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Kurt Ostbahn - Blutrausch

Kurt Ostbahn - Blutrausch

Titel: Kurt Ostbahn - Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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lasse ich mir diese rare Gelegenheit natürlich nicht entgehen.
    Als ich bis zum Kinn in zart duftendem Schaum versinke, und mir ganz fest vornehme, Brunner für seine famose Idee in mein heutiges Nachtgebet einzuschließen, fallen mir prompt die Augen zu. Schöne Bilder von Marlene ziehen durch meinen Kopf, musikalisch begleitet von Willie Nelsons ewigen Melodien. Aber nach und nach schleichen sich häßlich sägende Mißtöne aus dem Repertoire von „Mom & Dead“ ein, Willie und Marlene halten sich eine Zeitlang wacker, ziehen aber schließlich in einem himmelblauen 57er-Chevy ab, in Richtung mexikanische Grenze, und alle Abscheulichkeiten der letzten Tage formieren sich zu einem Veitstanz durch meine Birne. Die sozusagen unwichtigen und bereits abgefrühstückten Monstrositäten verschwinden nach einem kurzen Solo vom Tanzboden, und am Ende bleibt nur noch ein Pärchen übrig: Elfi“Donna“ Tomschik und der Schlächter von Sechshaus.
    Sie legen einen fulminanten Linkswalzer aufs Parkett, einen schneidigen Tango, aber beim anschließenden Slow Fox kommt der Herr der Dame wohl zu nah, und sie läßt ihn ganz einfach stehen.
    Ich kenne den jungen Mann, der auch im Frack ein gute Figur macht. Ich weiß, daß er einen weißen Citröen fährt, im Mörderspiel von Trainer und Trash nur mit einer kleinen Nebenrolle bedacht wurde und Donna auch sein Herz zu Füßen legte, wenn ihn das nicht daran hindern würde, den Nebenbuhlern die Herzen aus der Brust zu schneiden.
    Ich weiß, wer mir seit vergangenen Mittwoch den Urlaub versaut, und daß ich ihm das morgen auf der AAS -Party auch in aller Deutlichkeit sagen werde. Den Rest können dann Brunner und Skocik erledigen
    Und noch was weiß ich, als ich wie neugeboren aus der Wanne steige: Wenn ich die Party überlebe, suche ich mir umgehend eine neue Wohnung. Zimmer, Küche, Kabinett. Und Bad.
    Mit Wanne.

35
    Ich habe die Plüschloge mit Blick auf das Entree ganz für mich allein und von Brunner den Auftrag, sofort und möglichst unauffällig Meldung zu machen, wenn er das Belle de Jour betritt.
    Das Lokal ist winzig, vollgeräumt mit falschem Gold und rotem Plüsch, verfügt über eine gut sortierte Bar, eine Tanzfläche von der Größe eines Bettvorlegers, und für die diskrete Konversation unter vier Augen stehen drei Separées zur Verfügung. Die sind, soweit ich das in dem roten Halbdunkel ausnehmen kann, schlicht aber funktionell mit einem Diwan und einem Waschbecken möbliert.
    Das Belle de Jour ist ein Animierschuppen alter Schule und kann mit den koksbetriebenen Bedürfnisanstalten unserer Tage nicht mithalten. Die Damen, die hier für gewöhnlich Dienst schieben, sind - wie das die Aufschrift draußen im Schaufenster verspricht - vielleicht wirklich charmant. Der Koberer jedenfalls hat alles, was einen gestandenen Strizzi ausmacht und vom ungelernten Personal der modernen Sex-Supermärkte angenehm unterscheidet: einen rauhen aber herzlichen Schmäh, viel Gold um den Hals und an den Fingern, und im Geldbörsel ein Foto von seiner reschen Gattin und seinen beiden feschen Buben.
    Heute haben die Damen frei, der Chef steht höchstpersönlich hinter der Bar, und im Schaufenster verkündet ein Schild: „Geschlossene Gesellschaft. Eintritt nur für geladene Gäste“.
    Donna gibt sich nach Einnahme einer Großpackung Valium als souveräne Gastgeberin und nimmt die vorerst recht spärlich eintrudelnde AAS -Kundschaft mit dem kühlen Charme einer echten Diva in Empfang. Auch sie hat von Brunner den Befehl, umgehend aber unauffällig Meldung zu machen.
    Seine Spezialeinheit ist teils draußen im Foyer postiert, wo sie unter Skociks Kommando der spindeldürren und in AAS -Leder verpackten Freundin des Gschwinden beim Überprüfen der Einladungen über die knochigen Schultern schaut. Der Rest der Einsatztruppe trinkt an der Bar Soda-Zitron, oder wird sich erst im Laufe des Abends unauffällig unter die Gäste mischen.
    Brunner hat mir harte alkoholische Getränke und den Sprechkontakt mit Bekannten wie zum Beispiel dem Turbo verboten, also langweile ich mich in meiner Loge bei einem Bier nach dem andern halb zu Tode.
    Denn natürlich ist Wien nicht LA, und dementsprechend spektakulär gestaltet sich der Einzug der AAS -Gemeinde.
    Sie besteht in erster Linie aus alleinstehenden Herren undefinierbaren Alters, die aus gegebenem Anlaß zur grauen Trevirahose das schwarzlederne Hundehalsband angelegt haben. Mit hungrigen Augen halten sie Ausschau nach der Herrin ihrer feuchten

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