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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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schwere Truhe tragen sollte, dann fielen mir die Augen zu und verhinderten, dass ich näher darüber nachsinnen konnte.
    Als ich erwachte, fand ich Ophélie in meinen Gemächern damit beschäftigt, zwei kräftig gebaute Männer anzuweisen, meine Habseligkeiten aus dem Raum zu schaffen, die sie zuvor liebenswürdigerweise für mich verpackt hatte. Somit war zumindest dieses Rätsel gelöst, denn Signora Santi verfügte eindeutig über Bedienstete, die man nicht zu Gesicht bekam. Mein Blick war verschwommen und in meinem Kopf tobten Wirbelstürme, die jeden klaren Gedanken in weite Ferne rissen. Ich richtete mich auf und versuchte, meinen Verstand dazu zu bringen, die Vorgänge in dem Zimmer zu verstehen.
    Ophélie amüsierte sich offenbar köstlich über meinen bedauernswerten Zustand. Ein offen zur Schau getragenes Lächeln lag auf den vollen Lippen der Mondiénnerin, während sie meine Versuche beobachtete.
    Wie bei jeder unserer Begegnungen war sie hochgeschlossen und in dunkle Farben gekleidet, die ihren hellen Teint betonten, jedoch wenig davon preisgaben.
    Mondiénner standen nicht in dem Ruf, züchtig und scheu zu sein. Ganz im Gegenteil, waren die Damen des hohen Adels dort noch um ein Vielfaches zügelloser, als so manche Kurtisane in Terrano und so verwunderte mich ihr Auftreten, wann immer ich sie erblickte. Es fiel mir nicht leicht, ihr diese Haltung abzunehmen, wirkte sie doch, als trüge sie der Welt eine Maske zur Schau, die sie bei Bedarf einfach abnehmen würde, um zu zeigen, was dahinter verborgen lag.
    Ophélie schien darauf bedacht, einige Worte an mich zu richten, und so kratzte ich den letzten Rest meiner Selbstbeherrschung zusammen, der mir zu einer würdevolleren Haltung verhelfen konnte, und schenkte ihr einen kühlen Blick. Ich wagte es noch nicht, mich auf die Beine zu stellen, konnte ich mir doch nur allzu gut vorstellen, wie sich dies auf meine Würde auswirken würde.
    Ophélie beobachtete meine Bemühungen ungerührt und ihr Lächeln verblasste auch dann nicht, als ihre zarte Stimme erklang.
    »Guten Morgen, Mademoiselle. Ich hoffe, Ihr hattet eine angenehme Nachtruhe? Ich habe bereits veranlasst, dass Eure Kleider zur Kutsche gebracht werden. Madame erwartet Euch in einer Stunde in der Eingangshalle.«
    Ich schenkte der Mondiénnerin meinerseits ein giftiges Lächeln, machte jedoch keine Anstalten, mich zu erheben und Ophélie damit einen enormen Gefallen zu erweisen.
    »Meine Nachtruhe war ausgezeichnet, vielen Dank, Ophélie. Euer Wein hatte einen erstaunlichen Jahrgang, der mir unerwartete Einsichten geschenkt hat.«
    Das Lächeln der blonden Frau vertiefte sich, insofern dies überhaupt noch möglich war, und sie deutete einen spöttischen Knicks an.
    »Ich stehe stets zu Euren Diensten, Mademoiselle.«
    Sie wandte sich auf elegante Weise zur Tür um und schickte sich an, das Zimmer zu verlassen, nicht jedoch, ohne noch eine letzte Bemerkung an mich zu richten.
    »Euer Frühstück steht bereit. Ihr werdet sicherlich hungrig sein, nach dem gestrigen Tag.«
    Dann war die schlanke Dienerin verschwunden und ließ nur den Hauch ihres schweren Parfums zurück, das sich auf unangenehme Weise mit dem allgegenwärtigen Rosenduft verband und sich in einer üblen Mischung in meiner Nase ausbreitete. Ich nahm den Duft der Rosen nur noch am Rande wahr, nachdem ich ihm so lange ausgesetzt gewesen war, wünschte mir aber dennoch sehnlichst frische Luft, um Ophélies Parfum zu vertreiben, das mich wie eine Wolke umgab. Ich mochte die schweren Parfums aus Mondiénne nicht. Sie benebelten die Sinne ebenso wie die Menschen dieses prunkvollen Landes, die man mit erheblicher Vorsicht genießen musste, wenn man ihren Ränken nicht zum Opfer fallen wollte.
    Mein Magen schmerzte bereits vor Hunger und die Speisen unter ihrer Haube riefen mit verführerischer Stimme nach mir, doch ich wollte der Versuchung nicht nachgeben. Die Erfahrung mit dem Wein hatte mir gereicht.
    Vorsichtig kam ich auf meine schwachen Beine und stolperte zu dem Tischchen hinüber, auf dem, neben der Haube, auch ein Krug mit klarem Wasser stand. Es war riskant, davon zu trinken, doch mein Hals war trocken und ich brauchte die Flüssigkeit, wenn ich bei Kräften bleiben wollte.
    Seufzend goss ich ein wenig davon in einen Kelch, der offenbar genau zu diesem Zweck hier stand und roch an dem Wasser, das jedoch keine verdächtigen Merkmale aufwies. Es war keine Garantie dafür, dass es in Ordnung war. Während meiner Ausbildung hatte ich

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