Kurtisanen leben gefaehrlich
zusammensackten.
Auch die Fürstin lehnte sich in die Kissen zurück und redete dann in einem Plauderton weiter, der das vorangegangene Geschehen unwirklich erscheinen ließ und ihr Eindringen in meine Gedanken Lügen strafte.
»Wir werden morgen in aller Frühe nach Porto di Fortuna aufbrechen und uns dort in meinem Stadthaus niederlassen. Die Einladungen zur Hochzeit sind bereits eingetroffen und es sieht so aus, als ob Pascale keine Zeit verlieren und seinen Neffen endlich verheiraten will, um Marabesh in seine gierigen Finger zu bekommen. Es ist zu schade, dass er es nicht weiß ... doch selbst ein Pascale Santorini ist nicht allwissend.«
Meine Augen mussten verraten haben, was diese Enthüllung in mir auslöste, denn die Fürstin von Orsanto schenkte mir einen wissenden Blick, während mein Herz immer schneller schlug. Hatte Andrea Luca etwa schon Terrano erreicht? Wie sonst konnte der Fürst davon erfahren haben, dass er zurückkehrte? Die Artista lächelte mich freundlich an, ein Lächeln, das jedoch nicht warm wirkte, sondern eine Kälte in sich trug, die niemals von ihr zu weichen schien.
»Oh, Giulia Santorini entstammt zwar lediglich einer niederen Blutlinie, doch sie ist durchaus fähig dazu, Andrea Luca im Auge zu behalten, wenn er nahe genug ist. Und Alesia hat sich sicherlich insofern meinen Anweisungen widersetzt, dass sie weiterhin ein Auge auf ihn hat. Sie scheut sich nicht, ihre Informationen zu verkaufen, wenn sie es für angebracht hält. Darin gleicht sie ihrer Mutter.«
Diese Worte klangen, als habe Beatrice Santi einst Alesias Mutter auf eine unangenehme Art und Weise kennenlernen müssen. Es wunderte mich nicht, dass Alesia ein falsches Spiel trieb und so traf mich diese Enthüllung nicht sonderlich schwer. Sie stellte sich bei dem Fürsten in ein gutes Licht, während sie hoffte, Delilah aus dem Weg zu räumen, sobald diese genügend von ihrer Macht eingebüßt hatte, um ein leichtes Opfer für sie abzugeben. Schließlich rückte die Hochzeit dann für sie in greifbare Nähe.
Einmal mehr beobachtete mich die Fürstin aufmerksam, als könne sie meine Gedanken lesen, doch diesmal kam ich ihr zuvor und schnitt ihr das Wort ab.
»Wie möchtet Ihr reisen, Signora Santi? Die Zeit wird immer knapper und eine Kutsche ist ein unsicheres Gefährt für eine solche Reise. Die Promessa liegt außerhalb des Hafens vor Anker und der Kapitän erwartet eine Nachricht von mir. Wenn Ihr Euch mit dem Aufenthalt auf einem Schiff anfreunden könnt, so dürfte dies der beste Weg sein, um schnell und unauffällig nach Porto di Fortuna zu gelangen, ohne das Augenmerk des Fürsten auf uns zu ziehen.«
Beatrice Santi zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe, schien aber über diese Option ernsthaft nachzudenken. Sie lächelte gedankenverloren, während ich gespannt ihre Antwort erwartete. Nach einer kurzen Zeit des Schweigens tippte sie sich nachdenklich mit einem langen Zeigefinger an die Lippen.
»Ein Schiff. Welch amüsante Idee! Also werden wir am morgigen Tag Kontakt zu deinem Kapitän aufnehmen und ihm mitteilen, dass Beatrice Santi auf seinem Schiff reisen wird. Ophélie wird sich um alles Weitere kümmern.«
Mit diesen Worten sah ich unser Gespräch als beendet an und der Blick der Artista glitt wieder in Welten, die nur sie allein wahrnehmen konnte. Ich erhob mich leise und erwies der Fürstin meine Ehrerbietung, bevor ich auf den Bogen zulief, der in den Flur hinausführte. Ich fühlte mich hungrig und benebelt von dem Wein, der mir sofort ins Blut geschossen war und meine Schritte waren entsprechend unsicher.
Nur kurz erklang die Stimme der Artista in meinem Rücken und ich hielt inne und drehte mich zu ihr herum, um zu hören, was sie zu sagen hatte. Ein belustigter Unterton schwang in ihren Worten mit.
»Die Speisen werden dir nicht schaden, Ginevra. Ophélie kennt sich zwar gut mit Giften aus, sie würde es jedoch niemals wagen, ihr Wissen gegen meinen Willen einzusetzen.«
Sie lachte leise und überließ es mir, daraus meine eigenen, nicht sehr beruhigenden Schlüsse zu ziehen. Es würde wahrlich ein wundervoller Tag sein, wenn ich diesen Palazzo endlich verlassen konnte und ich hoffte, dass mich mein Weg nie mehr an diesen Ort zurückführen würde. Doch es war an der Zeit, dass ich mich um den Erhalt meines Körpers kümmerte, der momentan ein dringlicheres Problem darstellte, als die Rätsel, die die Artista mir aufgab.
Kapitel 38
A
uf dem Weg zurück in die mir
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