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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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einem Großteil mit Menschen aus meinem Land besetzt, die meine Sprache verstanden oder zumindest eine Sprache, die auch mir bekannt war. Tränen der Erleichterung stiegen in mir auf, aber ich drängte sie zurück und ließ ihnen keinen freien Lauf. Noch nicht. Dies würde ich erst dann tun, wenn Andrea Luca und ich gemeinsam den Boden unserer Heimat erreicht hatten.
    Sadiras Hand lag so leicht wie ein Schmetterlingsflügel auf meinem Arm und ich spürte, wie meine Lebensgeister wieder zurückkehrten. Das tagelange Liegen hatte mir noch mehr geschadet als die Magie, die mich erschöpft hatte und ich musste versuchen, auf die Beine zu kommen, wenn ich nicht bis in alle Ewigkeit die bemitleidenswerte Kranke bleiben wollte. Ich fragte mich, was wohl aus Bahir geworden war, aber er würde alleine zurechtkommen, auch wenn er die Umgebung nicht kannte.
    Die Zeit verstrich und Sadira brachte mir frisches Wasser zum Waschen und eine duftende Seife, die mich an die Rosengärten Terranos erinnerte. Eine überwältigende Sehnsucht nach meinem Zuhause breitete sich in meinem Herzen aus. Seufzend stöberte ich in meinen Kleidungsstücken. Verducci hatte die Truhe mit meinen Habseligkeiten an ihren alten Platz bringen lassen und ich dankte ihm im Stillen dafür, dass ich mich somit der staubigen Wüstenkleidung zu entledigen vermochte.
    Es tat gut, selbst tätig zu werden, ohne auf die Pflege und den Willen anderer angewiesen zu sein und ich genoss das Gefühl, als ich in die mittlerweile gewaschene Hose und eine frische Bluse schlüpfte. Die Kleider aus Samt und Seide erschienen mir nach wie vor nicht für das Schiff und für die Augen seiner Besatzung geeignet. Der Gedanke brachte ein Lächeln auf meine Lippen, das mein Herz leichter machte.
    Dann, endlich, öffnete sich die Tür und Andrea Luca blickte mir aus ihrem Rahmen entgegen. Er wirkte reifer, nicht mehr so sorglos, wie ich ihn kennengelernt hatte.
    Zögernd sah er auf mich hinab, wie ich dort vor der Truhe kniete und alles inspizierte und Unsicherheit stand in seinem Blick, eine Emotion, die ich nur selten an ihm gesehen hatte und die ich vor allem nicht erwartete.
    Ebenfalls verunsichert schaute ich zu ihm auf, mühte mich dann zitternd auf die Beine. Er kam mit langen Schritten auf mich zu und zog mich dann vom Boden herauf an seine Brust.
    Ich spürte seinen warmen, muskulösen Körper und schmiegte mich noch enger an ihn. Leise murmelte er meinen Namen in mein feuchtes Haar, dann löste er sich von mir und sah mir forschend in die Augen, während sich sein schiefes Lächeln auf seinen Zügen abzeichnete. Andrea Lucas Unsicherheit war verflogen. Neckend zupfte er an einer meiner Locken und seine Stimme klang rau und sanft, ebenso ungewohnt wie die Unsicherheit zuvor.
    »So züchtig verhüllt, Signorina Lukrezia? Ich hatte mich schon daran gewöhnt, Euch stets kaum bekleidet zu Gesicht zu bekommen.«
    Ich versuchte halbherzig, ihn empört anzustarren. Dann verwandelte sich meine Miene ebenfalls in ein Lächeln, das sich nach der langen Zeit der Ernsthaftigkeit fremd anfühlte.
    »Nun, das mag daran liegen, dass ich mir meine Kleidung diesmal selbst wählen durfte, Signore Santorini, und ich nicht mehr dem absonderlichen Geschmack der hiesigen Männer folgen muss.«
    Er lachte leise und strich sanft mit einem Finger über meine Wange, dann wurde er ernst, hielt mich jedoch immer noch in seinen Armen. Andrea Luca war kein Narr, er wusste, wie es um meinen Zustand bestellt war und er gab mir Halt.
    »Ich dachte, du seiest tot. Wir hatten dich beinahe aufgegeben, doch dann hat dich der Regen zu mir zurückgebracht.«
    Andrea Lucas Stimme war zu einem Flüstern geworden und er sah abwesend zu Boden. Als er wieder zu mir aufblickte, wirkte er entschlossener denn je und seine Stimme war so kraftvoll und befehlsgewohnt, wie ich sie kannte. Seine Gefühle blieben selten über einen langen Zeitraum sichtbar und ich seufzte innerlich auf, als er einmal mehr seine Maske zur Schau trug.
    »Ich würde gerne bleiben, um alles zu erfahren, was du in der Wüste erlebt hast – besonders würde es mich interessieren, wie dort, in der Trockenheit, Regen fallen kann, obgleich ich dazu meine eigenen Vermutungen habe, die sehr, sehr weit führen. Doch uns bleibt keine Zeit. Die Promessa muss so schnell wie möglich nach Terrano ablegen.«
    Schnell und ohne weitere Erklärungen fasste er nach meiner Hand und wollte mit mir an Deck gehen. Doch ich schüttelte störrisch den Kopf und blieb

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