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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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Lagonda. Durch das offene Fenster erwiderte ich seinen Blick. Ich sah, wie er den ersten Schritt in meine Richtung tat... sehr, sehr langsam... Dann machte er einen zweiten Schritt...
     
Mein Gott! dachte ich sofort. Den haben die Spirochäten erwischt! Er hatte den trägen, wackligen Gang, den schlenkernden, stelzenden Schritt eines Mannes mit lokomotorischer Ataxie. Bei jedem Schritt hob er das Knie vor sich hoch in die Luft und setzte dann den Fuß heftig wieder auf den Boden, als wolle er ein gefährliches Insekt zertreten.
     
Ich dachte: Es wäre besser, hier zu verschwinden. Es wäre besser, den Motor anzulassen und so schnell wie möglich hier abzuhauen, bevor er mich erreicht. Aber ich wusste, dass ich das nicht konnte. Ich musste Benzin haben. Ich saß im Wagen und starrte auf diese Schreckensgestalt, die mühsam über den Sand herangestapft kam. Er musste die ekelhafte Krankheit schon Jahre und jahrelang haben, sonst hätte sie sich nicht zur Ataxie entwickelt. Tabes dorsalis nennt man das in Fachkreisen. Pathologisch bedeutet diese Bezeichnung, dass das Opfer an einer Degeneration des Rückenmarks im unteren Teil der Wirbelsäule leidet. Doch, oh, meine Freunde, und ach, meine Feinde, in Wirklichkeit ist es viel schlimmer als das: Es ist ein schleichender und unerbittlicher Verfall der entscheidenden Nervenfasern des Körpers, hervorgerufen durch die Gifte der Syphilis.
     
Der Mann - der Araber, wie ich ihn nennen werde - blieb genau neben der Wagentür auf meiner Seite stehen und glotzte durch das Fenster. Ich lehnte mich etwas zur anderen Seite hin und betete, dass er bloß nicht noch einen Millimeter näher kommen möge. Zweifellos war er einer der lädiertesten Menschen, die ich je gesehen habe. Sein Gesicht glich einer zernagten und von Würmern zerfressenen alten Holzschnitzerei. Bei diesem Anblick fragte ich mich, an wie vielen anderen Krankheiten außer der Syphilis der Mann wohl noch leiden mochte.
     
«Salaam», murmelte er.
     
«Machen Sie den Tank voll», wies ich ihn an.
     
Er rührte sich nicht. Mit großem Interesse inspizierte er das Innere des Lagonda. Ein fürchterlicher Kloakengeruch wehte von ihm herüber.
     
«Los! », sagte ich scharf. «Ich möchte Benzin haben! »
     
Er sah mich an und grinste. Es war mehr eine hämische Grimasse als ein Lächeln, ein unverschämtes, spöttisches Grinsen, das zu sagen schien: «Ich bin der König der Zapfsäule von Bir Rawd Salim! Rühr mich an, wenn du es wagst! » In einem seiner Augenwinkel hatte sich eine Fliege niedergelassen. Er machte keinen Versuch, sie zu verjagen.
     
«Sie möchten Benzin? », fragte er herausfordernd.
     
Ich war nahe daran, ausfallend zu werden, beherrschte mich aber gerade noch rechtzeitig und antwortete höflich: «Ja, bitte, ich wäre Ihnen sehr dankbar. »
     
Ein paar Sekunden lang beobachtete er mich verschlagen, um sicherzugehen, dass ich mich nicht über ihn lustig machte. Dann nickte er, als sei er jetzt mit meinem Benehmen zufrieden. Er wandte sich ab und begab sich langsam zum hinteren Ende des Wagens. Ich langte nach meiner Flasche Glenmorangie-Whisky im Türfach, schenkte mir einen kräftigen Schluck ein und trank langsam. Das Gesicht dieses Mannes war weniger als einen Meter von meinem entfernt gewesen. Sein stinkender Atem war in den Wagen geströmt... und wer weiß, wie viele Billionen fliegender Viren mit ihm hineingeströmt waren? Bei solchen Gelegenheiten ist es eine feine Sache, sich Mund und Kehle mit einem Tropfen Whisky von den Highlands zu sterilisieren. Außerdem ist der Whisky ein Trost. Ich leerte das Glas und schenkte mir noch eines ein. Bald fühlte ich mich nicht mehr so beunruhigt. Mein Blick fiel auf die Wassermelone, die neben mir auf dem Sitz lag. Eine Scheibe davon würde jetzt sehr erfrischend sein. Ich nahm mein Messer aus dem Futteral und schnitt ein dickes Stück heraus. Dann holte ich mit der Messerspitze sorgfältig alle schwarzen Kerne hervor, die ich säuberlich in den Rest der Melone fallen ließ.
     
Ich saß da, trank den Whisky und aß die Melone. Beides war köstlich.
     
«Benzin ist fertig», sagte der grässliche Araber und erschien wieder am Fenster. «Ich sehe jetzt Wasser nach und Öl. »
     
Mir wäre es lieber gewesen, wenn er seine Hände vom Lagonda gelassen hätte, aber um keinen Streit zu riskieren, schwieg ich. Er ging schwerfällig zum vorderen Ende des Autos und sah dabei ungefähr so aus wie ein betrunkener SA-Mann, der im Zeitlupentempo im

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