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Kurt Ostbahn - Blutrausch

Kurt Ostbahn - Blutrausch

Titel: Kurt Ostbahn - Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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nichts Tiefschürfendes hinzuzufügen. Sein Glück. Ein falsches Wort, und ich hätte ihm auf der Stelle die Freundschaft entzogen. Auf Lebenszeit. Mindestens.
    Auf Brunner scheint die Mutation von Gilbert Levy zum“Schlächter von Sechshaus“ keinen sonderlichen Eindruck zu machen. Er hält sein Bier in der Hand und die Augen geschlossen.
    Das ändert sich schlagartig, als er am Telefon verlangt wird. Das Büro ist dran, eine Frau Horvath.
    Er hört kurz zu, sagt“Danke, Sabine“, legt den Hörer auf und ist plötzlich putzmunter.
    „Du bleibst da dran“, sagt er zu Skocik in einem Ton, der keine Widerrede duldet, und deutet auf den Monitor, auf dem zur Schonung des Bildschirms soeben das Raumschiff „Enterprise“ zur Erforschung fremder Galaxien aufbricht. „Passagierlisten Wien - Paris. Palace -Hotel Wien - Paris. Aber gleich. Weil es brennt der Hut.“
    Skocik will was sicherlich Bedeutungsvolles einwenden, aber Brunner winkt kategorisch ab und zieht mich von Doktor Trash’s Ohrensessel hoch.
    „Und wir zwei, Herr Doktor, machen einen Krankenbesuch.“
    „Ich?“ sage ich.
    „Oder gfallt’s Ihnen da so gut?“ sagt Brunner und schiebt mich aus dem Arbeitszimmer. „Na also.“

33
    Sie wollte gerade die Wohnung verlassen und ins Belle de Jour fahren, um mit dem Geschäftsführer die gastronomischen Fragen der morgigen AAS -Party zu diskutieren, als ihr der weiße Briefumschlag am Fußboden auffiel. Jemand muß ihn durch den Briefschlitz eingeworfen haben, nachdem Brunner und Skocik gegangen waren.
    Elfi öffnete den Umschlag, warf einen neugierigen Blick auf die zu A4-Format vergrößerte Farbkopie eines Polaroid-Fotos - und sieht seit diesem Augenblick aus wie ein Häufchen Elend.
    Sie ist fast so grau im Gesicht wie der Zenobit auf ihrem“Hellraiser“-Sweater, eine Filmtrilogie, über die Trainer und Trash in glücklicheren Tagen viel Schönes zu berichten wußten.
    Jetzt wischt sie sich die Tränen aus dem Gesicht, verteilt dabei die donnamäßig dick aufgetragene Augenbemalung gleichmäßig über beide Wangen und zeigt angewidert auf das Blatt Papier.
    „Ich hab doch keinem was getan“, sagt sie mit kleiner dünner Stimme und zieht den Rotz auf.
    Der Grund ihres Zusammenbruchs liegt auf dem Bord neben dem Telefon.
    Der anonyme Künstler hatte wohl die Obst- und Gemüsegesichter dieses alten italienischen Meisters ( Arcimboldo, Anm. d. Trainers ) im Sinne, als er seine Collage, Skulptur oder Plastik schuf und das Werk dann auf Polaroid verewigte.
    Sein Porträt besteht allerdings nicht aus Salatgurken, Paradeisern, Bramburi und Frischobst der Saison. Seine Materialien sind eine schwarze Ledermaske mit Reißverschlüssen an Mund und Augen, ein Paar stählerner Handschellen, das wie Brillen über den geschlossenen Zippverschlußaugen drapiert ist, und ein mit Nieten besetztes Lederfutteral in Zigarrenform, das die Nase markiert. An organischen Stoffen verwendete der Künstler zum einen Sperma, das zwischen den Metallzähnen des Maskenmundes hervorquillt, und die Herzen von Wickerl und Steve. Sie fanden als Pausbäckchen Verwendung und geben dem ansonsten eher düsteren Porträt eine seltsam kranke Frische.
    Keine Signatur. Keine Widmung.
    Brunner nickt und schweigt.
    „Was is das eigentlich, dieses Nasen-Ding?“ frage ich, um mich von den zwei toten Herzen abzulenken.
    „Eine Manschette“, sagt Elfi. „Eine Penis-Manschette.“
    „Und wozu braucht man sowas?“
    „Zur Schwanzdressur, Herr Doktor“, klärt mich Brunner auf. „Unser Mann ist vom Fach. Und er is reif. Wie ein eitriges Wimmerl.“
    „Aber warum schickt der mir so etwas Grausliches? Ich hab ihm doch nix getan. Ich kenn ihn doch gar nicht“, sagt Elfi und fängt wieder an zu heulen.
    „Eine Visitkarte. Ein Selbstporträt. Eine Liebesgabe“, sagt Brunner, faltet den Zettel zusammen und steckt ihn in die Tasche. „Er kennt sie, Frau Tomschik, und Sie kennen ihn. Aber Sie haben keine Ahnung, was sich in seinem kranken Hirn abspielt.“
    Elfi schüttelt den Kopf, schnieft eine Entschuldigung und verschwindet im Bad.
    „Der Gily?“ sage ich mehr zu mir als zu Brunner.
    „Schmarrn“, sagt der Krimineser. „Die Herren Kollegen haben in ihrem Übereifer auf dem Blechtrottel zwar das richtige Stückl gespielt, aber leider mit der falschen Besetzung.“
    Aber Elfi müßte eigentlich wissen, wen Donna in letzter Zeit von der Bettkante gestoßen hat. Eine Liste mit den Namen würde genügen, und Brunner und sein Team könnten

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