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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Straße«, wiederholte Linkohr ruhig und hatte Mühe, seine Unruhe zu verbergen.
    Braun griff zum Kugelschreiber und begann zu schreiben: Stra – ein kurzes Überlegen, nur den Bruchteil einer Sekunde, wie Linkohr es empfand, dann schrieb Braun zügig weiter: ße. Er legte den Kugelschreiber auf die Werkbank und schob den Notizblock in Richtung Linkohr. »Was haben Sie eigentlich gedacht, was ich jetzt schreibe?«, fragte Braun spöttisch.
    Linkohr sah sich herausgefordert. »Gegenfrage: Mit diesem Ding da«, er zeigte auf die Bohrvorrichtung, »kann man da auch Steine durchbohren?«
    Braun schien zur Salzsäule zu erstarren.
    Linkohr steckte Block und Kugelschreiber ein und verließ die Hütte ohne ein weiteres Wort.

44
    Später Nachmittag in Leipzig. Häberle hatte sich bereits am vorigen Tag einen Termin bei einem Abteilungsleiter der Energiebörse geben lassen, der befugt war, Auskünfte zu erteilen. Nachdem er das Auto in einer Tiefgarage abgestellt hatte, saß er unerwartet schnell dem angekündigten Gesprächspartner gegenüber. Die beiden Männer wirkten ein wenig verloren in einem Konferenzraum, der Platz für ein Dutzend Personen geboten hätte. Häberle nahm am schmalen Ende des ovalen Tisches Platz, während sich ihm der Endzwanziger, wie er den Nadelstreifenträger mit den Stoppelhaaren und dem Dreitagebart einschätzte, schräg gegenübersetzte. Genau so hatte sich Häberle diese angeblich so jungen und dynamischen Emporkömmlinge an der Börse vorgestellt, wo spekuliert und geordert wurde, wo Termingeschäfte und womöglich allerlei sonstige risikoreiche Spielchen veranstaltet wurden. Was unterscheidet diese Einrichtung hier von einem Spielkasino, überlegte der Kriminalist, oder von den Bankern, die vergangenes Jahr die Weltwirtschaft vor enorme Probleme gestellt hatten? Hier ging es um ein wertvolles Gut, nämlich die Energie, nach der die Welt hungerte – doch das Wohl und Wehe der Kunden lag in den Händen von Spekulanten.
    »Mich interessiert in erster Linie Herr Mariotti«, machte Häberle weiter, nachdem er seinem Gesprächspartner, auf dessen Visitenkarte ›Boris Feuerstein – Teammanager‹ stand, in wenigen Worten erklärt hatte, worum es ging. Mariottis gewaltsamer Tod und der Brand in seiner Einzimmerwohnung in Leipzig hatte sich hier längst herumgesprochen.
    »Herr Mariotti war mit nichts Geheimem beauftragt, falls Sie das vermuten«, erklärte der aalglatte Jungmanager und zupfte sich ein imaginäres Staubkorn vom linken Jackenärmel. »Er gehörte zu meinem Team und hat die Orders entgegen genommen. Wie wir dies alle tun. Ein Job, Herr Häberle, der an den Nerven zehrt.«
    Was hast du schon für eine Ahnung davon?, dachte Häberle, verzog sein Gesicht aber zu einem verbindlichen Lächeln.
»Es soll schon Fälle gegeben haben, da wurde mit Manipulationen versucht, den Strompreis zu beeinflussen.«
    Feuerstein lehnte sich selbstgefällig zurück. »Fälle? Sprechen Sie von Fällen? Herr Häberle«, er runzelte abschätzig die braun gebrannte Stirn, »wenn es da einmal eine Sache gegeben hat, die – warum auch immer – den Anschein erweckt hat, es sei etwas nicht korrekt abgelaufen, dann sollten Sie sich etwas genauer informieren.«
    Häberle ließ sich nicht beirren, von einem solchen Jungspund schon gar nicht. »Es soll ziemlichen Ärger um Dokumente gegeben haben, die jemand publik machen wollte.«
    »Entschuldigen Sie, Herr Häberle, aber diese Medienkampagnen von wegen Spekulanten, die den Strompreis in die Höhe treiben wollen – das entbehrt jeglicher Grundlage. Nichts, was hier geschieht, ist illegal. Ganz im Gegenteil: Die European Energy Exchange wurde vor sieben Jahren gegründet – eine Fusion übrigens mit der seit 2000 bestehenden Energiebörse in Frankfurt am Main.«
    Der Ermittler mimte den Lockeren. »Herr Feuerstein, machen wir uns nichts vor. Wo es um viel Geld geht, um Einfluss und um Spekulationen, da liegt bei manchen Herrschaften die Hemmschwelle sehr niedrig. Ich frage Sie deshalb: Hätte, wenn es denn so gewesen wäre, Mariotti Zugang zu Daten haben können, mit denen der Nachweis für derlei Versuche möglich wäre?«
    »Wenn es jemand darauf anlegt, Verleumdungen in Umlauf zu bringen, wird er in jedem Unternehmen Material finden, das sich dazu verwenden lässt – auch wenn nichts dran ist an dem, was behauptet wird. Und in den heutigen Sensationsmedien wird irgendein Boulevardblatt oder ein Skandal-TV-Magazin anbeißen und Ihnen für eine angeblich

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