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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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wahr, Sir?« fragte Babbington, und beide Offiziersanwärter lachten vergnügt.
    Jack wiegte nur bedenklich den Kopf.
    »Wie riesig diese Spanier doch sind«, seufzte Mowett. »Die Besatzung der Caesar hat darum gebeten, Tag und Nacht an ihrem Schiff arbeiten zu dürfen, Sir. Tagsüber hat es Kapitän Brenton gestattet, aber nachts sollen sie beim Arbeiten Wache um Wache gehen. Auf der Mole wurden Stapel von Zypressenholz aufgeschichtet, damit sie Licht genug haben.«
    Im Schein dieser Feuer stieß Jack auf Kapitän Keats von der Superb mit zweien seiner Offiziere und einem Zivilisten. Nach der ersten Überraschung, nach Begrüßung und Vorstellung wurde Jack zum Abendessen auf die Superb eingeladen — natürlich nur ein bescheidenes Mal, aber mit echtem Hampshire-Kohl, den die Astraea frisch aus Kapitän Keats' eigenem Garten gebracht hatte. Ob Jack sich ihnen gleich anschließen wolle?
    Jack schüttelte den Kopf.
    »Danke ergebenst für Ihre Güte, Sir«, antwortete er. »Aber ich fürchte, Sie müssen mich entschuldigen. Ich hatte das Unglück, meine Sophie zu verlieren, und wage zu behaupten, daß Sie demnächst über mich zu Gericht sitzen werden, gemeinsam mit den meisten anderen Vollkapitänen hier.«
    »Oh ...«, machte Kapitän Keats, plötzlich sehr verlegen.
    »Captain Aubrey hat völlig recht«, sagte der Zivilist wichtigtuerisch. Und in diesem Augenblick rief ein Kurier Kapitän Keats eilig zum Admiral.
    »Wer war dieser miese Bastard im schwarzen Rock?« fragte Jack, als ein anderer Bekannter, Heneage Dundas von der Calpe , die Treppe herunterkam.
    »Sie meinen Coke? Wieso, das ist doch der neue Militärrichter«, antwortete Dundas mit scheelem Blick. Oder blickte er doch nicht scheel? Im Licht der tanzenden Flammen war das nicht genau zu erkennen.
    Gegen seinen Willen mußte Jack an den zehnten Kriegsartikel denken: Jeder Angehörige der Marine, der feige kapituliert oder um Gnade bittet, wird, wenn er dessen durch das Urteil eines Kriegsgerichts für schuldig befunden wurde, mit dem Tode bestraft.
    Jack fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Kommen Sie mit zum Pub Blue Posts und helfen Sie mir, eine Flasche Portwein zu leeren, Heneage«, schlug er vor.
    »Jack«, antwortete Dundas, »nichts würde ich lieber tun, das schwöre ich Ihnen. Aber ich habe Brenton versprochen, ihn zu unterstützen. Ich bin gerade auf dem Weg zu ihm — dahinten wartet mein Arbeitstrupp.«
    Damit eilte er die Mole hinunter, dorthin, wo die Feuer heller leuchteten, und Jack zog ziellos weiter: durch die dunklen, steilen Gassen mit ihrem Gestank, vorbei an schäbigen Bordellen und schmuddeligen Kneipen.
    Am nächsten Tag stand er im Windschutz der Charles-V.-Mauer, stützte sein Teleskop auf einen Stein und kam sich fast wie ein Spion oder ein heimlicher Lauscher vor, als er beobachtete, wie die Caesar (nun nicht mehr Flaggschiff) an den Ausrüstungskai verholt wurde, um ihren neuen Groß-Untermast zu übernehmen, an die fünfunddreißig Meter hoch und fast einen Meter im Durchmesser. Sie setzten ihn so schnell, daß noch vor der Mittagszeit die Stengen, Wanten und Rahen standen; sein Rigg verschwand fast unter der Masse fleißiger Arbeiter.
    Tags darauf beobachtete Jack von seinem melancholischen Ausguck aus, voller Schuldbewußtsein wegen seiner Untätigkeit angesichts der fieberhaften, zielstrebigen Aktivität unter ihm (insbesondere an Bord der Caesar ), wie die San Antonio , ein verspäteter französischer Vierundsiebziger, aus Cadiz eintraf und zwischen ihren Verbündeten vor Algeciras Anker warf.
    Und am dritten Tag bemerkte er, daß auf der spanischen Seite der Bucht große Betriebsamkeit ausgebrochen war — Beiboote hasteten zwischen den zwölf Schiffen der vereinigten Flotte hin und her, neue Segel wurden angeschlagen und Vorräte übernommen, während auf den Flaggschiffen ein Signal das andere jagte. Die gleiche Betriebsamkeit herrschte auch in Gibraltar, ja, sie wirkte dort sogar noch hektischer. Die Pompée schien ein hoffnungsloser Fall zu sein, doch die Audacious war fast fertig, während die Venerable , die Spencer und natürlich die Superb voll einsatzbereit aussahen und die Caesar sich im letzten Stadium ihrer Aufrüstung befand, so daß sie tatsächlich binnen vierundzwanzig Stunden seeklar sein konnte.
    Während der Nacht kam aus Ost ein leichter Levanter auf: ein Gottesgeschenk für die Spanier, denn dieser Wind würde sie — sobald sie erst Cabrita Point gerundet hatten — geradewegs aus der

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