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Kurz bevor dem Morgen graut

Kurz bevor dem Morgen graut

Titel: Kurz bevor dem Morgen graut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Kimmelmann
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scharf.
    „Ruhig, Leute“, meinte Sven. „Ich war zehn Jahre nicht mehr hier, es sieht alles ein bisschen anders aus.“
    „Sven!“ Tanja wurde hysterisch. „Du hast gesagt, wir brauchen keine Stunde durch den Wald. Die Stunde ist vorbei! Wir haben kaum noch Licht, wahrscheinlich ist es in einer Viertelstunde stockfinster! Bring uns hier raus!“
    „Es muss doch hier irgendwo ...“, murmelte Sven und bahnte sich einen Weg in das Dickicht.
    Plötzlich erhellte sich sein Gesicht.
    „Hier, seht euch das an!“
    Tanja und Bernd folgten ihm über ein paar Wurzeln. Dahinter war ein schmaler Weg, der sich eine ganze Weile geradeaus zog.
    „Ist das die richtige Richtung?“, fragte Tanja. Ihre Stimme überschlug sich fast vor Panik.
    „Ja“, meinte Sven. „Das muss ein alter Forstweg sein. Lasst uns weitergehen.“
    Tanja und Bernd folgten ihm, wobei ihr Vertrauen in ihren Führer nahezu verschwunden war.
    Sie wanderten den Forstweg eine Weile entlang, als sie es plötzlich alle hörten.
    „Was ist das?“, fragte Tanja verschreckt.
    „Bestimmt wieder nur ein Tier“, sagte Sven unsicher. Auch ihm war die Sache mittlerweile äußerst mulmig.
    Er fuhr herum, als etwas aus den Büschen schoss. Ein rotbraunes Eichhörnchen sprang auf den Weg und begann aufgeregt zu fiepen. Es schien in Panik zu sein.
    „Ist das unser Eichhörnchen?“, fragte Tanja, nachdem sie sich von dem ersten Schrecken erholt hatte.
    „Unsinn, das kann unmöglich dasselbe sein“, meinte Bernd.
    „Ist es aber“, bemerkte Sven. „Das Ohr seht ihr?“
    Tatsächlich. Es war das Eichhörnchen von vorhin.
    „Ist uns das gefolgt?“, fragte Bernd.
    „Es sieht aus, als wolle es uns vor etwas warnen“, gab Tanja zu bedenken.
    „Quatsch“, meinte Sven. „Wahrscheinlich fürchtet es sich vor uns.“
    Als wollte das Eichhörnchen seine Theorie bestätigen, sprang es wild fiepend einen Baum hinauf und verschwand in den Baumkronen. Plötzlich hörten sie ein markerschütterndes Geräusch, als ob ein Baum zermalmt würde. Das Fiepen hörte im selben Augenblick auf.
    Sven, Tanja und Bernd waren einen Moment lang starr vor Schreck. Dann folgte eine Art lautes Schmatzen.
    „Was ist da passiert?“, quiekte Tanja. Sie wagte, sich nicht zu bewegen.
    „Keine Ahnung“, sagte Sven zittrig. „Aber lasst uns schnell hier raus gehen. Der alte Forstweg kann nicht so lang sein.“
    Sie schritten rasch voran, aber die Dunkelheit war schneller als sie. Nach weiteren zehn Minuten konnten sie nur noch wenige Meter weit sehen.
    „Ich hab Angst, Sven.“ Tanja begann zu weinen.
    Sven drehte sich um, nahm sie in den Arm und küsste sie auf ihr Haar.
    „Keine Sorge, Kleines“, beruhigte er sie. „Wir sind bald hier raus.“
    „Was ist mit dem Eichhörnchen passiert?“, schluchzte sie. „Und was war das für ein Geräusch?“
    „Ich weiß es nicht. Lass uns nachher darüber sprechen, wenn wir bei meinen Eltern sind.“
    „Wenn wir da noch ankommen!“
    Sven begann zu zittern. Er würde den Boden der Nantweiner Jordanstraße küssen, wenn sie aus diesem Wald nur endlich rauskamen.
    „Können wir vielleicht weitergehen?“, schnauzte Bernd sie an. „Ich kann kaum noch etwas sehen!“
    Er hatte recht. Eine trübe Finsternis hatte sich über den Wald gelegt. Die Bäume waren nur noch als vage Schemen zu erkennen, überall lauerten unheimliche Schatten.
    Sven nahm Tanja bei der Hand und zog sie weiter, Bernd kam hinterher. Sie liefen immer schneller, nur um das Ende des Weges zu erreichen.

    „Wie lange laufen wir schon, seit wir das Eichhörnchen gesehen haben?“, fragte Tanja irgendwann unter Tränen.
    Niemand wusste es. Es konnte eine halbe Stunde vergangen sein, vielleicht auch eine Stunde.
    „Das ist absurd!“, echauffierte sich Sven. „So groß ist dieser Wald nicht! Wir hätten längst irgendwo rauskommen oder zumindest eine Weggabelung erreichen müssen!“
    „Vielleicht haben wir einen Weg gefunden, der einfach nicht gefunden werden wollte“, war Tanjas tränenerstickter Kommentar.
    „So ein Unsinn!“, herrschte Sven sie an. „Glaubst du jetzt schon an alte Waldgeister oder so einen Müll?“
    Mit einem Mal fuhren sie beide zusammen. Sie hörten wieder das zermalmende Geräusch, gefolgt von hastigem Schmatzen.
    „Ich will hier raus, Sven!“, brüllte Tanja und begann ihn zu schütteln.
    „Ich ja auch, also lasst uns ...“
    Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen.
    „Was ist los?“, schrie Tanja.
    „Wo ... wo ist

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