Kuscheltier-Grauen
das Thema. »Wie kommen wir hinein?« Tatendurstig rieb er seine Handflächen gegeneinander.
»Ich dachte, daß wir uns zunächst einmal die Rückseite ansehen.«
»Nichts dagegen.«
Es war nicht weit, bis wir das Ziel erreicht hatten. Wir sahen auch das Fenster, durch das Meggy Ryan in das Zimmer ihres Sohnes geschaut hatte. Nur fiel der Lichtschein nicht mehr so hell nach draußen. Er war sehr schwach geworden.
Es lag daran, daß irgend jemand — wahrscheinlich Ernie — einen Vorhang von innen her gegen die Scheibe gezogen hatte. Wir konnten nichts erkennen.
»Der scheint mitgedacht zu haben!« flüsterte Suko.
»Leider.«
»Willst du hier hinten einsteigen?«
»Ich weiß noch nicht. Vielleicht sollten wir erst an der Frontseite die Lage peilen. Hineinschielen, genug helle Fenster gibt es ja.«
»Nichts dagegen.«
Der Weg war nicht weit. Wir ließen uns jedoch Zeit, weil überall Gefahren lauern konnten.
Zur Vorderseite hin waren einige Fenster erleuchtet und auch nicht von innen abgedeckt. Das Licht fiel scharf nach draußen, wo es sich allerdings bald zu einem schwammigen Gebilde innerhalb der Dunstwolken auflöste. Der Lincoln stand noch da. Wir hielten uns im Schutz der Verandapfosten auf, man konnte uns nicht sehen, wenn man von innen her in die Nacht hineinschaute.
Und doch mußte man aufmerksam geworden sein. Dabei hatten wir Glück, daß wir so günstig standen, denn zwei Suchscheinwerfer, irgendwo unter dem Dach des Hauses angebracht, schickten ihre breiten Strahlen in den wallenden Nebel hinein und schafften es sogar, ihn an bestimmten Stellen regelrecht aufzureißen.
Kurz danach peitschte eine fremde Stimme auf, aber Suko schrak bei deren Klang zusammen. »Wir wissen, daß ihr da draußen steckt. Und wir werden euch holen.«
In das Echo der Worte hinein erklang das harte Hämmern einer Maschinenpistole…
***
Celia Ryan schloß die Tür und spürte, daß ihr Herz überlaut klopfte. Die Ankunft der beiden Männer hatte sie aus dem Konzept gebracht. Sie wußte nicht, wer sie waren, hörte nur auf ihr Gefühl und den ersten Eindruck. Dabei kam sie zu dem Entschluß, daß es sich bei ihnen nicht gerade um Freunde gehandelt hatte.
Eher etwas anderes.
Polizisten… Bullen…
Celia schluckte. Alles konnte sie in dieser Nacht vertragen, nur nicht den Besuch neugieriger Schnüffler. Sie beschloß, vorerst nichts zu sagen und sich auch nichts anmerken zu lassen, als sie zurück in die gemütlich eingerichtete Wohnhalle ging, wo die Möbel den Charme der zwanziger Jahre zeigten. Celia hatte sie geerbt. Sie paßten in dieses Holzhaus, sorgten für eine wohnliche, warme Atmosphäre, die allerdings von den drei Besuchern ad absurdum geführt wurde.
Zumindest zwei von ihnen strömten die Kälte des Todes aus. Quinton und Kumo hatten sich wieder bewaffnet. Sie lehnten an der nach oben führenden Treppe, während Cyril F. Koonz in einem der breiten Sessel hockte und seine Dominosteine lutschte. Er trug seine Standardkleidung, den schwarzen Anzug und das weiße Hemd. Sein Mantel lag neben dem Sessel auf dem Boden. Er wirkte wie eine große, dunkle Wurst.
Die Schachtel mit den Schokoladenwürfeln stand auf seinen Oberschenkeln. Auch wenn er einen so harmlosen Findruck machte, ihm entging nichts. Die Augen befanden sich in ständiger Bewegung. Der weißblonde Quinton und sein farbiger Kumpan Kumo kontrollierten die Halle ebenfalls. Kumo verließ sich auf eine Maschinenpistole, der Weißgefärbte auf zwei schwere Revolver. Wie immer trug auch er seine übliche Kleidung. Leder vom Hals bis zu den Fußspitzen. Die silbernen Nieten auf der Jacke glänzten im Licht der Lampe.
»Wer war es denn?« fragte Koonz kauend, als Celia nachdenklich in die Halle zurückkehrte.
»Zwei Fremde.«
»So?« Koonz griff zum nächsten Stein. »Hatten sie sich verlaufen?«
»Nein, sie wollten mich sprechen.«
»Und weshalb haben Sie nicht mit ihnen geredet? Ich habe sie leider nicht hören können, wegen des Windfangs.«
Celia kam sich vor wie bei einem scharfen Verhör, tat aber nichts dagegen. Die drei Männer strömten eine Eiseskälte aus, die auch ihr Furcht einjagte. »Ich wollte sie nicht sprechen. Außerdem haben wir etwas anderes zu tun.«
»Sehr richtig.« Koonz zerkaute einen Würfel und drehte schwerfällig den Kopf nach links. An der Treppe vorbei führte ein Gang in die hinteren Räume des Erdgeschosses. »Bisher haben wir von Ihrem Enkel noch nichts gesehen. Wann kommt er?«
»Das dauert noch etwas.
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