Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
und zu merken.
    Sie können von überall her sein, hämmerte es in seinem Gehirn. Die Gefahr war global. Und er musste unbedingt Häberle anrufen. Aber jetzt wollte Doris zum Gletscher. 40 Kilometer hin, 40 Kilometer zurück. Dort hinten hörte die Straße auf. Er fühlte sich wie in einer Falle.

43
    Es war ein Schock. Wenn man an der Staufstufe bei Lauingen die Kleider von Silke Rothfuß gefunden hatte, verhieß dies nichts Gutes. Während sich vier Kollegen auf den Weg an die Donau machten, war Linkohr wie gelähmt sitzen geblieben. Vor seinem geistigen Auge sah er eine nackte Frauenleiche flussabwärts treiben. Wie kaltblütig musste ein solcher Täter sein? Der Jungkriminalist hatte schon viele entsetzliche Verbrechen bearbeitet, nie zuvor aber war ein solches Gewaltpotenzial zutage getreten. Linkohr verkrümelte sich hinter seinem Monitor, während um ihn herum hektisch diskutiert wurde. Er rief Häberle an, der auf dem Weg in Richtung Quedlinburg war, um von den dortigen Kollegen Einzelheiten über Uwe Wollek zu erfahren, der offenbar auch regen Kontakt mit Mariotti gepflegt hatte.
    Häberle spürte, wie ihm irgendetwas die Kehle zuschnürte. Er hatte Mühe, sich auf die Straße zu konzentrieren, als ihm Linkohr von dem Kleiderfund in der Donau berichtete.
    »Machen Sie weiter wie besprochen«, sagte der Chefermittler schließlich und Linkohr wusste, was gemeint war. Häberle hatte ihm bereits nach dem gestrigen Telefonat empfohlen, das scharfe S nicht aus den Augen zu verlieren und alle am Fall beteiligten Personen dahin gehend zu überprüfen, wie sie das Wort Straße schrieben.
    »Ich knöpfe mir heut Vormittag noch den Schweizer vor«, sagte Linkohr und brachte damit zum Ausdruck, dass er wusste, was gemeint war. Nachdem er bemerkt hatte, wie wortkarg Häberle geworden war, beendete er das Gespräch.
    Eine halbe Stunde später saß er bereits Schweizer gegenüber. Er hatte ihn im Albwerk angerufen und erklärt, dass er ihn dringend sprechen müsse. Um einen gläsernen Tisch waren sechs dunkelblau bezogene Polsterstühle gruppiert, an den Wänden hingen bunte, abstrakte Gemälde. »Die Kripo geht bei uns ein und aus«, stellte Schweizer ironisch fest, doch es klang überhaupt nicht komisch.
    »Nicht mehr lange, hoffe ich«, entgegnete Linkohr selbstbewusst, obwohl er sich schlapp fühlte. »Ich will Sie auch gar nicht über Gebühr strapazieren.« Er sah in unsichere Augen, erklärte, dass alles reine Routine sei und dass er herzlich darum bitte, nichts zu verheimlichen, was zur Klärung des Falles beitragen könnte.
    »Ich weiß zwar nicht, weshalb Sie ausgerechnet zu mir kommen«, meinte Schweizer empört. »Dass ich, na ja, sagen wir es mal so, enge Beziehungen zu Frau Büttner habe, kann ja kein Kriterium sein.« Er hüstelte und lehnte sich zurück. »Sie wird aber bereits genug bedrängt, wenn ich das mal so sagen darf.«
    »Bedrängt?« Linkohr staunte.
    »Ja, dieser Taler spielt sich neuerdings auf, als sei er der Schnüffler vom Dienst. Eine Art Detektiv.« Schweizer sagte dies mit gedämpfter Stimme, als habe er Angst, jemand anderes außer Linkohr könnte es hören.
    »Taler bedrängt Frau Büttner?«
    »Nicht wie Sie jetzt vielleicht denken mögen – nein. Er war wohl bei ihr.« Es klang verlegen. »Er vermutet, sie könnte Kontakte zu Frau Rothfuß haben.«
    »Und, hat sie?«
    Schweizer zuckte mit den Schultern. »Fragen Sie sie doch selbst.«
    Linkohr musste sich eingestehen, an solche Verbindungen bislang nicht gedacht zu haben.
    Schweizer zögerte. »Gaby, ich meine, Frau Büttner, sie hatte tatsächlich Kontakt zu ihr. Oder besser gesagt: Es war umgekehrt. Aber sie will nicht, dass es öffentlich wird.«
    »Wird es ganz bestimmt nicht«, versicherte Linkohr höchst interessiert. »Wann war das?«
    »Am Dienstagabend«, erwiderte Schweizer und fügte an: »Vor der Nacht, in der sie verschwunden ist.«
    »Und worum ging es dabei?«
    »Sie sollten Frau Büttner selbst befragen. Aber sagen Sie ihr bitte nicht, dass ich Ihnen den Tipp gegeben habe.« Er schwitzte, obwohl es in dem Besprechungszimmer nicht warm war.
    Linkohr wollte nicht weiter bohren, sondern zog einen Notizblock aus der Tasche, reichte einen Kugelschreiber nach und bat seinen Gesprächspartner: »Könnten Sie mir einen Gefallen tun?« Er wartete die Antwort nicht ab. »Schreiben Sie doch bitte das Wort Straße.«
    Schweizer verzog das Gesicht zu einem verkrampften Lächeln. »Wie bitte? Straße?«, wiederholte er.
    »Ja,

Weitere Kostenlose Bücher