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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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sollte ihn so geliebt haben, dass sie erst ihn und dann sich selbst umbrachte, als sie von ihm enttäuscht worden war? Ich konnte das nicht glauben! Schließlich wusste ich von Klaus, dass er und Matilda ein Liebespaar waren. Und dann der Tod von Dennis Happe. Plötzlich kam mir die Idee, dass die Anstecknadeln in Matildas Schreibtisch sein könnten, dass Dennis Happes Tod etwas damit zu tun haben könnte.«
    »Deswegen haben Sie das Fenster eingeschlagen und den Schreibtisch durchsucht«, folgerte Mamma Carlotta.
    »Und ich habe die Nadeln wirklich gefunden. Seitdem steckten sie in meiner Handtasche.«
    »Aber Corinna Matteuer hat eins und eins zusammengezählt und ist darauf gekommen, dass Sie die Nadeln haben.«
    »Sie meinen Matilda Pütz«, korrigierte Wiebke sanft.
    Mamma Carlotta schlug sich vor die Stirn. »Madonna! Daran kann ich mich nicht gewöhnen, dass Corinna Matteuer nun plötzlich Matilda Pütz ist. Und da Sie die Wahrheit kannten, hat Corinna, nein, Matilda wohl gefürchtet, dass Sie ihr auf die Schliche kommen würden. Wie ist Enrico nur hinter die Wahrheit gekommen?«
    Ehe sie diese Frage mit Wiebke ausführlich erörtern konnte, betrat Niccolò die Küche, stolz und freudestrahlend. Anscheinend war er von der Familie zum ersten Mal für sein artistisches Talent gelobt worden. »Auf der Piazza von Panidomino wird es eine Vorstellung geben«, verkündete er. »Der Bürgermeister will vom Schornstein der Sakristei ein Drahtseil zum Dach von Signora Romolos Wäscherei spannen lassen. Ich muss schon morgen wieder nach Hause, um mit dem Training zu beginnen!«
    Er setzte sich, und plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Das Strahlende fiel von ihm ab und machte einer großen Enttäuschung Platz. Vorwurfsvoll sah er seine Tante an. »Ich verstehe dich nicht, Zia Carlotta. Wie konntest du erwarten, dass ich das Bistro in diesem Gesundheitshaus übernehme? Ich sollte für eine Mörderin arbeiten?«
    Er schüttelte tadelnd den Kopf und hatte erreicht, dass es Mamma Carlotta zum zweiten Mal an diesem Tag die Sprache verschlug.

M atilda saß am Tisch des Vernehmungsraums, kerzengerade, die Hände im Schoß gefaltet, den Blick auf die Tischplatte gerichtet. Sie sah nicht auf, als Erik und Sören den Raum betraten, und reagierte nicht auf die Frage, ob sie etwas zu trinken haben wollte.
    Erik setzte sich ihr gegenüber, Sören blieb in der Nähe der Tür stehen. Eine Weile war es still im Raum, das einzige Geräusch verursachte eine Fliege, die durch den Raum surrte.
    Erik wartete so lange, bis er spürte, dass Matilda nervös wurde. Dann erst fragte er: »Warum, Matilda? Warum hast du Corinna umgebracht? Sie hat dich geliebt, du warst für sie der wichtigste Mensch.«
    Nun sah sie auf, in ihren Augen standen Spott und Hohn. »Woher willst du das wissen? Du hast sie immer so gesehen, wie du wolltest. Nie so, wie sie wirklich war.«
    Erik entgegnete nichts, weil er spürte, dass es keine Antwort gab, die ins Schwarze getroffen hätte.
    »Sie hatte alles«, fuhr Matilda fort. »Ihr gelang alles. So war es früher schon.«
    Erik dachte an die Grundschullehrerin der Zwillinge. »Aber Corinna hat dir immer geholfen, stand dir immer zur Seite.«
    Nun war unverhohlener Hass in Matildas Augen zu lesen. »Kannst du dir vorstellen, wie das ist? Immer auf die Hilfe der Schwester angewiesen sein? Ja, sie hätte mir sogar geholfen, dich zu erobern, wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte! Aber du warst ja völlig vernarrt in sie! Trotzdem haben wir es mal versucht.« Ein hämisches Grinsen zuckte in ihrem Mundwinkel.
    Erik runzelte die Stirn. »Was meinst du damit?«
    »Wir haben die Rollen getauscht«, antwortete Matilda. »Das haben wir oft getan. Du hast am Strand auf Corinna gewartet, aber ich war es, die gekommen ist. Du hast mich geküsst.«
    Erik sah sie erschrocken an. »Was?«
    »Aber du hast gespürt, dass etwas anders war. Die Enttäuschung stand in deinen Augen, ich habe sie genau gesehen. Obwohl wir uns so stark ähnelten, konnte ich dir nicht gefallen.«
    Erik hörte nun Sörens Schritte, spürte, wie er sich an seine Seite setzte. Anscheinend bemerkte sein Assistent, dass das Gespräch derart persönlich wurde, dass es den Charakter eines Verhörs zu verlieren drohte.
    »Sie haben Ihre Schwester umgebracht, um Herrn Wolf zurückzugewinnen?«, fragte er ungläubig.
    Aber Matilda schüttelte den Kopf. »Nein, ich wusste ja gar nicht, dass er noch auf Sylt lebte, und war völlig überrascht, als er

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