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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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kultivierte Stimme gehörte.
    »Nein wirklich, Domenico. Hier hältst du also deinen größten Schatz versteckt? Ich habe dir keine Sekunde geglaubt, dass du niemals mehr eine Frau anrühren würdest.«
    Das Lachen des Mannes war widerlich und voller Selbstgerechtigkeit. Sein Körper in meinem Rücken erbebte. Anscheinend war Kapitän John Roberts persönlich eingetroffen und wollte seine Rechnung mit Verducci begleichen.
    Ich war wie gelähmt. Der Schrecken, den ich bei Sadiras Anblick empfunden hatte und die Angst um die kleine Frau saßen tief und machten mich unfähig, etwas anderes zu tun, als mit großen Augen zu Verducci hinüber zu starren. Er hatte sich nicht bewegt und funkelte den Mann in meinem Rücken aus seinen Smaragdaugen an. Dieser begann erneut zu reden, wollte Verducci reizen, um ihn endlich aus der Reserve zu locken.
    »Du solltest keine Frauen für dich kämpfen lassen. Doch sei unbesorgt, Sadira geht es gut und sie wird bald erwachen. Ich würde meinem kleinen Kätzchen niemals etwas antun. Du hättest sie bei mir bleiben lassen sollen. Aber du musstest sie in deiner Selbstsucht aus meinen Armen reißen. Ein Schatz mehr, den du auf der Promessa behalten wolltest, nicht wahr?«
    Er schwieg vielsagend und nutzte die Gelegenheit, flüchtig mit seiner Hand über meinen Hals zu streifen, die sich erstaunlicherweise nicht so rau anfühlte, wie ich es erwartet hatte.
    »Aber es ist mir gleich. Dann werde ich eben diese mitnehmen. Dein Geschmack bei Frauen war noch nie zu verachten.«
    Von Neuem erklang sein Lachen in meinem Rücken und er schob meine Haare zur Seite, um provokant meinen Hals zu küssen. Wie durch einen Schleier registrierte ich, dass der Piratenkapitän von mir sprach, mich auf sein Schiff entführen wollte, weg von meiner Heimat, einer unbekannten Zukunft entgegen. Nein, ich wollte nicht mehr der Spielball fremder Mächte sein, ganz gleich, wie sehr sie mich an Stärke überstiegen – ich wollte endlich wieder nach Hause!
    Noch niemals zuvor hatte ich einen Hass in Verduccis Augen gesehen, der jenem gleichkam, den ich jetzt in ihnen glitzern sah. Nicht einmal der Hass auf sich selbst war so stark wie das Gefühl, das er dem anderen Piratenkapitän entgegenbrachte.
    Aus den Augenwinkeln nahm ich Roberts Rapier wahr. Das Rapier, an dem Sadiras Blut klebte. Und es war diese Waffe, die dafür sorgte, dass Verducci sich nicht bewegte und stattdessen Sadira hielt, so als wolle er sie niemals mehr loslassen.
    Seine Stimme war dunkel und tief, klang, als ob sie den Tiefen des Abgrundes entstammte.
    »Lass sie los, John. Diese Frau ist nicht für dich bestimmt und ich werde es nicht zulassen, dass sie das Schicksal deiner Gesellschaft gegen ihren Willen erleiden muss.«
    Ich konnte den Mann nicht sehen, der mich festhielt. Verducci jedoch war genau in meinem Blickfeld und er machte eindeutige Anstalten, Sadira auf den Boden zu seinen Füßen gleiten zu lassen. Sein Blick streifte mich kurz und ich schüttelte den Kopf. Er hielt inne.
    Meine Hand fuhr langsam an meinem Bein hinab und tastete nach dem Dolch, der in dem hohen Stiefel steckte und darauf wartete, die Freiheit zu erlangen. Noch einmal spürte ich die Lippen des Piraten an meinem Hals, gierig und voller Hohn glitten sie über meine Haut und ließen neuen Ekel in mir aufkeimen. Dann löste er sich von mir und kicherte leise in sich hinein.
    »Bist Du noch immer eifersüchtig auf mich, Domenico? Es hat sich bisher noch keine der Damen beklagt.«
    Seine Großspurigkeit würde ihm den Hals brechen. Er erwartete offenbar keine Gegenwehr von meiner Seite und ich ließ in ihm nicht den Verdacht aufkommen, dass ich mich wehren würde. Behutsam schlossen sich meine Finger um den Griff des Dolches, den der eitle Kapitän dort übersehen hatte, und ich zog ihn unmerklich nach oben, drehte mich unvermittelt in den Armen des Mannes herum, der mich für erstarrt gehalten hatte. Die scharfe Klinge wies drohend auf seinen Hals. Ich ließ ihn den Kuss des kalten Stahls auf seiner Haut spüren, wie ich es schon einmal bei Alesia getan hatte.
    Für einen Moment zeigte sich Verständnislosigkeit in seinen Augen und ich betrachtete mir sein Gesicht, während er versuchte, die neue Situation zu überblicken. Kapitän John Roberts war ein gut aussehender Mann. Jünger, als ich es angenommen hatte, besaß er lange, goldblonde Locken und engelhaft wirkende Züge mit Augen von der Farbe eines Regentages.
    Verstehen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab und

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