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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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genauso, nein, besser. Und der Zimmermann bei Amputationen. Darf ich Ihnen einen Schluck anbieten, Sir?« Jack schüttelte dankend den Kopf. »Was den Rest betrifft, so war Captain A. noch recht bescheiden. Die Pallas hatte ja eine fast vollzählige Besatzung, da hat der Kommandant nur seinen Neffen und den Sohn eines Freundes mitgenommen. Und natürlich die Amerikaner, abgesehen von seinem Bootssteuerer und seinem Steward. Und seinen Schreiber.«
    »Viele Amerikaner?«
    »O nein, nicht mehr als ein halbes Dutzend. Alles Landsleute von ihm, aus der Umgebung von Halifax.«
    »Na, da bin ich aber erleichtert. Man hat mir gesagt, die Brigg sei so gut wie entvölkert.«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Captain Harte.«
    Mr. Baldick preßte die Lippen zusammen und schnaubte verächtlich durch die Nase. Er zögerte, nahm einen Schluck aus seinem Henkelbecher und knurrte: »Ich kenne Captain Harte jetzt gut und gern dreißig Jahre. Es macht ihm großen Spaß, die Leute hereinzulegen. So was hält er für einen guten Witz.« Während sie gemeinsam über Captain Hartes tückischen Humor nachdachten, leerte Mr. Baldick seinen Becher bis zur Neige. »Nein«, sagte er dann und knallte ihn auf den Nachttisch, »wir haben Ihnen genug Leute dagelassen, fast ’ne komplette Crew. Ein oder zwei Dutzend erstklassige Toppgasten, und vom Rest ist bestimmt die Hälfte auf Kriegsschiffen groß geworden, das ist mehr, als man heutzutage von den meisten Kreuzern sagen kann. In der anderen Hälfte sind ein paar heillose Lumpen, aber die gibt’s in jeder Crew ... Übrigens, Captain A. hat Ihnen über einen davon eine Notiz hinterlassen, er heißt Isaac Wilson, Leichtmatrose. Wenigstens haben Sie keine verdammten Aufwiegler an Bord. Außerdem sind die Deckoffiziere dageblieben, größtenteils erfahrene Salzbuckel von altem Schrot und Korn. Watt, der Bootsmann, versteht sein Geschäft besser als jeder andere in der Flotte. Und Lamb, der Zimmermann, ist ein ordentlicher, verläßlicher Kerl, höchstens ein bißchen langsam und ängstlich. Auch George Day, der Stückmeister, ist ein guter Mann, wenn er gesund ist; er hat nur die dumme Angewohnheit, ab und zu krank zu werden. Der Zahlmeister Ricketts ist ganz erträglich für seinesgleichen. Die Mastersgehilfen Pullings und der junge Mowett sind brauchbare Wachführer: Pullings hat schon vor Jahren das Leutnantsexamen bestanden, aber nie ein Patent gekriegt. Und von den jungen Herrchen haben wir Ihnen nur zwei dagelassen, Ricketts’ Sprößling und Babbington. Holzköpfe alle beide, aber keine Strolche.«
    »Und was ist mit dem Master? Er soll ja ein guter Navigator sein.«
    »Marshall? Doch, das ist er wohl.« Baldick schnaubte abermals verächtlich; inzwischen mußte er einen Viertelliter Rum intus haben. Wohl deshalb meinte er vertraulich: »Ich weiß ja nicht, was Sie von den warmen Brüdern halten, Sir. Aber ich sage, sie sind unnatürlich.«
    »Naja, da ist was dran, Mr. Baldick.« Jack merkte, daß Mr. Baldick damit noch nicht zufrieden war, und fügte hinzu: »Kann nicht sagen, daß sie mir gefallen — mein Bier ist das nicht. Aber ich muß gestehen, ich sehe es ungern, wenn ein Mann dafür gehenkt wird. Sie sprechen von den Schiffsjungen, nehme ich an?«
    Mr. Baldick schüttelte gewichtig den Kopf. »Nein«, antwortete er schließlich. »Nein. Ich meine ja nicht, daß er’s praktiziert. Jetzt nicht mehr. Aber nun Schluß damit, ich rede nicht gern schlecht über jemanden hinter seinem Rücken.«
    »Zum Nutzen der Navy ...«, begann Jack und beendete den Satz nur mit einer vagen Geste. Bald danach verabschiedete er sich, denn der Kranke war in kalten Schweiß ausgebrochen und delirierte erbärmlich. Die immer noch zunehmende Tramontana peitschte die Palmwedel mit einer Kraft, die zwei Reffs in den Bramsegeln erfordert hätte. Der Himmel strahlte von Kimm zu Kimm in wolkenlosem Blau. Draußen vor dem Hafen hatte sich ein kurzer, steiler Seegang aufgebaut, und die Luft schmeckte scharf nach Salz oder Wein. Jack drückte sich den Hut fester auf den Kopf, nahm einen tiefen Atemzug und sagte laut: »Bei Gott, das Leben ist schön!«
    Er hatte sich seine Zeit gut eingeteilt. Als nächstes ging er zur Crown und sorgte dafür, daß sein Abendessen mit Dr. Maturin geziemend üppig ausfallen würde; danach konnte er noch seinen Uniformrock ausbürsten und ein Glas Wein trinken. Seine Bestallung mußte er nicht erst suchen — er hatte sie die ganze Zeit bei sich getragen: Sie stak in seiner

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