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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sein Gesicht zu einem gequälten Lächeln, »sie bewegt sich in der Hierarchie fünf Etagen über uns.«
    »Und doch scheint es Direktkontakte zu geben.«
    »Zu wem?«
    Häberle gab sich ahnungslos. »Wenn wir das so genau wüssten. Jedenfalls taucht der eindrucksvolle Namen immer mal wieder in unseren Akten auf.«
    Frederiksen wagte offenbar keine Nachfrage.
    »Das kann man ruhig sagen«, entschied seine Ehefrau, die offenbar unter dem psychischen Druck der vergangenen Tage endlich ein Ventil brauchte, das ihr Erleichterung verschaffte. »Mein Vater hat den Namen auch erwähnt.« Sie sah ihn von der Seite zweifelnd an. »Ich kann mich genau entsinnen. Sein Kollege Wollek soll mal beiläufig gesagt haben, dass er sie persönlich kenne.«

32
    Bodling befand sich in heller Aufregung. So hatten ihn seine engsten Mitarbeiter selten erlebt. Mehrmals war versucht worden, Silke Rothfuß zu Hause zu erreichen, doch dort ging niemand ans Telefon. Und die Anrufe aufs Handy wurden mit dem automatischen Hinweis, dass der Teilnehmer vorübergehend nicht erreichbar sei, auf die Mailbox umgeleitet. Weil die junge Frau als äußerst zuverlässig galt und, soweit Bodling sich entsinnen konnte, niemals unentschuldigt zu spät gekommen war, geschweige denn fehlte, hatte er einen Mitarbeiter der Zählerkontrolle gebeten, bei ihr vorbeizufahren. Silke Rothfuß bewohnte eine Einliegerwohnung im Nachbarort Kuchen, oberhalb der Bahnlinie an einem sonnigen Hang.
    Bodling ließ sich in seinen Bürostuhl fallen. »Sie sind sich absolut sicher, an der richtigen Adresse zu sein?«, fragte er den Anrufer und hoffte, dass alles ein Irrtum war. Doch der Mann, den er selbst zur Wohnung von Frau Rothfuß geschickt hatte, ließ keinen Zweifel aufkommen. Er wiederholte den Straßennamen und die Hausnummer und betonte: »Der Name Rothfuß steht auch am Briefkasten am Gartenpfosten.«
    »Und wo ist sie?«, gab sich Bodling ungeduldig, sprang auf und drehte sich zum Fenster, wie er es in großer Aufregung immer zu tun pflegte.
    »Keine Ahnung. Die Nachbarn sagen, sie hätten sie heute noch nicht gesehen.«
    »Andere Hausbewohner gibt es nicht?«
    »Ein berufstätiges Ehepaar, meinen die Nachbarn. Aber die beiden sind wohl bei der Arbeit.«
    »Und alles in Unordnung, sagen Sie?«, wiederholte Bodling wie in Trance, was er gleich zu Beginn des Gesprächs erfahren hatte. Er verdrängte den Gedanken, seiner Aushilfssekretärin könnte etwas zugestoßen sein.
    »Ja, so sieht’s aus, wenn man durch ein Fenster schaut. Viel Zeug liegt auf dem Boden rum und die Schränke stehen alle offen«, sagte sein aufgeregter Mitarbeiter und erklärte weiter: »Die Einliegerwohnung hat einen eigenen Zugang auf der Rückseite, wo’s in den Garten runtergeht.«
    Bodling hörte gar nicht richtig zu. »Danke«, sagte er und spürte seine trocken gewordene Kehle. Er legte auf und blieb wie erstarrt stehen.
    Jetzt konnte es richtig gefährlich werden. Auch für ihn.

33
    »Würzburger Muschelkalk«, sinnierte eine junge Frau aus der Sonderkommission. »Wieso nimmt man eigentlich solche Steine, um hier in der Schwäbischen Alb Gartenmauern zu errichten? Wir haben schließlich selbst genügend Steine.«
    »Gute Frage«, entgegnete ihr Kollege, der sich neben sie gesetzt hatte. »Steine hat die Schwäbische Alb mehr als genug. Nur sind es halt Kalksteine. Und die verwittern ziemlich stark. Sind nicht frostsicher, sagen die Experten.«
    »Dann sind die beiden Steinblöcke, mit denen wir’s zu tun haben, also keine Seltenheit.«
    »So kann man es ausdrücken«, grinste der junge Mann. »Wir haben deshalb nur die Aufgabe, rauszufinden, wo zwei dieser Steine fehlen.«
    Seine Kollegin wusste nicht so recht, ob sie sich auch amüsieren sollte. Jedenfalls hatte Häberle darum gebeten, dass sie beide die mögliche Herkunft dieser Steine in Erfahrung bringen sollten. Eine geradezu hoffnungslose Aufgabe, meinten sie. Doch Häberle bestand darauf, auch diese Spur, und mochte sie noch so sinnlos erscheinen, zu verfolgen.
    Linkohr sollte sich des Speichersticks annehmen, tat dies dann auch mit etwas mehr Begeisterung als seine beiden Kollegen. Er zog sich in eines der kleinen Büros zurück, steckte den Stick in den USB-Anschluss des Computers und klickte die Dateien an. Sie waren mit Biber eins bis drei gekennzeichnet.
    Der Jungkriminalist öffnete die erste Datei, worauf sich ein Dokument mit einer ausführlichen Abhandlung über den Biber als das streng geschützte Nagetier Mitteleuropas

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