Kurs auf Spaniens Kueste
Ordnung in seine Gedanken zu bringen suchte. Dann merkte er, daß eine erwartungsvolle Pause eingetreten war, und hatte gerade noch die Worte »Vorbeugen« und »Marsstenge« im Ohr.
»Ganz recht«, sagte er. »Und wie hoch ist wohl diese Marsstenge?«
»Zwölf Meter, Sir, genauso hoch wie unsere. Und dort, dicht über dem Fockmars, sehen Sie den Mastkragen für das Großstengestag, das die Stenge über unseren Köpfen abstützt. Darüber kommt die Bramsaling, wo der andere Ausguckposten sitzt, und danach die Bramstenge. Sie wird genauso hinaufgehievt und befestigt wie die Marsstenge, aber natürlich ist sie leichter, und ihre Wanten sind dünner. Unten wird sie am Klüverbaum verstagt — sehen Sie die Spiere, die über den Bugspriet hinausragt? Sie ist acht Meter lang — die Bramstenge meine ich, nicht den Klüverbaum. Der mißt achteinhalb Meter.«
»Es ist eine Freude, jemandem zuzuhören, der seinen Beruf so gut beherrscht«, sagte Stephen. »Sie drücken sich sehr exakt aus, Sir.«
»Oh, hoffentlich sind auch die Prüfer dieser Meinung, Sir«, rief Mowett aus. »Wenn wir nämlich das nächste Mal Gibraltar anlaufen, will ich mich noch einmal zum Leutnantsexamen melden. In der Prüfungskommission sitzen drei Kapitäne, und beim letzten Mal wollte der eine Schinder von mir wissen, wie viele Faden man für eine Groß-Hahnepot braucht und wie lang ein Jungfernblock ist. Heute könnte ich's ihm sagen: Man braucht fünfzig Faden einer Dreiviertelzoll-Leine, was ich nie gedacht hätte, und der Jungfernblock ist vierzehn Zoll lang. Ich glaube, jetzt könnte ich ihm alle Maße an Bord nennen, die jemals festgehalten wurden, ausgenommen die unserer neuen Großrah. Aber die will ich nachher gleich ausmessen, noch vor dem Abendessen. Möchten Sie noch mehr Zahlen hören, Sir?«
»Bin ganz versessen darauf.«
»Also, Sir, Sophies Kiel ist zwanzig Meter lang, und sie geht dreidreiviertel Meter tief. Das Batteriedeck ist sechsundzwanzig Meter lang und der Bugspriet elfeindrittel. Die Höhe der Masten habe ich Ihnen schon genannt — bis auf den Großmast, und der ist achtzehneinhalb Meter hoch. Die Marsrah über uns ist zehneinhalb Meter lang und die Bramrah darüber knapp acht Meter. Falls wir ganz oben noch eine Royalrah setzen, so mißt diese fünfeinviertel Meter. Und die Leesegelbäume — aber vielleicht sollte ich Ihnen erst die Rahen erklären, nicht wahr, Sir? «
»Das sollten Sie wohl.«
»Die Rahen sind wirklich ganz einfach.«
»Freut mich zu hören.«
»Also, am Bugspriet sitzt quer die Blinderah mit ihrem aufgetuchten Segel. Was den Fockmast betrifft, so haben wir ganz unten die Fockrah, und das große, viereckige Segel daran ist die Fock. Darüber kommt die Vormarsrah, dann die Vorbramrah und schließlich die kleine Vorroyalrah mit ihrem untergeschlagenen Royalsegel. Beim Großmast ist es ganz ähnlich, nur daß die neue Großrah noch kein Segel trägt; hätte sie eines, würde es Großrahsegel heißen, denn bei diesem Rigg gibt es zwei verschiedene Großsegel: ein querstehendes, viereckiges Segel, das an der Rah gefahren wird, und das Gaffelsegel dort hinter uns. Das ist ein Schratsegel mit einer Gaffel oben und einem Baum unten. Dieser Großbaum ist vierzehneinviertel Meter lang und hat einen Durchmesser von fünfundzwanzig Zentimetern.«
»Was, tatsächlich so viel?« Wie dumm von mir, dachte Stephen, daß ich vorgegeben habe, James Dillon nicht zu kennen. Das war kindisch gewesen und die simpelste, gefährlichste aller denkbaren Reaktionen.
»Schließlich gehören zu den Rahsegeln noch die Leesegel, Sir. Die setzen wir nur bei leichtem achterlichem Wind. Sie schließen ans stehende Liek des Rahsegels an und verbreitern es nach außen. Befestigt werden sie an Leesegelspieren, die durch Bügel oder sogenannte Brillen an der jeweiligen Rah hinausgeschoben werden. Von hier aus können Sie sie ganz deutlich sehen ...«
»Was war das?«
»Der Bootsmann hat mit seiner Pfeife das Signal zum Segelsetzen gegeben, Sir. Es werden wohl die Royals sein. Bitte kommen Sie hier herüber, Sir, sonst rempeln die Toppgasten Sie um.«
Stephen konnte gerade noch beiseite rutschen, bevor eine Meute junger Männer prustend über den Marsrand quoll und in den Stengewanten höherkletterte.
»Jetzt, Sir, werden Sie sehen, wie sie das Royalsegel losmachen, sobald der Befehl dazu kommt. Unten werden die Deckshände dann zuerst die Leeschot dichtholen, das geht ganz leicht, weil der Wind das Segel auf ihre Seite
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