Kurz vor Mitternacht
gerade etwas nach links wandte, als der Mörder zuschlug. Oder aber er hat das Bett zur Seite geschoben, hat links gestanden und das Bett nachher wieder an seinen Platz gerückt.»
«Die letzte Erklärung klingt nicht sehr einleuchtend.»
«Gewiss, aber es könnte so gewesen sein. Andererseits ist es gefährlich, sich auf einen Linkshänder festzulegen.»
Sergeant Jones, der den Golfschläger untersuchte, bemerkte: «Dieser hier gehört einem Rechtshänder.»
Leach nickte.
«Vielleicht gehört er aber dem Mörder gar nicht. Oder kann es sich auch um eine Mörderin handeln, Doktor?»
«Allerdings. Wenn der schwere Golfschläger da als Waffe benutzt wurde, hätte auch eine Frau den mörderischen Streich führen können.»
Inspektor Battle fragte mit seiner ruhigen Stimme: «Aber Sie können nicht schwören, dass der Golfschläger die Waffe war, nicht wahr, Doktor?»
«Nein, ich kann nur sagen, dass er die Waffe gewesen sein könnte. Selbstverständlich werde ich untersuchen, ob das Blut daran zur selben Blutgruppe wie das der Toten gehört – auch die Haare werde ich natürlich untersuchen.»
«War Lady Tressilian wach, oder schlief sie, als sie getötet wurde?», fragte Leach.
«Meiner Meinung nach war sie wach. Ihr Gesichtsausdruck zeigt Erstaunen. Ich würde annehmen, dass sie ihr Schicksal keineswegs erwartete. Entweder war sie gerade aus dem Schlaf erwacht und hatte ihre Sinne noch nicht ganz beisammen, oder sie betrachtete ihren Mörder als einen Menschen, von dem sie nichts Böses zu gewärtigen hätte.»
«Die Nachttischlampe brannte als einzige», sagte Leach nachdenklich.
Jones hatte seine Untersuchung beendet. Er lächelte zufrieden. «Sehr gute Fingerabdrücke», berichtete er. «Ganz klar zu erkennen!»
Leach stieß einen Seufzer aus.
«Das erleichtert die Sache.»
«Ein höflicher Bursche», sagte Dr. Lazenby. «Lässt die Waffe zurück, hinterlässt seine Fingerabdrücke – vielleicht hat er auch noch seine Visitenkarte zurückgelassen!»
«Mag sein, dass er den Kopf verloren hat», erklärte Inspektor Battle. «Das ist bei vielen Mördern der Fall.»
Der Arzt nickte.
«O gewiss. Na, ich muss jetzt gehen und mich um meine Patientin kümmern.»
«Was für eine Patientin?»
Battle zeigte sich sehr interessiert.
«Der Diener schickte schon nach mir, bevor der Mord entdeckt wurde. Lady Tressilians Mädchen wurde heute Morgen bewusstlos aufgefunden.»
«Was fehlt ihr denn?»
«Sie ist mit Veronal betäubt worden. Es geht ihr gar nicht gut, aber sie wird durchkommen.»
«Das Mädchen?»
Battles große, ausdrucksvolle Augen hefteten sich auf den breiten Glockenstrang, dessen Quaste auf dem Kissen neben dem Kopf der Toten lag.
Lazenby, der dem Blick des Inspektors gefolgt war, nickte.
«Sie haben Recht. Das hätte Lady Tressilian als Erstes getan, wenn sie sich beunruhigt gefühlt hätte – die Glocke gezogen und das Mädchen herbeigerufen. Sie hätte stundenlang läuten können, das Mädchen wäre nicht aufgewacht.»
«Es war also Absicht», bemerkte Battle. «Oder hatte das Mädchen etwa die Gewohnheit, Schlafmittel zu nehmen?»
«Nein, sicher nicht. In ihrem Zimmer deutet nicht das geringste darauf hin. Ich habe auch herausgefunden, wie ihr das Veronal verabreicht worden ist. Mit Sennesschoten. Sie trank jeden Abend einen Absud von Sennesschoten. Im Glas sind noch Spuren.»
Inspektor Battle kratzte sich das Kinn.
«Hm», brummte er. «Jemand, der genau Bescheid wusste.»
Kurze Zeit später befanden sich Battle und Leach allein im Zimmer.
Battle machte einen nachdenklichen Eindruck.
«Hältst du es für möglich, dass jemand den Golfschläger mit Handschuhen benutzt hat, nachdem die Fingerabdrücke dran waren?», fragte er.
Leach schüttelte den Kopf.
«Nein, und du glaubst es selber nicht, Onkel. Dabei wären die Abdrücke unweigerlich verwischt worden. Und du hast ja gesehen, wie klar sie sind.»
«Na, jedenfalls stehen wir jetzt vor der unangenehmen Aufgabe, sämtlichen Hausbewohnern die Fingerabdrücke abzunehmen. Dann werden wir ja sehen.»
«Sie sind alle im Esszimmer.»
Battle betrachtete die Tote.
«Die Frau sieht nicht aus, als ob sie Hass erregt hätte.»
Er schwieg eine Weile, dann erkundigte er sich: «Wer beerbt sie?»
«Du hast Recht! Da könnte die Antwort liegen. Das müssen wir als Erstes feststellen.»
Während sie die Treppe hinuntergingen, überflog Battle die Liste, die er in der Hand hielt. Er las laut:
«Miss Aldin, Mr Royde, Mr Strange, Mrs
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