüde, total ausgepumpt —, ja, das wäre eine große Hilfe, ein Geschenk des Himmels.«
    »Das machen wir mit Freuden«, versprach Kapitän Keats. »Wohin sind Sie unterwegs, Sir? In die Stadt oder zum Hafen?«
    »Zum Hafen, Sir. Ich bin verabredet mit — mit einer Person in der Crown.«
    »Dann haben wir denselben Weg.« Kapitän Keats nahm Jacks Arm. Als sie die Straße überquerten, um im Schatten weiterzugehen, rief er einem Bekannten zu: »Tom, schau her, wen ich da im Schlepptau habe! Das ist Captain Aubrey von der Sophie ! Sie kennen doch bestimmt Kapitän Grenville, nicht wahr?«
    »Angenehm, höchst angenehm, Sir!« rief der grimmige, narbenübersäte Grenville und grinste über sein ganzes einäugiges Gesicht. Er schüttelte Jack die Hand und lud ihn prompt zum Essen ein.
    Bis Jack sich vor der Crown von Keats trennte, hatte er fünf weitere Einladungen ablehnen müssen. Von Gratulanten, die er respektierte, hatte er so anerkennende Worte gehört wie: »Das tollkühnste Gefecht, das ich kenne«, »Nelson wird begeistert sein« und: »Wenn s auf Erden noch Gerechtigkeit gibt, dann wird die Fregatte von der Regierung angekauft und Captain Aubrey ihr Kommandant.« Auf den Gesichtern der Matrosen und jungen Offiziere, die ihnen unterwegs begegnet waren, hatte er offenen Respekt, freimütige Bewunderung und neidlose Freude gesehen, und zwei dienstältere Kapitänleutnants, die er als eifersüchtig und erfolglos kannte, waren lächelnd zu ihm herübergekommen, um ihm mit Anstand zu gratulieren.
    Er betrat den Gasthof, rannte treppauf in sein Zimmer, warf den Uniformrock ab und sank auf einen Stuhl. Ich glaube, das ist es, was man Euphorie nennt, dachte er in dem Versuch, die tremolierende, brennende, ehrfürchtige und fast zu Tränen rührende Glückseligkeit in seiner Brust zu definieren. So saß er da und ließ den Aufruhr in sich toben. Und als Mercedes hereinstürzte, empfing er sie mit wohlwollendem, fast brüderlichem Blick. Sie sprang auf ihn zu, umarmte ihn leidenschaftlich und sprudelte eine Flut katalanischer Worte in sein Ohr, die mit dem feurigen Ausruf endete: »Mein tapferer, tapferer Kapitän — so herzensgut, so mutig und sooo hübsch !«
    »Danke, danke, liebste Mercy. Ich bin dir wirklich sehr dankbar. Sag mir«, bat er nach einer Anstandspause, in der er eine bequemere Stellung einnahm (dralles Mädchen, gut siebzig Kilo schwer), » diga me , bist du jetzt so nett und holst mir einen Krug eisgekühlte Sangria? Ich habe Durst, soif , viel Durst, ich verdurste gleich, meine Liebe.«
    »Dein Tantchen hatte ganz recht.« Er setzte den beschlagenen Glaskrug ab und wischte sich den Mund. »Das Schiff aus Vinaroz tauchte pünktlich auf,

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