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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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gut drei Fuß Gesamtdurchmesser, die Lücke dazwischen mitgerechnet. »Das hätte ich nicht gedacht.«
    »Jesus, Sir, sonst würden sie ja über Bord gehen, wenn das Schiff im Seegang arbeitet. Die Wanten stützen die Masten seitlich ab, und die Achterstagen — diese hier, Sir — verhindern das Vornüberfallen.«
    »Aha, verstehe. Sagen Sie mir«, Stephen wollte den jungen Mann um jeden Preis am Reden halten, »sagen Sie mir, welchen Zweck hat unsere Plattform, und warum ist der Mast an dieser Stelle doppelt? Und wozu dient dieser Hammer?«
    »Die Marssaling meinen Sie, Sir? Na ja, abgesehen vom Halt für das Rigg und wenn Teile nach oben gehievt werden müssen, ist sie im Nahgefecht ein guter Platz für die Scharfschützen; sie können von hier aus das feindliche Deck unter Feuer nehmen oder Stinktöpfe und Granaten hinunterwerfen. Und die Püttingeisen hier am Rand halten die Jungfern der Toppwanten — unsere Plattform mit ihren drei Metern Breite gibt ihnen einen besseren Spreizwinkel. Das gleiche gilt für weiter oben. Dort ist die Dwarssaling, und die spreizt die Toppwanten. Können Sie sie erkennen, Sir? Da oben, wo der Ausguck sitzt, über der Bramrah.«
    »Dieses Gewirr von Tauen und Hölzern läßt sich wohl nicht ohne seemännisches Kauderwelsch erklären, nehme ich an? Nein, das ist wahrscheinlich unmöglich.«
    »Kauderwelsch? Ich glaube nicht, Sir, aber ich könnte es ja versuchen.«
    »Nein, lieber nicht. Ich kann mir denken, daß die Dinge überhaupt nur unter diesen Bezeichnungen bekannt sind und andere Ausdrücke dafür gar nicht existieren.«
    Die Marssaling trug an ihrem Rand eiserne Gabeln für die Netze, in denen zusammengerollte Hängematten als Kugelfang verstaut wurden, wenn das Schiff gefechtsklar machte. Stephen setzte sich zwischen zwei davon, hakte um jede einen Arm und ließ die Beine baumeln. Sich an stabilem Eisen festzuhalten und massives Holz unter dem Gesäß zu spüren beruhigte ihn etwas. Die Sonne stand mittlerweile schon recht hoch und zeichnete ein klares Muster aus Licht und scharf umrissenen Schatten unten aufs Deck: geometrische Linien und Winkel, nur unterbrochen von der formlosen Masse des Rahgroßsegels, das der Segelmeister und seine Leute auf dem Vorschiff ausgebreitet hatten.
    »Nehmen wir doch mal diesen Mast«, sagte Stephen und deutete mit dem Kopf nach vorn, denn Mowett schien ihm aus Sorge, er könnte den Gast langweilen oder unziemlich belehren, allzu wortkarg zu sein. »Vielleicht benennen Sie mir einfach die wichtigsten Dinge daran, von unten angefangen.«
    »Das ist der Fockmast, Sir. Den unteren Teil nennen wir Untermast oder einfach Fockmast. Er ist sechzehn Meter hoch und steht auf dem Kielschwein. Seitlich halten ihn die Wanten — drei Paar auf jeder Seite — und vorn das Vorstag, das bis zum Bugspriet führt. Das zweite Stag parallel dazu ist ein Preventer für den Fall, daß das Fockstag bricht. Etwa am ersten Drittel des Fockmasts sitzt der Mastkragen für das Großstag; es führt von dort zu uns herauf und stützt den Großmast ab.«
    »Das also ist ein Großstag«, sagte Stephen und beäugte es mäßig interessiert. »Den Ausdruck habe ich schon gehört. Ein mächtig dickes Tau, muß ich sagen.«
    »Zehn Zoll Umfang, Sir«, sagte Mowett stolz. »Und das Preventerstag hat sieben. Dann kommt die Fockrah, aber vielleicht sollte ich zuerst die Masten beschreiben, ehe ich zu den Rahen übergehe. Sehen Sie den Fockmars, die gleiche Plattform wie unsere hier? Er ruht auf den Längs- und Quersalingen, wo Untermast und Marsstenge sich ein Stück überlappen, genau wie hier bei uns. Die Marsstenge ist diese zweite, dünnere Spiere, die bis ganz nach oben reicht. Wir hieven sie von unten herauf und befestigen sie am Untermast — ähnlich wie ein Seesoldat das Bajonett auf seiner Muskete. Sie gleitet durch die Saling nach oben, und wenn sie in der richtigen Höhe ist, so daß die beiden Löcher fluchten, dann rammen wir ein Schloßholz hindurch, und zwar mit diesem Hammer hier. Zuletzt singen wir aus: ›Laß laufen!‹ und ...« Mowetts Erklärungen sprudelten eifrig weiter.
    Castlereagh könnte von der einen Mastspitze hängen und Fitzgibbon von der anderen, dachte Stephen, aber ohne allzuviel revolutionäre Begeisterung.
    »... und dies ist wiederum am Bugspriet verstagt: Wenn Sie sich etwas Vorbeugen, können Sie hinter der Marsstenge eine Ecke des Vorstenge-Stagsegels sehen, Sir.«
    Mowetts Stimme bildete den angenehmen Hintergrund, vor dem Stephen

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