Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
Vom Netzwerk:
zugebilligten Gemächer verdrängte ich das Gespräch mit der Artista, so gut es mir möglich war. Zu vieles war noch immer ungeklärt und ich verfluchte sie im Stillen dafür, dass sie mir ihre Verbindung zu Andrea Luca nicht offenlegte und sich stattdessen in ihre Geheimnisse hüllte.
    Die Enthüllungen über Alesia della Francesca erstaunten mich nicht allzu sehr, hatte ich doch nichts anderes von der jungen Artista erwartet. Eine ganz andere Geschichte war es jedoch, dass Beatrice Santi mich als die Frau an Andrea Lucas Seite sah. Ich ärgerte mich mittlerweile darüber, dass ich die Nachricht nicht geöffnet hatte, denn dann hätten sich einige ihrer Rätsel gelöst, war aber gleichzeitig froh, dass ich Andrea Lucas Vertrauen nicht gebrochen hatte.
    Die Nachwirkung des Weines lag wie ein Schleier über meinen Sinnen und vernebelte sie, sodass mir erst spät auffiel, dass leise Schritte hinter mir erklangen und verstummten, wenn ich selbst stehen blieb, um nach ihnen zu horchen. Es hätte mich kaum verwundert, wenn in diesen Mauern urplötzlich ein Gespenst aufgetaucht wäre, dennoch hielt ich die Quelle des Geräusches für zu real, um übernatürlichen Ursprunges zu sein.
    Schwankend hielt ich mich an dem Geländer der breiten Treppe fest, die ich hinaufgehen wollte, und blickte mich um, meinte, den Schatten eines dunklen Rockes gesehen zu haben, der hastig in einer Türöffnung verschwunden war. War es Ophélie, die mir nachgeschlichen war? Und aus welchem Grund tat sie dies? Sie wusste, wohin ich ging und brauchte mir kaum hinterher zu spionieren, um meinen Aufenthaltsort ausfindig zu machen, hatte sie mich doch selbst dort untergebracht.
    Verwirrt blieb ich noch für einen weiteren Augenblick auf dem Treppenabsatz stehen, bemüht, die Gedanken in meinem Kopf zu ordnen, die aufgrund des Weines zu tanzen begonnen hatten. Es wurde Zeit, dass ich mein Zimmer erreichte, bevor ich auf der Treppe in Ohnmacht fiel oder mich ein ähnlich unangenehmes Schicksal ereilte. Folgte mir Ophélie, um sicherzustellen, dass ich mich nicht wieder in Räumen umsah, die mich nichts angingen? Wenn dem so war, dann war Beatrice Santi eine ausgesprochen vorsichtige Gastgeberin, die mir mehr zutraute, als ich mir selbst.
    Schwerfällig lief ich die Treppe hinauf, während meine Beine immer schwerer wurden und mir der Weg immer weiter erschien. Ich verfluchte den Wein, der diese unnatürliche Schwere in meinen Gliedern auslöste, und schleppte mich voran, bis ich mein Schlafgemach erreichte und schwach die Tür hinter mir ins Schloss fallen ließ. Endlich fiel ich auf das Bett, in dem ich die letzte Nacht verbracht hatte und das Drehen in meinem Kopf setzte sich noch für eine Weile fort, bevor sich meine Gedanken endlich zu klären begannen.
    Erschöpft nahm ich die Speisen wahr, die mir Ophélie am Mittag gebracht haben musste, und musterte die silberne Haube misstrauisch. Ich wusste nicht, was in dem Wein gewesen war und ob er überhaupt einen Inhaltsstoff enthalten hatte, der diesen Zustand bei mir ausgelöst hatte, doch es erschien mir riskant, es darauf ankommen zu lassen. Andererseits würde mein Körper nur dann weiterhin funktionieren, wenn ich zumindest die Flüssigkeit zu mir nahm, die mir zur Verfügung stand.
    Seufzend richtete ich mich auf, fiel jedoch sogleich in die Kissen zurück, als mich der Schwindel übermannte. Ich würde tatsächlich ein überaus amüsantes Bild abgeben, wenn ich auf die Promessa zurückkehrte. Doch wenigstens war ich dort in einer angenehmeren Umgebung, als an diesem Ort, der in der Vergangenheit zu existieren schien. Beatrice Santis Gastfreundschaft war ohne Zweifel vorbildlich. So vorbildlich, dass ich ihr die Gesellschaft der Seemänner unter Verduccis Kommando eindeutig vorzog.
    Aus den Augenwinkeln nahm ich eine riesenhafte Truhe wahr, die vor dem geöffneten Schrank stand. Ophélie war scheinbar ihrer Arbeit nachgekommen und hatte bereits meine Kleider für die Abreise bereit gemacht, während ich mein Gespräch mit ihrer Herrin geführt hatte.
    Widerwillen regte sich in mir, wenn ich darüber nachdachte, dass die Mondiénnerin ständig in meinen Kleidern herumwühlte und womöglich in meinem Haus zugange gewesen war, um sie hierher zu schaffen. Und ich ärgerte mich über den Umgang der Artista mit dem Besitz anderer Menschen, wusste aber auch, dass es mir momentan nicht möglich war, meine Habseligkeiten selbst zu packen. Flüchtig regte sich in meinem Geist die Frage, wer wohl die

Weitere Kostenlose Bücher