Kurswechsel im Beruf
wir uns explizit oder unausgesprochen von den bisherigen Wertvorstellungen ab. Wir verlassen die gemeinsame Plattform.
Das kann bei uns selbst Schuldgefühle auslösen, weil wir die anderen vermeintlich im Stich lassen oder auf subtile Weise Verrat üben. Und bei den anderen kann es dazu führen, dass sie sich zurück- oder herabgesetzt fühlen. Im Berufsleben werden diese Dinge selten thematisiert, sondern bleiben unter der Oberfläche. Im Privatbereich kann es durchaus zu Äußerungen wie „Wir sind dir wohl nicht mehr gut genug“ kommen.
Das war zumindest die Erfahrung von Oskar K., als er beschloss, die regelmäßigen Treffen mit seinen Kumpels einzustellen. Nachdem er sich selbstständig gemacht hatte, gab es immer häufiger unerfreuliche Diskussionen, weil die Rentner-on-the-Job -Mentalität der anderen mit seinem Unternehmergeist in Konflikt geriet. Irgendwann entschied er sich, seine Freizeit dafür nicht mehr zu verwenden.
Der beste Weg, derartige Trennungen zu vollziehen, ist ein respektvoller Umgang mit den Gefühlen aller Beteiligten. Dieser wiederum gelingt am besten, wenn wir zunächst einmal für uns selbst die Vergangenheit würdigen. Ansonsten ist unser Blick zu sehr darauf gerichtet, was uns heute trennt, und wir übersehen das, was uns lange Zeit verbunden hat.
Übung: Würdigung der Vergangenheit
Nehmen Sie sich etwas Zeit und beantworten die nachstehenden Fragen, am besten schriftlich.
Welche Chancen habe ich in den vergangenen Jahren erhalten?
Was konnte ich lernen?
Wie konnte ich mich insgesamt weiterentwickeln?
Welche Beziehungen konnte ich aufbauen?
Wie hat sich meine Einkommenssituation entwickelt?
Wofür bin ich dankbar?
Welche Fehler konnte ich machen?
Was gab es an Negativem?
Was ist daraus Positives entstanden oder kann noch Positives entstehen?
Was bedeuten die vergangenen Jahre für mein Leben insgesamt?
Nachdem wir uns auf diese Weise noch einmal bewusst gemacht haben, was wir Gutes aus der Vergangenheit mitnehmen, sind wir in der Lage, uns auf eine respektvolle Art und Weise von unseren ehemaligen Weggenossen zu verabschieden. Es ist dann uns selbst und auch den anderen Beteiligten klar, dass das Aufmachen in die eigene Richtung kein Werturteil beinhaltet, sondern lediglich die Feststellung, dass ein Abschnitt zu Ende ist und ein neuer beginnt, bei dem sich die Wege trennen. Wenn wir heute anderen Werten folgen, heißt das nicht, dass die alten schlecht waren, sondern nur, dass sie heute nicht mehr die unseren sind.
Umgang mit Einsamkeit
Eng verbunden mit der Sorge, welche Gefühle wir bei anderen provozieren, ist die Angst vor der Einsamkeit. Sind nicht selbst Beziehungen, in denen wir uns mehr oder weniger verbiegen, um nicht aus der Reihe zu tanzen, besser, als allein zu sein und womöglich zu bleiben?
Zu dem Zeitpunkt, wo wir uns entscheiden müssen, unseren eigenen Weg zu gehen oder als Mitläufer bei anderen dabei zu sein, mit denen wir nur noch wenig an gemeinsamer Basis haben, wissen wir noch nicht, dass die Einsamkeit nur vorübergehender Natur ist. Wenn wir das tun, was wir wirklich tun wollen, mögen manche Menschen aus unserem Leben verschwinden. Doch es kommen neue dazu, in der Regel auch solche, die besser zu unserem neuen Ich passen.
Bislang haben wir keine eindeutigen oder sogar falsche Signale ausgesandt. Wir haben uns selbst in einen Mantel gehüllt, der nicht der unsere war. Demzufolge haben uns die Menschen, die uns nach unserem Mantel beurteilten, falsch eingeschätzt. Je authentischer wir werden, umso mehr wird unser Mantel und alles andere, was wir nach außen ausdrücken, ein harmonisches Bild mit dem abgeben, was wir im innersten Kern sind und sein wollen. Wir ziehen die Menschen an, die dazu eine Affinität haben. Unsere Beziehungen werden befriedigender als bisher.
Bis dahin kann Einsamkeit ein Preis sein, den wir zahlen müssen. Doch welche Alternative gibt es? Dass wir uns weiterhin in dem nicht passenden Mantel zeigen? Nur um so auszusehen wie die anderen? Und dabei unser eigenes Ich verbergen, um nicht zu sagen: verleugnen?
Die Antwort kann jeder und jede nur höchstpersönlich finden. Niemand kann sie uns abnehmen. Niemand ist allerdings auch bei uns, wenn wir irgendwann einmal auf unser Leben zurückblicken und uns fragen, ob wir daraus das gemacht haben, was uns möglich gewesen wäre, oder ob wir den bequemen Weg gegangen sind.
Wer sich entschieden hat, dem eigenen Stern zu folgen, bestätigt, dass der Lohn der Veränderung den Preis
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