Kurtisanen leben gefaehrlich
zu tragen, die aber beide von Ophélie in die Truhe gepackt worden waren und sich somit meinem Zugriff entzogen.
Vorsichtig ging ich auf die Tür zu, um ins Innere zu gelangen, als mich eine starke Hand am Arm packte und mich in meiner Bewegung aufhielt, bevor ich den Türknauf erreichen konnte. Erschrocken fuhr ich herum und sah mich einem großen Mann gegenüber, dessen Gesicht und Haar von einer Kapuze verdeckt wurden, sodass ich ihn nicht erkennen konnte.
Hektisch wollte ich ihm meinen Arm entreißen, um mich von ihm zu befreien, was jedoch einfacher gesagt, als getan war. Er war mir schließlich nicht allein an Körpergröße überlegen, sondern brachte auch einiges mehr an Muskelmasse mit, der ich keinesfalls gewachsen war.
Wütend blickte ich zu ihm auf und wollte ihm gerade einen scharfen Kommentar entgegen zischen, um meine Angst zu überdecken, als ich ein tiefes Lachen unter seiner Kapuze heraus vernahm, das mir nicht unbekannt war. Staunend hielt ich inne, versuchte, einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen. Da erklang auch schon seine kräftige Stimme in einem leisen Flüsterton und ließ mich von weiterer Gegenwehr absehen.
»Nein, Lady. Du willst doch wohl nicht in die dreckige Spelunke gehen und dein Kleid beschmutzen. Ich glaube nicht, dass du da drinnen Bücher finden wirst, um dich zu wehren, wenn dich einer anfassen will.«
Er lachte erneut und ich wagte es, den angehaltenen Atem wieder auszustoßen, als ich rote Locken unter der Kapuze aufleuchten sah. Red Sam war offenbar derjenige, der mich an diesem Tag erwarten sollte. Ich hoffte inständig, dass er mir die kleine Szene in der Kajüte vergeben hatte und meine Wehrlosigkeit nicht ausnutzen würde.
»Wir müssen schnell zur Promessa, Sam. Ich habe noch zwei weitere Passagiere für Verducci dabei, die ebenfalls in Kürze Porto di Fortuna erreichen müssen. Wo befindet sich das Boot?«
Red Sam nickte unter seiner Kapuze.
»Das Boot liegt nicht weit von hier an einer verdeckten Stelle. Aber ich habe keine Ahnung, wie wir darauf das ganze Gepäck transportieren sollen.«
Er warf einen skeptischen Blick auf die Truhen, die auf die Kutsche geschnallt waren und ich folgte der Richtung seines Blickes, um dann seufzend den Kopf zu schütteln. Ophélie hatte offenbar nicht bedacht, dass wir auf einem Boot reisen würden, als sie gepackt hatte. Möglicherweise hatte ihr die Fürstin auch nichts davon erzählt, und wenn dies der Fall war, so würde die Mondiénnerin eine sehr unangenehme Überraschung erleben. Gehässig fragte ich mich, ob sie wohl anfällig für die Seekrankheit war, bevor ich mich wieder dem rothaarigen Alvioner zuwandte.
»Das Gepäck soll unsere kleinste Sorge sein. Ich bin mir sicher, dass sich dafür eine Lösung finden lässt.«
Sam schenkte mir noch einmal das Geräusch seines tiefen, klingenden Lachens und deutete dann auf die Kutsche.
»Geh wieder hinein, Lady. Ich werde den Kutscher schon in die richtige Richtung lenken, keine Sorge.«
Er schob mich förmlich auf die Tür zu und genoss es, dabei seine großen Hände auf meinen Hintern zu legen. Ich ignorierte seinen Übergriff und stieg wortlos hinauf zu der Artista und zu Ophélie, die die Szene beobachtet hatten.
Beatrice Santi nahm alles mit einer gelassenen Miene hin, die nicht darauf hinwies, dass sie das Gesehene auf irgendeine Weise mit Verwunderung erfüllte. Allerdings nahm ich mit Genugtuung das Entsetzen in Ophélies weit geöffneten Augen wahr und lehnte mich zufrieden auf meinem Platz zurück.
Wenn der Anblick Red Sams sie schon dermaßen schockierte, so würde sie auf dem Schiff wohl einen Schock nach dem anderen erleiden.
Still in mich hinein grinsend, spürte ich den leichten Ruck, als die Pferde die Kutsche anzogen, und hörte über allem Red Sams laute Stimme, die in einem nicht akzentfreien Terrano den Weg zum Beiboot der Promessa erklärte.
Langsam fuhren wir zum Hafen hinab, endlich zurück in die Freiheit, weit weg von den erstickenden Mauern und uralten Erinnerungen in Signora Santis Reich.
Kapitel 39
T
atsächlich dauerte es nicht lange, bis wir das Beiboot erreicht hatten und Red Sam es zu Wasser gelassen hatte, um uns zum Schiff zu bringen. Mit Vergnügen beobachtete ich, wie Ophélie bei dem Anblick des Bootes zweifelnd zu ihrer Herrin schaute und dann einige Worte auf Mondiénne an sie richtete, die sich um das auf der Kutsche verbleibende Gepäck drehten. Eine Kleinigkeit, die der gepflegten Ophélie sehr zu missfallen
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