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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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oder so etwas Ähnliches. Wir haben bisher nicht oft miteinander gesprochen. Er ist viel unterwegs, wegen seiner Arbeit. Er befasst sich wohl auch mit neuen Energieformen, wenn ich ihn richtig verstanden habe. Na ja, ob das Prahlerei war, kann ich natürlich nicht beurteilen – jedenfalls hat er gesagt, er habe Kontakte zu allen Großkonzernen.«
    »Hat er dabei etwas Konkreteres erwähnt?«
    »Nein«, schüttelte Veil den Kopf. »Nur einmal hat er beiläufig gesagt, er habe dank eines glücklichen Umstands die spätere Chefin von Estromag kennengelernt.«
    Häberle schluckte. Sein Blutdruck stieg. »Estromag?«
    »Ja, dieser Energiemulti«, erklärte Veil, ohne zu wissen, dass er dies nicht hätte tun müssen. »Die Wolleks, also Uwe, seine Eltern und wohl noch einige Geschwister, sind irgendwo in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen und haben vor dem Mauerbau Anfang der 60er in den Westen rübergemacht. Weshalb gerade nach Bremen, das weiß ich nicht, hat er nicht gesagt.« Er überlegte. »Oder vielleicht doch. Meine Frau wüsste das vielleicht, aber sie kommt erst am späteren Nachmittag zurück.«
    »Und von Bremen ist Herr Wollek wieder hierher zurück?«, ließ sich Häberle nicht ablenken.
    »Wie das alles so war, kann ich Ihnen nicht sagen, Herr Häberle«, erklärte Veil.
    Der Chefermittler gab sich damit zufrieden. »Nur noch eine Frage: Hat Herr Wollek gesagt, was er in Norwegen macht?«
    »Angeln.«
     
    *
     
    »Sie angeln?«, fragte Linkohr, als auch er einen Garten betrat. Er hatte an diesem sonnigen Freitagnachmittag noch einmal den Naturschützer Braun aufgesucht, um ihm einige Routinefragen zu stellen. Linkohrs Gedanken kreisten aber um die Ermittlungen an der Donau, wo inzwischen Klarheit bestand, dass die aufgefundenen Kleidungsstücke von Silke Rothfuß stammten. Doch obwohl zahlreiche Berufstaucher eingesetzt waren, gab es keine Spur von der Frau, von der man befürchten musste, dass ihre nackte Leiche irgendwo in dem bei Lauingen aufgestauten Fluss lag. Die Donau hatte dort den sogenannten Faiminger Stausee gebildet, sodass die Strömungsgeschwindigkeit sehr langsam war. Wie weit unter diesen Bedingungen die Kleidungsstücke in den vergangenen Tagen abgetrieben werden konnten, blieb vorläufig rätselhaft. Natürlich bestand auch die Möglichkeit, dass sie der Täter im Auto stromab- oder gar stromaufwärts gefahren und dort beseitigt hatte. Außerdem, so überlegte Linkohr, bedeutete der Fundort der Kleider keinesfalls, dass die Frau in unmittelbarer Nähe festgehalten wurde oder – noch schlimmer – getötet worden war.
    Braun drehte sich um. Er hatte den Kriminalisten nicht kommen hören. Doch weil das Gartentürchen offen und Braun von der Straße aus in seiner Gerätehütte zu sehen war, hatte Linkohr gleich den direkten Weg gewählt.
    »Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe«, entschuldigte sich Linkohr, »aber ich habe eigentlich nur eine Bitte, mit der ich alle aus dem Umfeld des Falles konfrontieren muss.« Er zog wieder seinen Notizblock und den Kugelschreiber heraus, um beides auf eine zerschundene Werkbank zu legen, an der ein Schraubstock angebracht war und wo er eine schwenkbare Vorrichtung erkannte, in der eine Bohrmaschine fest verankert war. Damit ließen sich offenbar in Bretter oder Metallteile, die auf der Werkbank lagen, exakte Löcher bohren, dachte Linkohr, dem der Geruch nach vermodertem Holz in die Nase stieg.
    Braun schob ein altes Röhrenradio beiseite, dessen Vorderseite er gerade abgeschraubt hatte, und sah den Ermittler verwundert an. »Ob ich angele, haben Sie gefragt?«, kam er auf die Frage Linkohrs zurück.
    »Ich sehe die Angelruten hier«, erwiderte Linkohr und deutete auf die Utensilien, die an der Außenwand in der Sonne lehnten.
    »Ich weiß«, grinste Braun, »Naturschutz und Angeln – manche haben da Probleme, beides miteinander zu verbinden. Aber nichts ist schlecht, wenn man es im Einklang mit der Natur macht. Der Mensch hat schon immer geangelt …«
    »Dazu braucht man jede Menge Angelschnüre«, unterbrach ihn Linkohr und ließ sein Gegenüber nicht aus den Augen.
    Brauns Gesicht verzog sich in dem diffusen Licht in der Hütte zu einem verkrampften Lächeln. »Jede Menge nicht, Herr Linkohr – wie kommen Sie denn darauf? Man hat zwar immer Ersatz dabei, aber …«
    »Schon gut«, wehrte der Polizeibeamte ab und deutete auf den Notizblock. »Nur ein Wort sollten Sie schreiben – Straße.«
    »Wozu soll das gut sein?«
    »Bitte – nur

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