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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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Pläne an meinem Gesicht und der leichten Nervosität abzulesen vermochte, die mich bereits seit dem Erwachen ergriffen hatten. Und dies war das Letzte, was ich wollte. Beatrice Santi mochte sich für unfehlbar halten, doch ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Verbot von ihrer Seite Alesia davon abhalten würde, ihre Ziele weiterzuverfolgen. Es war ein Fehler, das Mädchen so zu unterschätzen, das hatte ich am eigenen Leib erfahren müssen und wollte es nicht noch einmal riskieren.
    In meine Gedanken und das Frühstück versunken, bemerkte ich kaum, wie sich die Tür öffnete und ein Mädchen mit wehenden Röcken hinein huschte. Ich hielt sie für Emilia, die ihrer täglichen Arbeit nachging und etwas in diesen Räumen zu erledigen hatte.
    Um nicht unhöflich zu erscheinen, wandte ich mich zu ihr um, um sie mit einem Lächeln auf den Lippen zu begrüßen und legte die Kirsche, die ich gerade in den Fingern hielt, wieder auf den Teller zurück. Nur einen Herzschlag später war ich froh darüber, denn das Mädchen mit dem glatten, dunklen Haar, das dort in der Tür stand, war keineswegs das Dienstmädchen der Beatrice Santi.
    Erschrocken schlug ich die Hand vor den Mund und blickte aus großen Augen auf die junge Frau, dann öffnete ich mit einem leisen Aufschrei meine Arme, als sie zu mir lief und sich in meine Umarmung sinken ließ.
    Antonia war zu mir zurückgekehrt.
     
     

Kapitel 43
    N
achdem die erste Wiedersehensfreude abgeebbt war, schob ich Antonia ein kleines Stück von mir, um das Mädchen genauer betrachten zu können. Sie wirkte kaum anders als damals, als ich sie nach Hause geschickt hatte, damit sie nicht dem Fürsten in die Hände fiel.
    Ihr rabenschwarzes Haar ergoss sich glatt und glänzend über die schmalen Schultern, vielleicht ein wenig länger, als bei unserer letzten Begegnung, und die dunkelbraunen Augen glänzten vor Freude feucht, was ihnen ein hübsches Schimmern verlieh. Antonia sah älter und gereifter aus, obgleich nicht viel Zeit verstrichen war. Dies mochte daran liegen, dass sie schon seit Langem bei mir lebte und ich sie täglich gesehen hatte.
    Antonia und ich waren selten mehr als eine Nacht lang getrennt gewesen und erst jetzt, als sie vor mir stand, kam mir zu Bewusstsein, wie sehr ich das ruhige, zuverlässige Mädchen vermisst hatte. Ich hatte Antonia zu Beginn meiner Laufbahn aus ihrem armen Elternhaus geholt, um ihr und ihrer Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Sie würde niemals in die Verlegenheit kommen, einen wohlhabenden Mann heiraten zu müssen, den sie nicht liebte.
    Ich bezweifelte ohnehin, dass dies für sie noch möglich war, veränderte der Dienst bei einer Kurtisane die Menschen doch nachhaltig. In gewisser Hinsicht war unser Leben freier als das Dasein so mancher adeliger Frauen, die zu ihrem Glück gezwungen wurden, ob sie es wollten oder nicht.
    Antonia blickte aus ihren großen Augen zu mir auf und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel, bevor sie eine ordentliche Haltung einnahm und die schneeweiße Bluse glatt strich. Ihre Stimme war zuerst unsicher und gebrochen, doch nach einem kurzen Räuspern klang sie wieder so fest, wie ich es von ihr gewohnt war. Ein kleines, zaghaftes Lächeln umspielte den rosigen Mund des Mädchens und sie musterte mich besorgt.
    »Geht es Euch wirklich gut, Signorina Lukrezia? Ich habe so viele schreckliche Dinge gehört, die Euch geschehen sein sollen.«
    Ich lächelte beruhigend und schüttelte den Kopf, um ihre Zweifel zu zerstreuen, ließ es zu, dass sie mich von Kopf bis Fuß betrachtete.
    »Nein, ich bin wohlauf und ich nehme an, dass die meisten dieser Gerüchte einfach nur die natürlichen Folgen des Verschwindens einer bekannteren Persönlichkeit sind. Aber sag mir zuerst, wie du mich gefunden hast, Antonia. Hat Signora Santi dich hierher bringen lassen?«
    Ein leichter Hauch von Panik schlich sich auf Antonias Züge, als ich den Namen der Artista erwähnte, dann versuchte sie, sich zusammenzunehmen und straffte ihre Körperhaltung, schüttelte verneinend den Kopf. Ein aufgeregtes Leuchten trat in ihre Augen und ersetzte die Furcht, die sich darin befunden hatte.
    »Nein, Signore Santorini kam zu unserem Haus und hat mich heute Morgen zu dieser Villa gebracht. Er meinte, dass Ihr sicher Euer eigenes Mädchen brauchen würdet, und hat mich Signora Santi vorgestellt. Sie war ... unheimlich.«
    Antonia schluckte sichtbar bei der Erinnerung an ihre Begegnung mit der Artista. Ich konnte es ihr nicht

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