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Kurt Ostbahn - Kopfschuss

Kurt Ostbahn - Kopfschuss

Titel: Kurt Ostbahn - Kopfschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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namens Trainer und eine gewisse Linda gesucht. Und der ganze Rest ist unglücklich gelaufen.“
    Der Duke kratzt sich längere Zeit hinter seinem rechten Ohr. „Kennst du die Allman Brothers Band, Kurt?“, fragt er dann überraschend.
    „Klar kenn ich die Allman Brothers“, sage ich. „Wir haben mindestens fünf Allmans-Nummern auf Platte und im Live-Programm, oder vielleicht auch mehr, aber das weiß nur der Trainer ganz genau.“
    „Ich hab für die Allmans gearbeitet, drüben in Juliette, Georgia, auf ihrer Farm, das muss so um 1972/73 gewesen sein, nach Duanes’ Motorradunfall und Eat a Peach, und sie hatten damals mindestens zwanzig wirklich edle Pferde. Aber niemand hat sich richtig um sie gekümmert, außer Dickey Betts, seine Squaw, Sandy Blue Sky und ich. War eine komische Zeit, damals. Nicht ganz mein Ding, aber irgendwie auch okay. Egal. Darüber können wir uns morgen während der Fahrt unterhalten. Morgen um acht. Ich hol dich ab, Kurt.“

26. WIEN-FÜNFHAUS

    Es ist kurz nach neun und im Rallye herrscht Hochbetrieb. Im Hinterzimmer flippern drei Burschen, die nur dann beim Herrn Josef vorbeischauen, wenn alle anderen Lokale in der Umgebung wegen eines hohen kirchlichen Feiertags geschlossen haben. Zu Ostern, zu Pfingsten, an Fronleichnam und zu Allerheiligen. Aber der Herr Josef legt ohnehin keinen großen Wert auf ihren Besuch. „Zwei Gappy g’spritzt und ein Cola in drei Stund“, meint er. „Das is keine Kundschaft.“
    Der alte Herr Kaiblinger ist auch da und löffelt schon den zweiten Teller Gulaschsuppe. Er war den ganzen Tag auf den Beinen, zuerst am Südwest-Friedhof am Grab seiner Frau, dann am Zentralfriedhof am Grab seines Bruders und der Schwägerin und schließlich am Baumgartner Friedhof, wo der Kaiblinger selbst einmal liegen wird, wenn ihn der Petrus zu sich gerufen hat, in einer Gruft neben seinem Sohn, dem Werner, der vor vierzehn Jahren an Blutkrebs gestorben ist. Das erzählt er nun schon zum dritten Mal dem Polifka Rudl, der an seinem Stammtisch bei einem Achtel Rot über dem Fernsehprogramm brütet und hin und wieder „Na, geh“ und „Is ned wahr“ sagt, um dem Kaiblinger nicht das Gefühl zu geben, mit der Wand zu reden. Wegen Allerheiligen hat die Peepshow heute Ruhetag, und weil es im Leben des Polifka Rudl keine Verwandtschaft gibt, deren Gräber er in Wien besuchen könnte, sitzt er schon seit dem frühen Nachmittag im Rallye.
    „Sein Zustand ist ernst“, kommentiert der Herr Josef. „Es gibt keinen alten Film im Fernsehen, auf den er sich freuen könnt. Seine Frau, hat er mir vorhin erzählt, liegt in Schwertberg in Oberösterreich, dabei liegt sie in Kindberg in der Steiermark. Und außerdem Der Herr Josef wendet sich an Melanie, die sich soeben auf den Barhocker neben mir schwingt und dabei sehr viel Bein zeigt, „außerdem hat der Rudl das Kommen der bezaubernden jungen Dame gar ned registriert, wo er Ihnen vorgestern um die Zeit doch so viele Komplimente gemacht hat, von denen kein einziges übertrieben war!“
    Dafür lässt es sich heute der Herr Josef nicht nehmen, eine galante Verbeugung anzudeuten und Melanie sein charmantestes Lächeln zu schenken.
    „Was darf‘s denn sein, gnä Frau?“
    „Melanie. Ich nehm ein Achtel Weiß.“
    „Aber bitte vom bessern“, sage ich.
    Der Herr Josef straft mich dafür mit einem Giftblick,
    Als Melanie und ich auf den Trainer anstoßen, dem wir letztendlich auch dieses zweite Rendezvous verdanken, läutet das Telefon.
    „Herr Kurt! Für Sie!“, sagt der Herr Josef und hält mir den Hörer hin.
    „Bin schon weg oder noch nicht da“, sage ich leise.
    „Aber es is der Herr Trainer!“
    „Trainer, bist du es?“, plärre ich eine Zehntelsekunde später in die Muschel.
    „Es is wirklich ned schwer, dich zu finden, Kurtl. Entweder du bist im Rallye, beim Quell oder daheim vorm Fernseher. Das nenn ich ein geregeltes Leben“, kommt die Trainerstimme gut gelaunt und bester Dinge aus dem Apparat. „Es is Folgendes: Ich brauch dringend die zwanzig Blauen, die du mir borgen wolltest.“
    „Trainer! Bist deppert, oder was?“, ist alles, was mir in der ersten Aufregung einfällt. Melanie und der Herr Josef schauen mir gebannt beziehungsweise mit hochgezogenen Augenbrauen zu, wie ich mich weit über die Theke beuge, eine Marlboro aus der Packung meines Stammwirten fische und mit hektischen Handzeichen um Feuer bitte.
    „Ganz im Gegenteil“, lacht der Trainer, dem der Ernst der Lage offenbar völlig entgangen

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