Kurtisanen leben gefaehrlich
Heilerin und ich hatte nichts anderes von ihr erwartet. Ein Lächeln umspielte meine Lippen und ich schüttelte ablehnend den Kopf, was mir eine strenge Musterung mit emporgezogenen Brauen einbrachte.
»Nein, ich habe zu viel Zeit mit Ausruhen vergeudet, Sadira. Aber lass uns nicht über mich reden. Wie fühlst du dich?«
Ich wusste, dass die Marabeshitin Offenheit mehr schätzte, als die langen, verschleierten Reden der Terrano, und so machte ich kein Geheimnis aus meinen Absichten.
Sadira sah selbst nicht gut aus. So finster und grüblerisch hatte ich sie nur selten zuvor erlebt. Es war nicht die Art der kleinen Heilerin, lange in eine solche Stimmung zu verfallen, auch wenn sie oft von Traurigkeit umgeben wurde.
Wie erwartet, schreckte Sadira nicht vor der offenen Frage zurück, sondern zuckte nur die Schultern und versuchte sich an einem Lächeln. Ein Versuch, der hoffnungslos scheiterte.
»Mir geht es gut. Ich weiß nun wenigstens, was dem Kapitän wiederfahren ist. Aber er wird die Prinzessin wohl niemals vergessen. Nach allem, was ich von ihr gehört habe, ist sie eine beeindruckende Persönlichkeit.«
Ich lachte heiser auf, ein hartes und unangenehmes Geräusch, das mir einen schiefen Blick von Sadira einbrachte.
»Ja, in der Tat – sie ist so beeindruckend wie eine giftige Kobra. Ich kann mir keinen Mann vorstellen, der sie um ihrer selbst willen liebt, aber wenn Bahir die Wahrheit gesagt hat, dann ist sie ohnehin nicht mehr die Frau, die sie einmal war.«
Sadira nickte und wandte sich zum Meer um.
»Es muss schwer für dich sein, dass dein Geliebter zu ihr gegangen ist.«
Geliebter. Das Wort klang seltsam in meinen Ohren. Ich wusste nicht, ob Andrea Luca mein Geliebter war oder nur der Mann, der mich freigekauft hatte und der mich jetzt nicht mehr aufgeben wollte.
Die Marabeshitin musterte mich aufmerksam. Diesmal war ich es, die wortlos auf das Wasser starrte und grübelte. Eine Erinnerung blitzte in meinem Kopf auf und ich wandte mich schaudernd von den Wellen ab, als das Gefühl, zu ertrinken, in mein Gedächtnis drang und mir für einen schaurigen Augenblick den Atem nahm.
Sadiras Stimme verscheuchte die ungebetene Empfindung.
»Du tust ihm unrecht, Lukrezia, weißt du das?«
Ich blickte Sadira überrascht an. Sie konnte keine Gedanken lesen. War ihre Intuition so stark, dass sie erraten hatte, was in meinem Kopf vor sich ging? Ihre Augen waren klar und eindringlich auf mich gerichtet und ließen nicht zu, dass ich mich erneut von ihr abwandte.
»Er ist dir durch die Wüste gefolgt und hat dabei sein Leben riskiert. Ich glaube, dass kein Mann so etwas für eine Frau tun würde, die er nicht liebt. Auch wenn er nun in den Palast zurückgekehrt ist, so tut er dies nicht ohne Grund. Du hast ihn nicht erlebt, bevor er dein Gesicht im Wasser gesehen hat. Er dachte, du seiest tot und er war fest dazu entschlossen, die Prinzessin zu töten, auch wenn es ihn sein eigenes Leben gekostet hätte.«
Ich hörte Sadiras Schilderungen regungslos zu und sah, wie dabei die Melancholie in ihre Augen zurückkehrte und sie mit Tränen füllte.
»Weißt du, wie sehr ich es mir wünsche, dass der Kapitän so etwas für mich tut? Doch er beachtet mich niemals. Du bist vom Glück begünstigt, Lukrezia, zweifle nicht daran. Santorini ist wie ein wildes Tier, wie eine Raubkatze. Er war aufgebracht und ruhelos, bis er dich gesehen hat. Du hättest sehen sollen, wie die Leibwachen der Prinzessin mit ihren blitzenden Krummsäbeln auf uns einhieben, nachdem sie uns in der Nähe des Sommerpalastes aufgespürt hatten. Sie wollten ihn zu ihr zurückbringen, doch er wäre niemals gegangen, bevor er nicht herausgefunden hat, wo du bist und ob du noch lebst.«
Sie verstummte, wischte wütend die Tränen ab, die ihre Schwäche vor den Augen der Männer offenbart hatten.
Mein Herz schmerzte, wann immer ich sah, wie schlecht es ihr ging, und ich spürte heißen Zorn, wenn ich an Verduccis Verblendung dachte, die ihn diese wundervolle, zarte Frau einfach nicht sehen ließ.
Schmerz war alles, was er ihr zu bieten hatte.
Meine Gedanken an Andrea Luca waren ebenso schmerzhaft und ließen meine Stimme versagen. Nur eine leise Erwiderung gelang mir, bevor auch ich schwieg.
»Wenn er es nur einmal aussprechen würde, Sadira, dann gäbe es keine glücklichere Frau auf dieser Welt.«
Sie nickte verstehend. Wir verharrten noch eine Weile schweigend an Deck und hingen unseren eigenen Gedanken nach, bis ich mich aufraffte und
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