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Kurzgayschichten

Kurzgayschichten

Titel: Kurzgayschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Meyer
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in den Sessel setzte.
    Kurz herrschte unangenehmes Schweigen, bis mein Vater schließlich, nachdem er Ian ausführlich gemustert hatte, zu reden begann. „Sie sind also der Freund meines Sohnes?“
    Ian sah mich kurz an und lächelte leicht. „Ja, sozusagen.“
    Ich versuchte mir äußerlich nicht anmerken zu lassen, wie diebisch ich mich freute. Das hieß dann wohl, dass wir offiziell zusammen waren.
    „Wie lange geht das schon mit euch?“ Er zeigte in einer unwirschen Geste erst zu Ian und dann zu mir.
    „Erst ein paar Tage“, gab ich zu.
    „Ein paar Tage erst, so so ...“, wiederholte er. Man merkte deutlich, dass es ihm nicht passte.
    „Na ja, irgendwann muss eine Beziehung ja anfangen, nicht wahr?“
    Mein Vater nickte etwas irritiert, als Ian auch schon fortfuhr.
    „Wir wollten die Beziehung beginnen, bevor wir miteinander ins Bett gehen, wir wollen schließlich nicht nur aus sexuellem Interesse zusammen sein, sondern langsam was aufbauen ...“
    Das klang so vernünftig und gleichzeitig so unglaubhaft, dass ich fast angefangen hätte zu lachen.
    „Das klingt natürlich vernünftig“, räumte mein Vater ein.
    Ian war der Wahnsinn, ob er das Gesagte ernst meinte oder nicht, er schien meinen Vater allmählich für sich zu gewinnen.
    „Wieso war mein Junge gestern bei Ihnen? Er wollte doch ursprünglich auf diese Party gehen.“ Er neigte sich etwas vor und sah Ian direkt an.
    „Da waren wir ja auch, aber dann hatten wir keine Lust mehr und sind zu Ian gefahren“, brachte ich mich auch in die Gesprächsrunde ein. Ich kam mir vor wie in einer schlechten Talkshow oder diesen gespielten Verhören irgendwelcher Polizeisendungen im Fernsehen.
    „Gut, warum bist du dann nicht mit Ted mitgefahren?“
    Woher wusste er, dass Ted auch auf der Party war? Daher wehte also der Wind!
    „Dad?! Hast du Ted etwa gefragt, wo ich bin?!“
    Er nickte knapp. „Ja, ich hab ihn angerufen, schließlich hab ich ein Recht darauf zu erfahren, wo du dich rumtreibst! Dein Handy hattest du ja nicht mit, aber so hab ich dann ja glücklicherweise die Nummer herausbekommen.“
    „Ich hätte mich ja gemeldet, aber mir ging’s zu schlecht.“
    Mein Vater lehnte sich zurück und sah mich abwartend an. „Und wieso ging es dir bitte so schlecht?“
    Gerade als ich zum Reden ansetzen wollte, erlöste mich Ian Gott sei Dank. „Sie wissen ja, wie das ist auf Partys, der Tisch voller Getränke, da muss man erst mal durchsehen, welches das eigene ist. Er hatte sich vergriffen und prompt das mit Alkohol erwischt und das, wo er doch keinen Alkohol verträgt.“ Er lächelte leicht und fuhr mir mit dem Finger über den Handrücken.
    „Ich hätte Sie ja benachrichtigt, aber ich hatte die Nummer nicht und Joshi war kaum ansprechbar ...“
    „Das verstehe ich natürlich.“ Mein Vater schien zufrieden. Er lehnte sich entspannt zurück und beobachtete uns beide.
    „Und das mit euch soll jetzt etwas Festes werden, ja?“
    „Ja.“ Ich nickte synchron zu Ians Bejahung.
    „Gut, Ian, gehen Sie regelmäßig zum Arzt?“
    Ich musste aufpassen, nicht laut loszuschreien vor Entsetzen und auch Ian schien für einen Moment überrascht, fing sich aber gleich darauf wieder. Gott, wieso musste mein Vater so unglaublich peinlich sein?
    „Nun ja, was heißt regelmäßig, ich hatte noch keine Probleme ...“
    „Verstehen Sie das bitte nicht falsch, Sie scheinen ein vernünftiger Kerl zu sein, aber ich gebe meinen Sohn ungern in andere Hände.“
    „Ich versichere Ihnen, ich würde genauso denken, wenn Joshi mein Sohn wäre, deswegen werde ich auch besonders gut auf ihn aufpassen.“ Er lächelte erst mich und dann meinen Vater an.
    Es war schön, wenn man mehr oder weniger als unselbstständiges, jugendliches Objekt angesehen wurde.
    „Das hoffe ich doch sehr, kein Vater hat gern ein Kind mit gebrochenem Herzen.“
    Noch einmal warf er ein paar Blicke hin und her, dann schien er sich selbst zuzunicken. „Ich muss sagen, dass ich positiv überrascht bin, von mir aus habt ihr meinen Segen, aber ...“
    Ich wollte schon zum Gehen aufspringen, erleichtert, dass das peinliche Gespräch nun vorbei sein würde.
    „Aber?“, fragte ich unsicher nach, verhakte meine Hände einfach mit Ians.
    „Ich möchte, dass ihr es safe macht!“
    Ich klatschte mir gedanklich an die Stirn. Schlimmer ging immer!
    Ians strubbelte mir mit der freien Hand durch die Haare und nickte dann meinem Vater zu. „Natürlich!“
    Erst jetzt schien mein Vater wirklich zufrieden

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