Kurtisanen leben gefaehrlich
und ich rutschte unruhig auf dem Sattel umher, erwartete in jedem Augenblick die Wachen des Palastes, die uns aufhalten würden. Doch sie kamen nicht. Warum sollten sie es auch, war ich für die Prinzessin doch tot, irgendwo in der Wüste ohne Wasser verschollen und niemals mehr wiedergekehrt. So wie die echte Delilah? Ich wusste es nicht.
Endlich kamen die Masten der Schiffe in Sicht und die eingeholten Segel flatterten im Wind, wo sie nicht richtig befestigt waren. Ich schloss die Augen in einem kurzen Gebet an Edea, hoffte, dass sie meine Bitte erhören würde und die Promessa mit Andrea Luca im Hafen lag und auf mich wartete.
Bahir hielt seinen Hengst an und ich glitt hinab, bevor er mich aufhalten konnte. Ich bewegte mich unsicher auf den Hafen zu, wo ich das Schiff vermutete, und meine Beine drohten, unter mir nachzugeben. Menschen kamen mir entgegen, widmeten mir jedoch keinen zweiten Blick, zu unauffällig war ich für sie, wohl zu arm, um interessant zu sein.
Dann ergriff jemand meinen Arm und hielt mich mit festem Griff auf. Wütend fuhr ich herum, was in meiner angeschlagenen Verfassung kaum eine Bedrohung darstellte, sah mich aber keiner Wache gegenüber, die mein Fortkommen behindern wollte. Stattdessen blickte ich in die schwarzen Augen Sadiras, die einen Finger an die Lippen gelegt hatte und verschwörerisch zwinkerte. Ich konnte die Sorge in ihrem Blick lesen, dann eine Spur von Erleichterung, nachdem sie mich gemustert hatte. Sie verlor kein Wort über meinen Zustand, ließ aber meinen Arm los und umfasste meine Schultern, um mich zu stützen.
Erleichterung durchflutete mich, als ich ihr vertrautes Gesicht und ihre vertraute Präsenz wahrnahm. Sie ließ mir den Weg bis zur Promessa leichter erscheinen, als er es tatsächlich war, obgleich es nur noch wenige Meter waren, die uns von unserem Ziel trennten.
Bahir folgte uns, wie ich am Aufschlagen der Hufe seines Pferdes erahnen konnte. Sadira blickte mich aus ihren großen Augen fragend an, nachdem sie einen Blick nach hinten geworfen und dort den Wüstenprinzen entdeckt hatte. Meine Stimme zitterte vor Anstrengung, als ich sie beruhigte.
»Er ist ein Freund.«
Dann wartete sie, bis er zu uns aufgeschlossen hatte, und brachte mich die Planken der Promessa hinauf, wo die Seeleute mit erstaunten Rufen bei ihrer Arbeit innehielten, um zu erfahren, was mit mir geschehen war. Sadira zögerte nicht lange. Sie brachte mich sofort ins Innere des Schiffes, das sich unter meinen Füßen sanft auf dem Wasser wiegte, hinab in die mir wohlbekannte Kajüte, in der mich nicht allein gute Erinnerungen erwarteten. Bilder von Enrico huschten durch meinen Kopf und ließen es mir schwindelig werden.
Sadira ließ mich auf den Sessel gleiten, auf dem ich erschöpft sitzen blieb. Prüfend sah sie auf mich hinab, dann öffnete sie einen der Schränke und begann, nach etwas zu suchen. Nach einigen Augenblicken trat sie mit einem kleinen Fläschchen zu mir heran und hielt es mir auffordernd vor die Nase.
»Hier, trink das, es wird dich stärken. Der Kapitän und der Terrano suchen die Stadt nach dir ab, seitdem wir die Wüste verlassen haben. Sie werden schon bald wieder hier sein.«
Ich entkorkte das kleine Fläschchen und schnupperte daran, verzog widerwillig das Gesicht, als mir der bittere Geruch in die Nase stieg. Sadira störte sich wenig an meinem Unwillen und setzte sich neben mich. Ihr Blick war erwartungsvoll auf mich gerichtet. Ich fasste mir ein Herz und tat ihr den Gefallen, hustete heftig, nachdem ich das bittere, scharfe Mittel geschluckt hatte und es sich in meinem Magen warm ausbreitete. Mein Mund fühlte sich taub an, nachdem das Brennen abgeklungen war. Ein sehr undamenhafter Fluch entwand sich meinen Lippen und ich reichte Sadira das Fläschchen mit einer Grimasse zurück, die ihr ein Schmunzeln entlockte.
»War das ein besonders effektiver Weg, um mich umzubringen oder hat dieses Mittel noch eine andere Wirkung?«
Sadira lächelte mich an, bevor sie auf meinen unterschwelligen Vorwurf antwortete.
»Du wirst dich bald besser fühlen. Das Mittel mag grauenvoll schmecken, doch es hilft. Ich weiß, was ich tue.«
Nun, daran zumindest hegte ich keinen Zweifel. Ich wusste, dass in Sadira eine überaus begabte Heilerin steckte, die ihr Handwerk gründlich erlernt hatte.
Müde sank ich gegen die hohe Lehne des Sessels und schloss erschöpft die Augen. Die Promessa mochte kein vollkommen sicherer Ort sein, doch sie war mir zumindest vertraut und zu
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