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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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Straße von Gibraltar und nach Cadiz blasen. Zu Mittag setzte der erste ihrer drei Dreidecker sein Fockbramsegel und begann, aus der überfüllten Reede zu gleiten, binnen kurzem gefolgt von den anderen Schiffen. Im Abstand von zehn bis fünfzehn Minuten gingen alle ankerauf und strebten zu ihrem Treffpunkt vor Cabrita Point. Die Caesar lag immer noch an der Mole und übernahm Pulver und Kugeln, fast überquellend von Offizieren, Matrosen, Zivilisten und Garnisonssoldaten, die alle mit verbissener Konzentration schufteten.
    Schließlich war die ganze vereinigte Flotte unterwegs; selbst ihre Prise, die Hannibal , kroch unter Notrigg, von der französischen Fregatte Indienne geschleppt, zu der Landspitze hinaus. Da endlich erscholl auf der Caesar das gellende Pfeifen und Fiedeln, zu dem ihre Vorschiffsgang ums Ankerspill stampfte und sie von der Mole weg warpte: prächtig getrimmt und klar zum Gefecht. Donnerndes Hurrageschrei erhob sich an Land, pflanzte sich vom überfüllten Kai fort bis zu den Kasematten, Festungsmauern und Felshängen, die alle schwarz vor Menschen waren. Und als der Jubel allmählich verstummte, spielte der Musikzug der Garnison so forsch auf, wie er nur konnte, während sich die Seesoldaten der Caesar mit einem flotten Marsch bedankten. Über der ganzen Kakophonie waren immer noch die schrillen Querpfeifen zu hören — da blieb kein Herz ungerührt und kein Auge trocken.
    Als die Caesar am Heck der Audacius vorbeiging, setzte sie wieder Sir James' Flagge und kurz darauf das Signal Anker lichten — klar zum Gefecht. Die Ausführung dieses Befehls war vielleicht das schönste maritime Manöver, das Jack jemals gesehen hatte: Alle hatten ihn erwartet und ihre Ankertrossen bereits kurzstag geholt; in unglaublich kurzer Zeit waren die Anker oben und verkattet. Zwischen den Masten und an den Rahen entfalteten sich die hohen, weißen Pyramiden der Segel, als das britische Geschwader — fünf Linienschiffe, zwei Fregatten, eine Slup und eine Brigg — aus dem Windschatten des Felsens glitt und sich über Steuerbordbug zur Schlachtlinie formierte.
    Jack entfloh dem Gedränge und hatte schon den halben Weg zum Hospital zurückgelegt, weil er Stephen überreden wollte, mit ihm zum Turm hinaufzusteigen, als er seinen Freund durch die menschenleeren Gassen auf sich zurennen sah.
    »Hat sie abgelegt?« rief Stephen ihm schon von weitem entgegen. »Hat die Schlacht begonnen?« Nachdem Jack ihn beruhigt hatte, fuhr er fort: »Das wollte ich nicht versäumen, nicht für hundert Pfund. Dieser verdammte Kerl in Station B mit seinen Wahnvorstellungen, ausgerechnet jetzt ... Der unpassendste Moment, sich die Kehle durchzuschneiden, alberner Kerl.«
    »Es eilt nicht — in den nächsten Stunden faßt niemand eine Kanone an«, sagte Jack. »Aber es ist schade, daß Sie nicht gesehen haben, wie die Caesar hinausgewarpt wurde — es war wirklich ein glorreicher Anblick. Begleiten Sie mich auf den Felsen hinauf, von dort haben wir die beste Aussicht auf beide Geschwader. Los, kommen Sie. Wir holen nur noch zwei Teleskope aus unserem Quartier und die Mäntel — die Nacht wird kalt.«
    Stephen dachte kurz nach. »Also gut«, sagte er schließlich, »ich kann eine Nachricht hinterlassen. Und dann stopfen wir uns die Taschen mit Schinken voll, damit uns Ihre saure Miene und Ihre knurrigen Antworten erspart bleiben.«
    »Da segeln sie«, sagte Jack und blieb erneut stehen, um wieder zu Atem zu kommen. »Immer noch über Steuerbordbug.«
    »Ich kann sie sehr gut sehen.« Stephen war ihm um hundert Meter voraus und stieg schnell höher. »Halten Sie doch nicht so oft an, ich beschwöre Sie ... Los, weiter!«
    »O Gott, o Gott«, stöhnte Jack und ließ sich gegen seinen vertrauten Felsen sinken. »Wie schnell Sie klettern! Na also, da unten sind sie.«
    »Aye, da sind sie — fürwahr ein nobles Spektakel. Aber warum halten sie auf Afrika zu? Und warum nur unter Mars- und Bramsegeln, bei dieser leichten Brise? Dieser dort drüben stellt sogar sein Großbramsegel back.«
    »Das ist die Superb . Sie tut es, um auf Station zu bleiben und das Flaggschiff nicht zu überholen. Sie ist nämlich ein superber Segler, der schnellste der Flotte.« Jack schmunzelte über sein Wortspiel.
    »Warum setzen sie nicht alle mehr Tuch und stürzen sich auf den Feind?«
    »Oh, ein Frontalangriff kommt nicht in Frage — wahrscheinlich fällt überhaupt kein Schuß, solange es hell ist. Es wäre blanker Wahnsinn, ihre Schlachtlinie schon jetzt

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