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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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beiden Kolleginnen, den Chefsekretärinnen Kreutz und Hangerl. Aber das mit dem Bildschirmschonerfoto stimmt tatsächlich. Es gibt sogar weitere Fotos auf der Festplatte, allesamt aber nur Landschaftsbilder einer Seenlandschaft. Ohne Personen – und bei den abgebildeten Fahrzeugen sind keine Kennzeichen zu erkennen. Aber die Aufnahmedaten haben die Kollegen rausgekriegt. Herbst vergangenen Jahres. Anfang Oktober.«
    »Dann müsste sie damals verreist gewesen sein«, sinnierte der Chefermittler.
    »Das werden wir morgen checken können. Aber …« Linkohr ging ein paar Schritte zu seinem Schreibtisch und hob den schwarz-weißen Ausdruck eines Fotos hoch. »Das hier war auch bei den Urlaubsfotos.«
    Häberle kniff die Augen zusammen, um es besser sehen zu können. Doch mehr als ein abfotografiertes Hinweisschild bot sich ihm nicht.
    »Eine Tafel des Naturschutzes«, erläuterte Linkohr. »Da geht’s um die Bedeutung der Wiederansiedlung von Bibern.«

36
    Bodling war wieder viel zu spät heimgekommen. Die Kinder lagen bereits im Bett, seine Frau saß lesend im Wohnzimmer. Er fühlte sich abgespannt und ausgelaugt, als er Jackett und Krawatte ablegte, sich einen Strickpulli überzog und in Filzpantoffeln schlüpfte. Während er sich ein eiskaltes Pils einschenkte, beantwortete er bereits geduldig die Fragen seiner Frau, die brennend an der neuesten Entwicklung interessiert war.
    »Am meisten macht mir zu schaffen, dass sich die Frau Rothfuß nicht meldet«, resümierte er schließlich, nachdem er seinen Tagesablauf geschildert und das Glas nahezu leer getrunken hatte. »Ich zermartere mir seit heut Morgen den Kopf, was sie mit der Sache zu tun haben könnte.«
    »Vielleicht hat sie einen privaten Grund zu verschwinden«, gab seine Frau zu bedenken.
    »Kann ich mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen. Sie ist absolut zuverlässig. Absolut.«
    Sie plauderten noch eine halbe Stunde und entschieden dann, sich schlafen zu legen. Bodling sah kurz ins Kinderzimmer; dort herrschte bereits friedliche Stille.
    Er selbst war eine Viertelstunde später in einen tiefen Schlaf gefallen, seine Frau nach zwölf Buchseiten ebenfalls.
    Die Stille, die den im Landhausstil erbauten Wohnsitz der Bodlings auf der Albhochfläche in Türkheim umgab, war etwas, das sie sehr zu schätzen wussten. Kein Autolärm, keine grölenden Passanten in der Nacht. Das ländliche Idyll am Rande der Ortschaft war perfekt. Ein Rückzugsgebiet nach stressigen Tagen. Sie hatten sich derart an diese Stille gewöhnt, dass sie bereits eine Autotür, die zwei Straßen weiter zugeworfen wurde, aufschrecken konnte.
    Doch die Stille in dieser Nacht sollte sich als trügerisch erweisen.
     
    *
     
    Es war gegen 3 Uhr, als der Mann in der Schaltzentrale des Albwerks durch einen Signalton aufgeschreckt wurde, der eine Störung andeutete. Er wandte sich von dem Computerbildschirm ab, an dem er seit Stunden die Zahlen für einen statistischen Bericht zur bevorstehenden Hauptversammlung der Genossenschaft zusammenfasste, brachte den Ton mit einem Knopfdruck zum Schweigen und ließ sich auf einem weiteren Monitor per Mausklick darstellen, wo es eine Störung gegeben hatte.
    Mit einem Blick erkannte er, dass zwei Trafostationen im Stadtbezirk Türkheim einen Kurzschluss gemeldet hatten. Demnach waren mehrere Straßenzüge nun ohne Strom. Der automatische Versuch, die Versorgung sofort wieder in Gang zu setzen, hatte die vollständige Abschaltung zur Folge. Der Mann in der Schaltzentrale wusste, dass dies eine ernsthafte Störung bedeutete – und nicht nur von einem Gegenstand ausgelöst worden war, der die Leitung lediglich kurz berührt hatte, wie dies etwa bei einem abgebrochenen Ast der Fall gewesen wäre. Auch ein Blitzschlag kam in dieser Nacht wohl kaum infrage.
    Der Verantwortliche wusste, was zu tun war: Er drückte an seinem großen Schaltpult einige Tasten und bereits eine halbe Minute später rief einer der Bereitschaftsdienstler an, denen die unangenehme Aufgabe oblag, zu jeder Tages- und Nachtzeit, vor allem aber bei widrigen Witterungsbedingungen, eine gemeldete Schadensstelle anzufahren. Spätestens in 20 Minuten, da war sich der Mann in der Schaltzentrale sicher, würde Klarheit bestehen, wo das Problem lag. Vermutlich würden sich aber zwischenzeitlich bereits die ersten Kunden melden und über den Stromausfall klagen. Selbst mitten in der Nacht gab es sogar im ländlichen Bereich genügend Menschen, denen so etwas nicht entging. Viele saßen um diese Zeit

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