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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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schien, wollte sie doch ihre hochgeschlossenen Kleider nicht missen.
    Auch mir wäre es lieber gewesen, mein Rapier und meine Hosen am Leib zu tragen und nicht beides innerhalb der Truhe zu wissen, die die Mondiénnerin gepackt hatte. Aber es war nicht mehr zu ändern und so seufzte ich nur schicksalsergeben und ließ mir von dem rothaarigen Alvioner in das sanft schwankende Boot helfen. Im Vergleich zum Palazzo Santi erschien es mir nahezu ebenso gemütlich wie meine eigene Terrasse.
    Nachdem Beatrice Santi und Ophélie ihre knappe Diskussion beendet hatten, die, wie es zu erwarten gewesen war, die Artista gewonnen hatte, half Sam auch den beiden anderen Frauen in das Boot hinein. Signora Santi verzog keine Miene und gab sich wie eine vollendete Dame, die von einem Fürsten hofiert wurde. Ophélies Ansichten waren allerdings schon von Weitem zu erkennen. Red Sam nahm es gleichmütig hin und ließ sich nicht davon abschrecken. Im Gegenteil - er schenkte ihr ein freches Zwinkern und tätschelte ihr beruhigend das Hinterteil. Die Empörung der Mondiénnerin kannte keine Grenzen. Sie holte aus, um dem unverschämten Piraten eine Ohrfeige zu versetzen. Dieser wich ihr jedoch geschickt aus, bevor er die Geste mit einem belustigten Schnalzen und einem drohenden Zeigefinger quittierte.
    Es war keine einfach zu bewältigende Aufgabe, mir das Lachen zu verbeißen. Ich bemühte mich um eine neutrale Miene und wartete ruhig und bescheiden auf meinem Platz, bis beide Frauen endlich eine annehmbare Position gefunden hatten. Die Fürstin gab ihrem Kutscher ein Zeichen, dessen Bedeutung mir verborgen blieb. Ich sann allerdings nicht lange darüber nach.
    Amüsiert beobachtete ich das Entsetzen auf Ophélies Gesicht, als Red Sam die Ruder in seine großen Hände nahm und sich das Boot durch seine gleichmäßigen Bewegungen in Fahrt setzte. Wir glitten der Promessa entgegen, auf der ich einige Männer der Besatzung sehen konnte, die uns bereits erspäht hatten.
    Red Sams Muskeln boten ein beeindruckendes Schauspiel und seine roten Locken leuchteten im Licht der Sonne wie das Feuer selbst. Er konnte durchaus anziehend wirken, wenn er es darauf anlegte. Sicher wartete an den Häfen dieser Welt das eine oder andere Mädchen auf den kräftigen Seemann. Kurz blitzte die Erinnerung an die Prinzessin von Marabesh in meinen Gedanken auf, doch ich verdrängte das Bild ihrer kupferroten, schlangenartigen Haare und konzentrierte mich auf das, was vor mir lag.
    Hatte Beatrice Santi den Schatten gesehen, der über mein Gesicht gezogen war? Ihr Blick war aufmerksam auf meine Züge gerichtet. Ein leichtes Lächeln spielte auf ihren Lippen, als hätte sie ebenfalls wahrgenommen, was ich für einen Moment erblickt hatte. Trotz der warmen Morgensonne, die auf meine Haut schien, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Es fühlte sich an, als läge eine dünne Schicht harten, schimmernden Eises auf meiner Haut.
    Ich war glücklich, als wir endlich die Promessa erreicht hatten, verfluchte jedoch noch im gleichen Atemzug das hellblaue Kleid, das ich noch immer trug. Ich wünschte mir, alle Manieren über Bord geworfen und die Fürstin von Orsanto in meinen Hosen aufgesucht zu haben.
    Aber es nutzte nichts, darüber zu jammern. Also kletterte ich mühsam und mit gerafften Röcken die Strickleiter hinauf, die man zu uns herabgelassen hatte. Ich lächelte grimmig, als mir bewusst wurde, dass Red Sam, dort unten im Boot, äußerst erfreut über die ungeahnten Ausblicke war, die sich ihm bei meinen Kletterkünsten boten.
    Ohne Zweifel würde er auch der mächtigen Artista bald unter den Rock schauen dürfen, wenn sie an Bord ging. Wobei ich mir nicht sicher war, ob er überhaupt wusste, um wen es sich bei der Frau in dem weißen Kleid handelte.
    Verducci war ebenfalls anwesend und beugte sich über die Reling, um mir hinaufzuhelfen. Dabei erblickte er Beatrice Santi und Ophélie, die noch in dem Boot warteten, bis sie an der Reihe waren. Der Kapitän sah mich mit einer Mischung aus Verwirrung und offenem Entsetzen an, während er mich an Bord zog und meine Füße endlich die vertrauten Planken der Promessa berührten. Offenbar wusste er nur allzu genau, wer dort im Boot darauf harrte, sein Schiff zu betreten, und diese Entdeckung war keineswegs angenehm. Ich konnte ihn zwar verstehen, erwiderte seinen Blick trotzdem mit einem ergebenen Achselzucken und versuchte, einen möglichst unschuldigen Eindruck zu erwecken. Ich wusste nur allzu gut, dass ich die

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