Kurz vor Mitternacht
zu, der soeben die Halle durchquerte, um ins Wohnzimmer zu gehen.
«Oh, Hurstall… ein Einbruch… Lady Tressilian ist tot… ermordet… sie hat ein Loch im Kopf, und alles ist voller Blut…»
25
I nspektor Battle genoss seine kurzen Ferien. Drei Tage blieben ihm noch, und er war etwas enttäuscht, als das Wetter umschlug und es zu regnen begann.
Er saß gerade mit seinem Neffen, Sergeant James Leach, beim Frühstück, als das Telefon klingelte.
«Ich komme sofort», sagte Jim und legte den Hörer auf.
«Etwas Ernstes?», fragte Battle, als er den Gesichtsausdruck seines Neffen bemerkte.
«Ein Mordfall. Lady Tressilian, eine alte Dame, die gelähmt ist und die hier jedermann kennt. Ihr gehört das Haus in Saltcreek, das auf der Klippe steht.»
Battle nickte.
«Ich gehe jetzt mit dem Alten hin.» (So respektlos redete Jim von seinem Chef, dem Polizeidirektor.) «Er war mit ihr befreundet.»
Während Jim zur Tür ging, sagte er bittend: «Wirst du mir bei der Sache zur Hand gehen, Onkel? Es ist das erste Mal, dass wir hier einen solchen Fall haben.»
«Solange ich hier bin, gern. Einbruch und Raubmord, nehme ich an?»
«Ich weiß noch nichts Näheres.»
Eine halbe Stunde später sprach Major Robert Mitchell, der Polizeidirektor, mit Onkel und Neffe.
«Viel lässt sich noch nicht feststellen», sagte er, «doch ein Punkt scheint mir sicher zu sein. Der Mord ist von keinem Außenstehenden verübt worden. Nichts wurde gestohlen, kein Zeichen eines Einbruchs. Fenster und Türen waren heute Morgen geschlossen.»
Er blickte Battle an.
«Glauben Sie, dass man Ihnen den Fall übertragen würde, wenn ich bei Scotland Yard anfrage? Das heißt, wenn Sie bereit wären, ihn zu übernehmen? Es würde allerdings das Ende Ihrer Ferien bedeuten.»
«Ich bin bereit», sagte Battle. «Sie halten es wohl für einen ernsten Fall?»
Mitchell antwortete nachdrücklich: «Es ist einer jener Fälle, bei denen wir keinen Fehler machen dürfen. Der Täter muss unbedingt gefasst werden – der wahre Täter.»
Er griff zum Telefon.
«Verbinden Sie mich mit Scotland Yard.»
Battle nickte still vor sich hin und dachte: Anscheinend hat er jemanden im Verdacht. Und die Sache passt ihm nicht. Ich möchte wetten, dass es eine bekannte und beliebte Persönlichkeit ist…
Battle und Leach standen in der Tür des schön ausgestatteten Schlafzimmers. Ein Polizeibeamter untersuchte den Griff eines Golfschlägers – eines sehr schweren Schlägers – auf Fingerabdrücke. Das Ende des Stocks war blutbefleckt, und es klebten einige weiße Haare daran.
Dr. Lazenby, der Polizeiarzt des Bezirks war, beugte sich über die tote Lady Tressilian.
Mit einem Seufzer richtete er sich auf.
«Ganz klarer Fall. Sie wurde mit großer Kraft von vorn erschlagen. Gleich der erste Schlag war tödlich, aber der Mörder schlug zur Sicherheit noch einmal zu.»
«Wann ist der Tod eingetreten?», fragte Leach.
«Ich würde annehmen, zwischen zehn und zwölf Uhr nachts.»
«Sie können den Zeitpunkt nicht genauer bestimmen?»
«Kaum. Dabei sind alle möglichen Faktoren in Betracht zu ziehen. Heutzutage lässt man die Totenstarre nicht mehr als Indiz gelten. Nicht früher als zehn, nicht später als Mitternacht.»
«Und sie wurde mit diesem Golfschläger umgebracht?»
Der Arzt warf einen Blick auf den Stock.
«Vermutlich. Ein Glück, dass der Mörder ihn zurückgelassen hat. Aus der Wunde hätte ich nicht ersehen können, dass ein Golfschläger als Mordinstrument gedient hat. Die scharfe Kante hat den Kopf nicht berührt – es muss die stumpf-gebogene Rückseite gewesen sein.»
«Wäre ein solcher Schlag nicht schwer zu führen?», forschte Leach.
«Wenn er absichtlich geführt würde, ja», stimmte der Arzt zu. «Ich kann nur annehmen, dass es sich durch irgendeinen sonderbaren Zufall so zugetragen hat.»
Leach hob die Hände und versuchte im Geiste, den Schlag zu führen.
«Schwierig», erklärte er.
«Ja», sagte Dr. Lazenby nachdenklich, «das Ganze war schwierig. Die Tote wurde an der rechten Schläfe getroffen, wie Sie sehen, aber der Täter muss auf der rechten Seite des Bettes gestanden haben, denn links ist nicht genügend Platz.»
Leach spitzte die Ohren.
«Ein Linkshänder also?»
«Das lässt sich nicht mit Gewissheit sagen», versetzte der Arzt. «Er könnte Linkshänder gewesen sein – das wäre die leichteste Erklärung. Aber es gäbe noch andere Möglichkeiten. So kann man beispielsweise annehmen, dass die alte Dame den Kopf
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