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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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bißchen lästig, aber gesund, fast schon Sommer im April, ganz im Gegensatz zum verregneten Frühling Englands, warmes Wetter immer angenehmer als kaltes — bat Mrs. Harte: »Mr. Burnet, ob ich Sie wohl um einen kleinen Dienst ersuchen dürfte? Ich habe gestern beim Gouverneur mein Ridikül vergessen.«
    »Wie reizend du gespielt hast, Molly«, sagte Jack, sobald sich die Tür hinter dem Fähnrich geschlossen hatte.
    »Jack, ich bin sehr froh, daß du endlich ein Schiff bekommen hast.«
    »Ich auch. Nie im Leben war ich glücklicher. Noch gestern fühlte ich mich derart unnütz und deprimiert, daß ich mich am liebsten erhängt hätte, aber dann kam ich in die Crown zurück und fand dieses Schreiben vor. Ist es nicht großartig?«
    In ehrfürchtigem Schweigen lasen sie gemeinsam Lord Keiths Brief.
    »Wobei Sie im Falle der Zuwiderhandlung Gefahr laufen, dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden« , zitierte Mrs. Harte. »Jack, ich flehe dich an, nimm keine Neutralen als Prisen. Diese Bark aus Ragusa, die uns der arme Willoughby nach Mahón geschickt hat, wurde nicht als Prise anerkannt, und nun will der Reeder ihn verklagen.«
    »Keine Sorge, liebste Molly«, beruhigte Jack sie. »Ich versichere dir, daß ich noch eine ganze Weile nicht zur Jagd auf Prisen kommen werde. Dieser Brief hat mich mit Verspätung erreicht — mit einer verdammt seltsamen Verspätung —, und Allen hat sich mit meinen besten Leuten davongemacht; er wurde mit unchristlicher Hast auf See geschickt, ehe ich ihn sprechen konnte. Und dein Mann macht einen Riesenwirbel um die Dinge, die ich noch zu erledigen habe; er kann mir angeblich keinen einzigen Ersatzmann stellen. Wie es aussieht, könnte ich das Schiff nicht mal auf See bringen. Ich darf wohl sagen, daß wir noch lange im Hafen schmoren werden, ehe wir auch nur den Schwanz einer Prise zu sehen bekommen.«
    »Oh, wirklich?« Mrs. Harte errötete vor Empörung.
    In diesem Augenblick trat Lady Warren ein, begleitet von ihrem Bruder, einem Hauptmann der Marineinfanterie. »Liebste Anne«, rief Molly Harte ihr entgegen, »komm her und hilf mir, ein ganz entsetzliches Unrecht wiedergutzumachen. Dies ist Captain Aubrey — du kennst ihn doch?«
    »Ihr Diener, Madam«, sagte Jack und machte einen besonders tiefen Kratzfuß, denn Lady Warren war immerhin die Frau eines Admirals.
    »Ein ausnehmend tapferer, verdienter Offizier«, fuhr Mrs. Harte fort, »außerdem ein anständiger Tory und General Aubreys Sohn. Ihm ist ganz abscheulich mitgespielt worden ...«
    Während sich Jack bei Molly Harte aufgehalten hatte, war der Tag draußen immer wärmer geworden, und als er jetzt auf die Straße trat, schlug ihm die Hitze wie aus einem Backofen ins Gesicht. Dennoch war die Luft weder stickig noch drückend, sondern von so leuchtender Brillanz, daß sie eher anregend wirkte. Jack bog um einige Ecken, bis er die Allee erreicht hatte, die nach Ciudadela führte und dabei den hochgelegenen Platz überquerte, der wie eine Terrasse Aussicht auf die Bucht bot. Er wechselte auf die schattige Seite hinüber, wo die typisch englischen Häuser mit Schiebefenstern, Lamellentüren und gepflasterten Vorplätzen überraschend gut zu ihren Nachbarn paßten, der barocken Jesuitenkirche und einigen spanischen Villen mit abweisend geschlossenen Fensterläden und großen steinernen Familienwappen über den Portalen.
    Auf der anderen Straßenseite schlenderte ein Trupp Matrosen vorbei; einige trugen breit gestreifte Hosen, andere einfaches Segelzeug; manche leuchtendrote Westen waren darunter und mehrere simple blaue Jacken; gegen die Sonne schützten sie sich mit einer Vielfalt von Kopfbedeckungen: schwarze, geteerte Hüte, breite Strohsombreros oder nur ein buntes Taschentuch mit Knoten an allen vier Ecken. Aber auf jedem Rücken baumelte ein langer Zopf, und alle strahlten die selbstsichere Unbekümmertheit der Kriegsmarine aus. Es waren Leute von der Bellerophon. Jack beobachtete neidisch, wie sie lachend vorbeimarschierten, den Passanten gutmütige Spottworte auf englisch oder spanisch zubrüllend. Als er sich dem Platz näherte, sah er durch das hellgrüne frische Laub die Mastspitzen und Bramrahen der Généreux emporwachsen, die am Kai liegend ihre Segel in der grellen Sonne trocknete. Die belebte Straße, die grünen Bäume und der blaue Himmel darüber boten ein Bild, bei dem jedermanns Herz vor Freude gehüpft wäre. Auch Jacks Herz jubilierte, allerdings nicht bis in den letzten Winkel. Ein kleiner Teil blieb

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