Kurzgayschichten
gerötete Wange.
„Ehrlich gesagt weiß ich das selbst noch nicht so genau.“
„Und nun?“, fragte ich nach einigen Minuten des Schweigens etwas unschlüssig.
„Nun wird geschlafen.“ Er zog mich näher zu sich heran und vergrub das Gesicht in meinen noch feuchten Haaren.
Es war ein angenehmes Gefühl so dicht bei ihm zu liegen. Begleitet von seinem ruhigen und gleichmäßigen Atem war ich auch bald eingeschlafen.
13
Am nächsten Morgen wurde ich unsanft von einem schrillen Piepen geweckt, das sich als Ians Telefon entpuppte. Zerknirscht erhob dieser sich schließlich und ging in den Flur, kam mit dem schnurlosen Telefon zurück.
„Ja?“ Er setzte sich dicht zu mir auf die Bettkante.
Kurz schien sein Gesichtsausdruck überrascht, dann strich er mir vorsichtig durchs Haar.
„Ja, der ist hier, einen Moment bitte.“
Er reichte mir mit einem geflüsterten „dein Dad“ das Telefon, das mir daraufhin fast aus der Hand glitt.
„Euhm, ja?“
„Gott, Junge, kannst du dir vorstellen, was ich mir für Sorgen gemacht habe?!“
Ich seufzte leise. Na herrlich, besser konnte man früh um neun nicht geweckt werden.
„Wieso hast du dich nicht gemeldet?“
„Mir ging’s gestern Abend nicht so gut“, log ich nur halb.
„Ach, dir ging’s nicht gut, scheinbar ja noch gut genug um mit wildfremden Kerlen mitzugehen!“
Ian grinste leicht, es war kaum zu überhören, wie sich mein Vater aufregte, einfach nur peinlich.
„Ian ist nicht fremd.“
„Jungs, die mir nicht anständig vorgestellt werden, sind fremd! Hast du mit diesem Kerl etwa geschlafen?!“
Bis zum Ende dieses Telefonats schien ich einzeln alle Stufen zum Peinlichkeitsthron besteigen zu müssen.
„Nein, hab ich nicht, er hat sich um mich gekümmert, als es mir nicht gut ging ...“
„Gekümmert also, na schön, dass du dafür zu wildfremden Männern gehst, anstatt zu deinem Vater zu kommen, der zudem noch Arzt ist ...“
Seufzend sah ich zu Ian, der das Ganze anscheinend äußerst amüsant fand.
„Ich will, dass du sofort nach Hause kommst ... und bring diesen Kerl mit ...“, dann legte er auf.
Na klasse, heute war definitiv mein Glückstag.
„Hast du es mitgekriegt?“
Ian grinste mich von der Seite her an. „Ja, war nicht zu überhören.“ Er erhob sich, ging zu seinem Schrank und zog sich eine Bluejeans über.
„Na, dann werden wir mal, oder?“
Ich war ehrlich gesagt etwas überrascht, dass er einfach so zusagte. Schließlich sollte er meinen Vater kennen lernen und das, obwohl wir nicht einmal zusammen waren. Oder waren wir das mittlerweile?
„Was ist? Deine Sachen sind noch im Bad, solltest du nicht sofort kommen?“ Er grinste und zog sich ein weißes Hemd über.
„Mal ehrlich, fühlst du dich nicht etwas verarscht, weil mein Vater dich kennenlernen will?“
Er setzte sich immer noch grinsend neben mich und sah mich von der Seite her an.
„Wieso? Weil er sich Sorgen macht und den Lustmolch sehen will, der seinen Sohn entführt hat?“
Na herrlich, warum vernünftig miteinander reden, wenn man sich auch über den anderen lustig machen kann?
Er strich mir versöhnlich durchs Haar und küsste mich auf die Stirn. „Mach dir mal keinen Kopf, ist doch schön, wenn er sich um dich sorgt, außerdem hab ich von meinen Partnern sonst nie die Familie kennengelernt.“
Mein Herz machte einen leichten Sprung. Hieß das jetzt, dass ich zu den Partnern dazuzählte?
„Na los, zieh dich an, ich mach dann schnell Frühstück und wir fahren los.“
Noch nie kam mir der Weg nach Hause so kurz vor.
Wir hatten Ians Wagen genommen und uns darauf geeinigt, dass ich das Fahrrad ja später mal mitnehmen könnte, wenn ich wieder bei ihm war. Anscheinend wurde das wirklich was mit uns, so richtig mit Beziehung. Trotzdem kam ich mir albern vor, als wir vor meiner Wohnung standen um meinem Vater Rede und Antwort zu stehen. Ich schloss auf und betrat vor Ian den Flur, sah mich kurz um und war erleichtert, als ich Dale nirgendwo sah.
Ian folgte mir, sah sich ebenfalls um und lächelte mich leicht an.
Die Geräusche aus der Küche verstummten und bald darauf zeigte sich mein Vater im Flur, sah erst mich und dann Ian an.
„Dad, das ist Ian.“
Ian kam höflich auf meinen Vater zu und reichte ihm die Hand.
„Entschuldigen Sie die Verspätung, aber wir haben noch gefrühstückt.“
Mein Vater sah etwas skeptisch aus und lotste uns dann ins Wohnzimmer, wo er sich gegenüber der Couch, auf die wir uns niederließen,
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