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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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gewesen wäre – zumindest in der Öffentlichkeit. Es war bekannt, was in höfischen Kreisen hinter verschlossenen Türen geschah. Und warum sollte sich die angeblich jungfräuliche Tochter des Sultans von Marabesh keinen Geliebten halten, der ihr die Zeit vertrieb?
    »Und Ihr habt die Prinzessin damit konfrontiert?«
    Verducci nickte und starrte in die Ferne, hing gedankenverloren der Erinnerung nach, die ihn zu seiner Rache antrieb. Sein Gesicht wirkte müde und grau. Ich empfand Mitleid mit dem Mann, der so von seinem inneren Hass getrieben wurde, dass er nichts anderes mehr empfinden konnte.
    »Es hat kein gutes Ende genommen, wie alle Welt sehen kann. Ich weiß nicht, ob es Glück war, zu überleben, doch ich werde meine Rache haben, das schwöre ich Euch. Ich werde Delilah rächen und endlich Ruhe finden.«
    Verducci war bitter geworden und er nahm meine Anwesenheit kaum mehr wahr. Ich hoffte, dass er Sadira von nun an besser behandeln würde, doch ich war mir keineswegs sicher. Das Andenken an die Prinzessin in seinem Herzen war noch lange nicht überwunden. Dies konnte man an seinem verzerrten Gesicht erkennen, wann immer die Sprache auf sie kam.
    Leise entfernte ich mich und ging in die Kajüte zurück, entsprach damit seinem Wunsch nach Einsamkeit und überließ ihn seinen Gedanken. Vielleicht würde auch Domenico Verducci eines Tages seinen Frieden finden. Und vielleicht würde Edea es so richten, dass er dies an der Seite Sadiras tat und endlich die schöne Prinzessin mit dem kupfernen Haar vergaß, die in seinem Herzen lebte.
     
     

Kapitel 31
    M
ein Leben auf dem Schiff unterschied sich auf dem Rückweg nach Terrano nicht sonderlich von der Fahrt nach Marabesh. Ich hatte wenig anderes zu tun, als die Nase in meine Bücher zu stecken und über die Promessa zu streifen, wo die anderen ihrer Arbeit nachgingen.
    Wann immer Sadira und Verducci meinen Weg kreuzten, konnte ich nicht widerstehen, die beiden zu beobachten. Daraus wurde ein willkommener Zeitvertreib, als mir auffiel, wie der Kapitän damit begann, die Marabeshitin verstohlen aus den Augenwinkeln zu mustern, wann immer er sie zu Gesicht bekam. Sadira bemerkte zunächst nichts von ihrem neuen Verehrer, bis ihr die ungewohnte Aufmerksamkeit vonseiten des Narbenmannes auffiel und sie ihn ihrerseits mit den Augen verfolgte, sobald er in ihr Sichtfeld trat. Stets, wenn sich ihre Blicke bei diesen heimlichen Observationen trafen, ergab sich das gleiche Phänomen und sie schauten schnellstens in eine andere Richtung, während beide vorgaben, schrecklich beschäftigt zu sein.
    Mit der Zeit fand ich Vergnügen daran, mich ständig in ihrer Nähe aufzuhalten, um keinen Augenblick dieser unbeholfenen Annäherung zu versäumen. Zwei Wochen auf See waren eine lange Zeit, wenn man keine Zerstreuung hatte und zudem lenkte mich dieses überaus interessante Treiben von den Gedanken an Andrea Luca ab, der mittlerweile selbst auf dem Weg nach Terrano sein musste.
    Ich wagte es nun endgültig nicht mehr, meine magischen Kräfte zu gebrauchen. Falls meine Vermutungen über Alesias Motive der Wahrheit entsprachen, hatte ich nicht vor, ihre Wünsche zu erfüllen und ihr Andrea Luca auf einem silbernen Tablett zu servieren.
    So ließ ich die Sorgen bei Tage nicht an mich herankommen, konnte es in der Nacht aber nicht vermeiden, dass die Träume wiederkehrten und ich am nächsten Morgen unausgeruht und mit Ringen unter den Augen erwachte.
    Meistens sah ich in diesen Träumen, wie Andrea Luca der Prinzessin verfiel und mich darüber vergaß, mir fremd und unheimlich wurde, bis er selbst zu einer Schlange geworden war, die mich unheilvoll anzischte. Ihre schwarzen Augen, in denen es kein Licht gab, starrten mich unverwandt an und drangen bis in meine Seele. Danach erwachte ich schweißgebadet und mit klopfendem Herzen.
    Auch Träume von meiner Zwillingsschwester und Pascale Santorini quälten mich. Doch diese Träume besaßen weniger Schrecken als die Visionen von Andrea Luca und der Prinzessin, wenngleich sie in der Realität kaum wünschenswerter waren. Kurzum, meine Zeit auf dem Schiff war nicht in jeder Hinsicht friedlich und ich sehnte mich danach, endlich festen Boden unter meinen Füßen zu spüren. Doch es war allein der Boden Terranos, nach dem es mich verlangte. Ich verspürte keine Sehnsucht mehr nach dem Zauber fremder Nationen.
    Die zweite Woche war bereits zur Hälfte verstrichen und ich ging meiner neuen Beschäftigung an Deck nach, als Verducci sich

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