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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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Beste, was uns passieren konnte, verschaffte es doch eine gewisse Position, die mit Wohlstand einherging.
    Doch nun hatte ich Signorina Valentinas ersten Grundsatz gebrochen.
    Müde wandte ich mich von dem Meer ab und beobachtete stattdessen das Treiben an Deck, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich lächelte dem Matrosen Roberto fröhlich zu und schenkte ihm einen gehauchten Kuss aus der Ferne, der ihn heftig erröten ließ, als er mich aus der Takelage heraus mit seiner Kunstfertigkeit erfreuen wollte, lachte mit den anderen, als er in seiner Verlegenheit das Gleichgewicht verlor und sich fluchend darin verfing.
    Roberto konnte meine Aufmerksamkeit jedoch nicht lange fesseln, denn Sadira und Verducci betraten das Deck. Sie waren in einen Disput vertieft, den sie in einer fremden Sprache austrugen und den er mit einigen harschen Worten beendete. Sadira blieb allein zurück und ihre schwarzen Augen funkelten gefährlich. Sie packte einen Eimer und warf ihn mit einem lauten Aufprall gegen die Bretter des Schiffes. Nach ihrem Ausbruch verschwand sie unter Deck, dabei von dem Johlen ihrer Kameraden begleitet.
    Ich beobachtete die Beiden schon seit Tagen und mir waren die Blicke aufgefallen, die Sadira ihrem Kapitän zuwarf, wann immer sie ihn sah. Meist lagen Sehnsucht und Liebe in ihren Augen. Er nahm es jedoch niemals zur Kenntnis, behandelte sie wie die anderen Mitglieder seiner Mannschaft und war blind für die Gefühle, die ihm entgegengebracht wurden. Langsam konnte ich verstehen, warum Sadira eine Abneigung gegen mich empfand. Ich musste ihr wie eine Rivalin vorgekommen sein, die das erlangt hatte oder noch erlangen würde, was sie für sich erhoffte. Als Kurtisane konnte ich kaum auf einen Ruf hoffen, der solche Vermutungen nicht bestärkte.
    Ich hatte bisher nur bei wenigen Gelegenheiten einige Worte mit ihr gewechselt, denn sie hielt mich auf Distanz, so gut sie es vermochte. Nachdem sie Verduccis Verhalten gegenüber meiner Person erlebt hatte, legte sie weniger Misstrauen an den Tag, trotzdem hatte sich nur wenig geändert, was ich sehr bedauerte. Ich war mir sicher, dass sie mehr über den Kapitän und seine Beweggründe wusste, und hätte auch gerne mehr über sie selbst erfahren. Ich konnte mir nur schwerlich vorstellen, was eine Frau zu einem Leben auf See trieb und was sie dazu bewogen hatte, ihre Heimat, die ich in Marabesh vermutete, zu verlassen.
    Ich wusste noch nicht, dass es nicht mehr lange dauern sollte, bis ich endlich meine Gelegenheit erhielt, Sadiras Schleier zu lüften und den Menschen darunter zu entdecken.
     

    Ich entschied, dass es an der Zeit war, wieder unter Deck zu gehen, bevor Roberto noch etwas Schlimmeres widerfuhr, und betrat gerade die Kajüte des Kapitäns, als ich Sadira darin erblickte, die bewundernd über den kostbaren Stoff eines meiner Kleider strich. Sie kniete so vertieft vor der Ebenholztruhe, dass sie mich erst bemerkte, nachdem ich mich leise geräuspert hatte, um auf mich aufmerksam zu machen.
    Sadira blickte mit einem erschrocken wirkenden Gesichtsausdruck auf und sprang auf die Füße, erinnerte mich an ein gehetztes Reh, das von seinem Jäger in die Enge getrieben worden war. Es war offensichtlich, dass sie nicht wusste, was sie tun sollte und eine zarte Röte überzog ihre Wangen.
    Ich schloss leise die Tür hinter mir und trat vorsichtig näher, bemüht, sie zu beruhigen und davon zu überzeugen, dass ich ihr nichts Böses wollte. Ich verlieh meiner Stimme einen sanften Ton, obgleich ich unsicher war, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Sadira hatte bei mir bisher nicht den Eindruck hinterlassen, sich sonderlich für feine Stoffe zu interessieren und ich war entsprechend erstaunt. Trotzdem war ich fest dazu entschlossen, die Gunst der Stunde zu nutzen.
    »Gefällt Euch das Kleid, Sadira? Vielleicht möchtet Ihr sehen, wie es Euch stehen würde? Oder lieber ein anderes?«
    Ich plapperte munter von edlen Kleidern und der Kunst der höfischen Bekleidung, während ich selbst zu der Truhe hinüberging und eines der Seidenkleider heraushob. Ich wusste beim besten Willen nicht, was ich auf einem Schiff damit tun sollte, aber Verducci würde sich wohl etwas dabei gedacht haben, als er sie bringen ließ. Oder er hatte schlicht und einfach nicht über die passende Bekleidung für Frauen auf Seereisen nachgedacht, was mir wahrscheinlicher erschien.
    Sadira blieb auf der Hut. Es war ihr offensichtlich peinlich, dass ich sie so gesehen hatte und erst nach einem

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