Kurtisanen leben gefaehrlich
einiges über Gifte gelernt und war in ihrem Einsatz versiert, wenn ich ihn auch ablehnte und meine Probleme lieber auf andere Art und Weise löste. Ich beendete meine Anschauung und nippte vorsichtig an dem Kelch, denn es hatte keinen Sinn, zu verdursten. Ob nun Gift oder nicht, es würde beides das gleiche Ende nehmen.
Die Stunde bis zur Abfahrt verging zäh. Ich hatte keine besonders große Lust, mich weiter im Palazzo Santi umzusehen und so blieb mir wenig mehr, als abzuwarten und dabei die Wände anzustarren. Das Auftauchen der beiden Männer hatte mir bewiesen, dass es hier noch mehr Bedienstete geben musste, als lediglich Ophélie. Sie waren jedoch gut genug ausgebildet, um nicht in Erscheinung zu treten.
Der Palazzo war ein ausladendes Gebäude und die Annahme, dass andere Teile alles andere als düster waren und dass es hier wesentlich mehr Menschen gab, die diesen Ort bewohnten und betreuten, war nicht abwegig. Schließlich war es Beatrice Santi und Ophélie unmöglich, das Gebäude allein instand zu halten. Offenbar wollte die Fürstin erreichen, dass ihre Besucher von weiteren Aufenthalten hinter diesen Mauern absahen und zumindest bei mir hatte sie dieses Ziel mühelos erreicht. Ich wollte nichts lieber, als von hier zu verschwinden.
Aufmerksam verfolgte ich jede Bewegung des Uhrzeigers der großen Standuhr, die in meinem Gemach untergebracht war. Auch wenn die Minuten nur langsam verstrichen, so war ihr Vergehen unaufhaltsam.
Tatsächlich wurde es bald Zeit, das Zimmer zu verlassen und nach unten zu gehen, wo mich Ophélie an der Eingangstür erwartete. Sie bedeutete mir mit einer eleganten Geste, mich zu der wartenden Kutsche zu begeben, in der die Fürstin bereits Platz genommen hatte.
Ich lief an ihr vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen, und betrachtete stattdessen die schmucklose schwarze Kutsche mit unserem Gepäck auf dem Dach. Vier schneeweiße Pferde waren davor angespannt. Die prachtvollen Tiere standen in einem merkwürdigen Kontrast zu der Schlichtheit des Gefährts.
Schnell strebte ich die Treppe hinab und ein älterer, livrierter Diener mit ergrautem Haar, der die Kutsche offensichtlich fahren sollte, öffnete mit einer halben Verbeugung die Kutschentür, um mich einzulassen. Kaum war ich eingestiegen, als Ophélie ebenfalls auf gezierte Art hineinkletterte, dann schloss sich die Tür und ich war mit Beatrice Santi und ihrer Dienerin allein auf engstem Raum. Es war eine Erfahrung, die ich niemandem wünschte.
Die Artista reagierte kaum auf meinen Gruß. Lediglich ein Nicken deutete an, dass sie mich wahrgenommen hatte. Dann zogen die Pferde an und das Klappern ihrer Hufe übertönte die Geräusche der Außenwelt, als wir zum Hafen hinab fuhren, wo einer von Verduccis Männern in der lachenden Meerjungfrau auf eine Nachricht von mir warten würde.
Die Fahrt verging in Schweigen. Die Pferde trabten durch Chiasaro, um uns unserem Ziel näherzubringen und ich sehnte es herbei, den schwankenden Boden der Promessa erneut betreten zu dürfen und die frische Meeresluft tief einzuatmen. Der Gedanke an eine Hafenspelunke, die mit betrunkenen Seemännern gefüllt war, wirkte wenig einladend auf mich, doch ich vertraute darauf, dass Verducci diesen Ort gut genug kannte, um die Gefahren einschätzen zu können. So war ich zwar nervös, sorgte mich jedoch nicht zu sehr. Was konnte schlimmer sein, als Beatrice Santis Gastfreundschaft genießen zu müssen, selbst wenn diese nur von kurzer Dauer war?
Endlich hielt die Kutsche vor einer heruntergekommen wirkenden Taverne an. Es handelte sich um ein Fachwerkhaus mit gesplitterten Fenstern und einem schief hängenden, hölzernen Schild, das eine grinsende, obszön wirkende Meerjungfrau als Wahrzeichen trug. Die Spelunke erweckte den Anschein, als hätte es erst vor Kurzem eine deftige Schlägerei darin gegeben und ich hoffte inständig, dass Verduccis Männer nicht daran beteiligt gewesen waren.
Der Diener, der vom Kutschbock gestiegen war, öffnete mir mit unbewegter Miene die Tür und ich glitt aus der Kutsche heraus, um mich nach einem bekannten Gesicht umzusehen. Ich wusste nicht, wen Verducci geschickt haben mochte und nahm nicht an, dass es sich um Sadira handeln würde. Entsprechend musste seine Wahl auf einen seiner Männer gefallen sein.
Kalte Schauer liefen über meine Haut, als ich bemerkte, wie sich die Blicke der Anwesenden durch mein Kleid hindurch in meine Haut bohrten. Ich wünschte mir inständig, meine Hosen und mein Rapier
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