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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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die Bettkante. Wenn er nur diese kleine Taschenlampe neulich wieder in die Schublade des Nachttischchens geräumt hätte, durchzuckte es ihn. Jetzt hockte er in der Finsternis und musste damit rechnen, jede Sekunde angegriffen zu werden. Waren da Schritte? Seine Frau war offenbar auch aus dem Bett gekrochen.
    »Bist du das?«, fragte er vorsichtig in die Nacht hinein.
    »Wer denn sonst?«, gab sie unbekümmert zurück.
    Bodling ersparte sich eine Antwort und wollte stattdessen mit gedämpfter Stimme wissen: »Was machst du?«
    Er musste unbedingt verhindern, dass sie das Zimmer verließ. Wenn dies jemand tat, dann er. Und er musste es schnellstens tun, bevor den Kindern nebenan etwas zustieß oder sie in Panik gerieten, wenn sie merkten, dass sie kein Licht anknipsen konnten.
    Noch aber war niemand im Haus, sagte er sich. Wie denn auch? Keine Scheibe hatte geklirrt, keine Tür war aufgebrochen worden. Nur draußen im Garten musste sich jemand bewegt haben.
    »Die Taschenlampe«, hörte er seine Frau sagen, die sich offensichtlich am Bett entlang zum Kleiderschrank tastete.
    »Hast du denn eine?«
    »Die kleine Reiselampe«, sagte sie, während er das wohl vertraute Öffnen der Schranktür vernahm. Noch immer saß er auf der Bettkante. Seine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, sodass er wenigstens die Umrisse des Fensters wahrnehmen konnte. Weil der Rollladen ein Stück hochgezogen war, drang minimalstes Streulicht ein, wie es selbst in den dunkelsten Nächten vorhanden war.
    »Ich hab sie«, stellte seine Frau fest und gleichzeitig zerschnitt ein schmaler Lichtstrahl die Finsternis. Endlich. Bodling atmete tief durch und versuchte, sich die Unruhe nicht anmerken zu lassen. Eine tonnenschwere Last schien von ihm zu fallen.
    »Schaust du mal nach den Kindern und den Sicherungen?« Seine Frau hatte nicht das Geringste von dem mitgekriegt, was ihn seit zehn Minuten beschäftigte. Und das war auch gut.
    Er würde gleich nach den Kindern sehen, durchs Haus gehen und im Keller die Sicherungen überprüfen. Aber vermutlich lag die Ursache nicht innerhalb des Gebäudes, dachte er. Deshalb würde er die Schaltzentrale in der Firma anrufen. Gerade als ihm eine innere Stimme sagte, dass er dies bei einem Stromausfall nicht von der heimischen Telefonanlage mit ihren netzabhängigen Mobilteilen machen konnte, drang durch die Tür der elektronische Sound des Handys herein. Er hatte es, wie üblich, auf das Sideboard in der Diele gelegt.
    Seine Frau richtete den Lichtstrahl auf den digitalen Wecker: 3.23 Uhr. Bodling ließ sich die Taschenlampe geben, öffnete zögernd die Tür zur Diele und leuchtete zum Handy hin, dessen Display ebenfalls erstrahlte, und eine Mobilfunknummer anzeigte. Während er die geschlossene Tür zum Kinderzimmer ableuchtete und wieder ins Schlafzimmer zurückging, meldete er sich mit einem knappen »Ja.«
    »Entschuldigen Sie, Herr Bodling«, hörte er eine Männerstimme sagen. »Hier spricht Osswald vom Bereitschaftsdienst.«
    Bodling hatte sofort ein Gesicht vor sich. Osswald war einer der Männer, die gerufen wurden, wenn es irgendwo im Netz eine Störung gab.
    »Wir haben uns Sorgen um Sie gemacht«, erklärte Osswald. »An der Versorgungsleitung hier rüber hat jemand vorsätzlich einen Kurzschluss verursacht. Und weil deshalb auch Ihre Türklingel nicht geht, ruf ich Sie an. Es hätte ja sein können, dass dies nach all den Vorfällen …«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Bodling und reichte seiner Frau die Taschenlampe. »Wo sind Sie denn?«
    »Vor Ihrem Haus«, kam es zurück. »Bei Ihnen ist aber alles okay?«
    Bodling zögerte. »Soweit ich das überblicken kann, ja.« Vom Fenster her glaubte er einen Lichtblitz wahrgenommen zu haben. »Sind Sie das mit dem Licht?«, fragte er zurück.
    »Mein Kollege Plumstett ist das. Er ist gerade ums Haus gegangen.« Es entstand eine Pause, während dieser er sich mit dem anderen zu unterhalten schien. Bodling wartete geduldig, unterdessen warf sich seine Frau irritiert einen Morgenmantel über und legte einen für ihn aufs Bett.
    »Herr Bodling, sind Sie noch da?«, meldete sich Osswald wieder.
    »Ja, bin ich.«
    »Mein Kollege hat festgestellt, dass die Fensterscheibe zu Ihrer Garage eingeschlagen wurde.«
    Bodlings Blutdruck schoss in die Höhe. »Was? Eingeschlagen?«
    Seine Frau sah ihn entsetzt an.
    Die Stimme des Anrufers wurde hektisch. »Und es stinkt nach Spiritus oder Ähnlichem, sagt mein Kollege.« Wieder eine Pause.
    Bodling

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