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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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konnte ich das schlanke, schnelle Schiff erkennen, das mit vom Wind aufgeblähten Segeln auf uns zusteuerte. Unbeirrbar näherte es sich, bis ich die schwarze Flagge an seinem Mast erkennen konnte, die mir einen grinsenden Totenschädel unter einem Säbel präsentierte, der von tanzenden Flammen umhüllt war. Unwillkürlich stellten sich die Härchen an meinen Armen auf und ich erschauerte, als der erste Kanonenschuss über das Meer hallte und ein Beben durch die Promessa lief.
    War es Paolo, unser Kanonier, der die schwere Kugel aus dem Bauch der Promessa heraus abgefeuert hatte? Ich konnte es nicht unterscheiden, glaubte aber nicht, dass wir getroffen worden waren. Die Wucht war zu gering und ich hatte kein splitterndes Holz vernommen.
    Schon konnte ich die Piraten mit den blitzenden Waffen auf dem anderen Schiff ausmachen und ihre lauten Stimmen wurden gedämpft zu mir herübergetragen. Oder waren es die Stimmen unserer Männer? Überall brach die Hölle los, als Schuss um Schuss ertönte und mir jedes Mal beinahe den Boden unter den Füßen davon riss. Immer wieder hörte ich Verduccis Stimme über dem Lärm, der seinen Männern Befehle zubrüllte und nicht so weit von mir entfernt zu sein schien, wie ich es angenommen hatte.
    Ich beobachtete das Geschehen mit einer fassungslosen Faszination, registrierte, dass uns das andere Schiff erreicht hatte. Das Feuer wurde eingestellt. Promessa und Heaven`s Fire kamen nebeneinander zum Stillstand und die Männer begannen einen Enterkampf.
    Es war unmöglich geworden, zu erfassen, was an Deck vor sich ging. Das andere Schiff verstellte mir die Sicht und ich konnte nur noch die Holzplanken der Heaven's Fire sehen, die alles andere ausschlossen und mir nichts als Vermutungen ließen.
    Ich konnte hören, wie Stahl auf Stahl traf, wieder und wieder, ohne enden zu wollen. Die Schreie der Männer, ob wütend oder schmerzerfüllt, gellten in meinen Ohren, sodass ich mir wünschte, taub zu sein, um sie nicht mehr hören zu müssen und die Welt auszuschließen.
    Mit jedem Schrei, jedem Geräusch, das mir näherkam, wuchs die Angst in meinem Herzen, bis sie sich zu einer Todesangst gesteigert hatte. Weder das Messer in meinem Stiefel noch das Rapier an meiner Seite konnten mich jetzt noch beruhigen, und das Atmen fiel mir schwer.
    Der Geruch der abgefeuerten Kanonenkugeln lag in der Luft und ich war froh darüber, war es zumindest nicht der Geruch nach Blut, der in meine Nase drang. Ich sorgte mich um die Männer, die ich in den letzten Wochen kennengelernt hatte, und sandte Stoßgebete zu Edea, um für ihre Sicherheit zu beten. Doch ganz besonders sorgte ich mich um Sadira und Verducci, die irgendwo in diesem ohrenbetäubenden Chaos steckten und für ein Ziel kämpften, das ich nicht ermessen konnte. So nahe waren sie daran gewesen, endlich zueinanderzufinden und nun waren sie in einen Kampf um ihr Leben verstrickt, anstatt zarte Bande zu knüpfen.
    Ich wollte ebenfalls nach oben, nicht mehr diesen Vermutungen und meiner Angst ausgesetzt sein, sondern selbst etwas tun, auch wenn es nicht viel war, was ich beitragen konnte. Aber alles war besser, als eingesperrt zu sein, ein Opfer meiner Fantasie, die schrecklicher war als jede Wirklichkeit.
    Doch ich kam nicht bis zur Tür hinüber. Das Geräusch zersplitternden Glases ließ mich innehalten und ein lauter Aufschlag auf die Planken der Kajüte ertönte.
    Ich sah die glitzernden Glasscherben, die fein zu Boden rieselten, wie verzaubert aufblitzten und mir entgegen stoben. Mechanisch hob ich einen Arm vor mein Gesicht, um mich vor den scharfen Splittern zu schützen, bemerkte jedoch gleich, dass dies ein Fehler war.
    Ein großer, breiter Mann mit langem, rotem Haar und nacktem Oberkörper sprang auf mich zu und packte mich. Erschrocken schrie ich auf, bis der Atem aus meinen Lungen wich und ich nur noch keuchen konnte. Mein Rücken prallte hart gegen die Wand der Kajüte.
    Der Pirat hatte nicht lange gebraucht, um sich zu fangen und war bereits ganz in seinem Element. Seine schmutzigen Finger fassten grob nach meinen Brüsten und quetschten sie schmerzhaft. Ich versuchte verzweifelt, den großen Kerl von mir zu stoßen, was meine Kräfte bei Weitem überstieg.
    Nicht weiter von meiner Gegenwehr beeindruckt, lachte er erfreut auf und übler Atem schlug mir entgegen, der keine ausgeprägte Reinlichkeit vermuten ließ. Ich spürte, wie sein Gewicht schwer auf mir lastete, als er sich dazu entschloss, einige Worte auf alvionisch an mich

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